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Monumentale Spuren einer Hochkultur

Die Schrift sowie die komplexe Mathematik der Maya konnten Archäologen bereits enträtseln. Vieles andere bleibt aber ein Mysterium, so dass sich die Anfänge dieser Hochkultur verlieren. Nun jedoch soll eine Grabung Licht ins Dunkel dieser Geschichte gebracht haben.

Von Dagmar Röhrlich | 29.04.2013
    Heute wie vor Jahrtausenden ziehen die Pyramiden der Maya ihre Betrachter in den Bann. Allerdings fällt die Idee, solche Bauwerke zu errichten, nicht einfach vom Himmel. Auch Zivilisationen entwickeln sich. Dazu, wie vor rund 3000 Jahren der Aufstieg der Maya-Kultur begann, gibt es zwei widerstreitende Theorien. Die eine besagt, dass die Maya als Nomaden an der Golfküste Mexikos die ältere Kultur der Olmeken übernahmen. Die andere Theorie sieht die Maya als eigenständig an. Grabungen in der Ruinenstadt Ceibal im Tiefland Guatemalas lassen nun ein komplexeres Bild entstehen:

    "Wir wussten aufgrund von Grabungen aus den 1960er-Jahren, dass Ceibal schon sehr früh besiedelt worden ist. Uns interessierte die frühe Siedlungsgeschichte und wie der Übergang von einer Gesellschaft aus Jägern und Sammlern zu einer sesshaften Bevölkerung abgelaufen ist. Weil Ceibal rund 2000 Jahre lang besiedelt war, sind unsere Ausgrabungen schwierig und reichen bis zu elf Meter tief in den Boden hinein. Dabei fanden wir einen der frühesten zeremoniellen Komplexe im Maya-Gebiet überhaupt."

    nämlich einen Platz mit Erdhügeln und einer Plattform. Diese frühen zeremoniellen Bauwerke öffnen ein Fenster in die Frühzeit der Maya-Zivilisation, erzählt Daniela Triadan, Anthropologin an der University of Arizona:

    "Unsere Ergebnisse belegen, dass einige der Ideen, die später in den Kulturen Mittelamerikas weit verbreitet waren, wie etwa Plätze und Pyramiden zu errichten, in Ceibal früher entstanden sind als bei den Olmeken an der Golfküste."

    Weil Nomaden meist keine kultischen Bauwerke für rituelle Zwecke errichtet haben, ist diese Entwicklung ein Indiz dafür, dass sich die Gesellschaft damals grundlegend verändert haben muss - und zwar sehr schnell. Dahinter steckt, dass die Menschen in Ceibal sesshaft wurden. Takeshi Inomata, Anthropologe an der University of Arizona:

    "Dieser zeremonielle Komplex mit einem Platz, Erdhügeln und einer Plattform ist um 1000 vor Christus zu Beginn der Besiedlung von Ceibal errichtet worden. Zunächst waren diese kultischen Bauwerke klein. Sie wurden dann jedoch immer zahlreicher und größer. Um 800 vor Christus errichteten die Maya in Ceibal eine große Pyramide mit Plattform."

    Es sind die ältesten bislang bekannten Monumentalbauwerke der Maya. Zwar zeigen Details in diesen Bauwerken und die Artefakte in Depots für rituelle Gegenstände, dass die Maya von Ceibal die Kultur der Olmeken kannten. Aber die Gründung ihrer Siedlung geschah nicht unter ihrem direkten Einfluss. Außerdem spiegeln sich den Forschern zufolge in den frühen Funden aus Ceibal Einflüsse anderer Gruppen wider, beispielsweise der Kultur in Chiapas im südlichen Mittelamerika.

    "Es gab damals wahrscheinlich einen kontinuierlichen Austausch zwischen verschiedenen Gruppen. Wir vergessen heute, dass die Menschen weite Strecken wanderten und immer wieder Kontakt mit anderen Gruppen hatten. Manches, was sie sahen, beeindruckte sie, und sie bezogen es in ihre Rituale mit ein. Und das mag wiederum weiter entferntere Gruppen beeindruckt haben."

    Die Wurzeln der Maya-Kultur wären danach verzweigt und die Geschichte Mittelamerikas komplexer als angenommen. Sowohl die Entwicklung von Ceibal, als auch die der Olmeken stehe danach für einen breiteren kulturellen Wandel, der im südlichen Mittelamerika und nördlichen Südamerika ablief. Takeshi Inomata:

    "Damals experimentierten dort verschiedene Gruppen mit neuen Formen der Religion und der sozialen Organisation. Ceibal ist Teil dieses Übergangs."

    In Ceibal seien Kennzeichen dieser Hochkulturen entstanden wie die Pyramiden samt der dazugehörigen Plätze für die öffentlichen Rituale, während sich weitere Aspekte der Maya-Kultur anderswo herausbildeten.