Freitag, 19. April 2024

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Mordfall Peggy
DNA von Uwe Böhnhardt an Fundort der Leiche entdeckt

Am Fundort der Leiche der neunjährigen Peggy sind DNA-Spuren des mutmaßlichen NSU-Terroristen Uwe Böhnhardt gefunden worden. Das teilten das Polizeipräsidium Oberfranken und die Staatsanwaltschaft Bayreuth am Donnerstag mit. Offen ist aber, ob es einen Zusammenhang zu dem Mordfall gibt.

13.10.2016
    Ein Gedenkstein mit dem Porträt des Mädchens Peggy auf dem Friedhof in Nordhalben.
    Ein Gedenkstein mit dem Porträt des Mädchens Peggy auf dem Friedhof in Nordhalben. (picture alliance / David Ebener)
    In der Erklärung der Ermittler heißt es: "In welchem Zusammenhang diese DNA-Spur gesetzt wurde, wo sie entstanden ist und ob sie in Verbindung mit dem Tod von Peggy steht, bedarf weiterer umfassender Ermittlungen in alle Richtungen." Diese stünden ganz am Anfang.
    Wie die Behörden weiter mitteilten, waren am Fundort zahlreiche Spurenträger sichergestellt worden, die derzeit untersucht werden. Die DNA von Böhnhardt wurde nach Informationen der "Süddeutschen Zeitung" auf einem Stofffetzen entdeckt, der nahe bei den sterblichen Überresten des Mädchens lag.
    Die damals neunjährige Peggy war 2001 im bayerischen Lichtenberg verschwunden. Am 2. Juli dieses Jahres wurde ihr Skelett in einem Waldstück in Thüringen gefunden - nur rund 15 Kilometer von Peggys Heimatort entfernt.
    Mutmaßlicher Täter freigesprochen
    Über mögliche Zusammenhänge zwischen dem NSU und dem Mordfall Peggy war bisher nichts bekannt. Lange gingen die Ermittler davon aus, dass ein geistig behinderter Mann das Mädchen ermordet hatte. Er wurde 2004 zu lebenslanger Haft verurteilt. Die Zweifel an dem Fall waren aber so stark, dass der Prozess neu aufgerollt und der Mann 2014 freigesprochen wurde.
    Beate Zschäpe (v.l.), Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos
    Fahndungsbilder von Beate Zschäpe (v.l.), Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos. (picture alliance / dpa / Foto: Frank Doebert)
    Der mutmaßliche NSU-Terrorist Böhnhardt starb 2011. Wahrscheinlich kam er durch Schüsse seines Mittäters Uwe Mundlos ums Leben, bevor dieser sich selbst tötete. Sie sollen gemeinsam mit Beate Zschäpe laut Bundesanwaltschaft zwischen 2000 und 2007 neun türkisch- und griechischstämmige Kleinunternehmer und eine Polizistin erschossen haben. In München läuft seit mehr als drei Jahren der Prozess gegen Beate Zschäpe - als einzige Überlebende des sogenannten Nationalsozialistischen Untergrunds.
    Linken-Obfrau fordert DNA-Abgleich mit weiteren Fällen
    Mehrere Mitglieder des Thüringer NSU-Untersuchungsausschusses reagierten entsetzt auf die Nachricht des DNA-Funds. Sie verwiesen auch darauf, dass im ausgebrannten NSU-Wohnmobil Kindersachen gefunden worden seien, deren Herkunft bis heute unklar sei.
    Die Linke-Obfrau des Ausschusses, Katharina König, forderte, nun müsse es einen Abgleich der DNA von Böhnhardt sowie der DNA von Mundlos und Zschäpe mit allen ungeklärten Fällen geben, bei denen Kinder und Menschen mit Migrationshintergrund zu Tode gekommen seien. Zudem sei aus ihrer Sicht derzeit völlig offen, ob der Münchner NSU-Prozess gegen Zschäpe so weitergehen könne wie bisher.
    Rechtsanwalt Mehmet Daimagüler, Vertreter der Nebenklage im NSU-Prozess, forderte Zschäpe auf, sich zu den neuen Erkenntnissen im Fall Peggy zu äußern. "Ich würde mir wünschen, dass Frau Zschäpe auch in diesem Fall an der Aufklärung mitwirkt und auspackt, was sie dazu weiß", sagte er dem "Kölner Stadt-Anzeiger".
    (hba/bn)