Dienstag, 16. April 2024

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Morddrohung gegen Georg Restle
"Man kann sich das als Netzwerk vorstellen"

Die Morddrohung gegen den WDR-Journalisten Georg Restle sei kein Einzelfall, sagte Simone Rafael von der Amadeu Antonio Stiftung im Dlf. Der Versuch, Menschen zum Schweigen zu bringen, sei eine bekannte Strategie der Rechtsextremen. Neu sei nur, wie sich die Szene organisiere.

Simone Rafael im Gespräch mit Brigitte Baetz | 22.07.2019
Der Journalist Georg Restle
Der Journalist Georg Restle leitet im WDR die Redaktion "Monitor". (picture alliance/Christoph Soeder/dpa)
Aktuell würden sehr viele Drohungen, darunter auch Morddrohungen, verschickt, so Rafael; die studierte Publizistin und Kunsthistorikerin setzt sich bei der Amadeu Antonio Stiftung schon lange mit Rechtsextremismus im Internet auseinander und betreut dort das Projekt "Debate // De:Hate" zum Umgang mit Hassrede in Sozialen Netzwerken.
Angriffe wie die gegen Georg Restle seien nicht zentral gesteuert, sondern fänden in einer Art von Netzwerk statt. Technisch würden Rechtsextremisten und –populisten neben offenen Netzwerken wie Facebook und Twitter zunehmend "Dark Social" nutzen, also Informationen über Messenger-Dienste wie WhatsApp, per Mail oder in geschlossenen Gruppen in den sozialen Netzwerken teilen. Hier gebe es "große Abgründe", erklärte Rafael.
"Wir müssen klare Grenzen ziehen"
Der WDR-Journalist Restle hatte am 11. Juli in einem Kommentar für die "Tagesthemen" im Ersten kritisch gegen die AfD Stellung bezogen. So bezeichnete der Journalist die Partei als "parlamentarischen Arm" der Identitären Bewegung - die AfD müsse als "rechtsextremistisch" eingestuft werden, forderte er weiter. Daraufhin hatten zahlreiche AfD-Politiker wie Parteichef Jörg Meuthen Restle verbal hart angegriffen.
Nachdem eine Morddrohung bekannt wurde, stellte der WDR Strafanzeige.
Dieses Vorgehen sei richtig, findet Simone Rafael von der Amadeu Antonio Stiftung. "Wir müssen klare Grenzen ziehen", Straftaten müssten verfolgt werden. Dazu müssten aber auch weitere Strategien entwickelt werden, wie zum Beispiel "Warnsysteme, wenn sich Gruppen radikalisieren". Journalistinnen und Journalisten machten zwar immer wieder Erfahrungen mit Bedrohungen, so Rafael. Doch eine Morddrohung lasse sich nicht "einfach zur Seite schieben".