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Motorsport-Enthusiast bis ins hohe Alter

Er hielt die Rennpiste für sicherer als die Eigernordwand und manche Stadtstraße: Baron Fritz Huschke von Hanstein. Als vielseitig begabter Motorsportler und pfiffiger Geschäftsmann nach dem Krieg zu Porsche und führte das kleine Familienunternehmen aus Stuttgart-Zuffenhausen zu einer Firma von Weltruf.

Von Eduard Hoffmann | 03.01.2011
    Fritz Huschke von Hanstein: "Ich war nie ein ganz großer Langstreckenfahrer oder ein ganz großer Geländefahrer oder ein ganz großer irgendwas. Aber ich habe im Gegensatz zu den meisten anderen meiner Freunde und Kollegen in allen Sparten des Motorsports, sowohl auf dem Zweirad ebenso doch ganz nette Erfolge gehabt, wie auf dem Vierrad, wo ich auch bei Porsche alles gefahren habe, was ankam, inklusive mehrerer Weltrekorde, die ich dann aufgestellt habe."

    Schon als Jugendlicher entwickelte Fritz Huschke Sittig Enno Baron von Hanstein eine Passion für den Motorsport. Am 3. Januar 1911 in Halle an der Saale geboren, verbringt er die Kindheit auf den riesigen Landgütern der Eltern im Werratal sowie in Quedlinburg. 1929 macht er Abitur, kauft sich ein Motorrad und fährt sein erstes Rennen. Der Vater verwehrt jegliche finanzielle Unterstützung. Der ehemalige preußische Husaren-Rittmeister hätte den Sohn lieber im Sattel eines Pferdes gesehen.
    Nach einer landwirtschaftlichen und kaufmännischen Lehre geht der junge Baron 1932 nach England. Auf einem College legt er ein Dolmetscherexamen ab, fährt aber vor allem Motorrad.

    Fritz Huschke von Hanstein: "Da hab ich eigentlich mit dem Motorsport angefangen, das war ja damals die Hochburg der Motorradfahrer, die besten Motorräder der Welt wurden in England gebaut. Und nicht nur auf unserem College, sondern auch sonst war Motorradsport damals sehr, sehr in großem Ansehen."

    Der Aufstieg als Autorennfahrer beginnt 1934 in Deutschland bei den damals noch im Rennsport engagierten Unternehmen Hanomag und Adler. Die Firma Auto Union gibt dem talentierten Motorsportler einen Vertrag als Formel-1-Nachwuchsfahrer. Der wird jedoch hinfällig, als 1937 nach einem Unfall das rechte Schultergelenk versteift. Im Tourenwagen rast der "Autobaron" dennoch von Erfolg zu Erfolg. Bereits 1938 wird er Deutscher Bergmeister.

    Seinen größten Rennerfolg, den Gewinn der Mille Miglia, feiert Huschke von Hanstein Ende April 1940 als SS-Hauptsturmführer unter der nationalsozialistischen Motorsportführung. Die unternimmt alle Anstrengungen, um das berühmte Tausend-Meilen-Rennen in Italien für ihre Propaganda zu nutzen.

    Fritz Huschke von Hanstein: "Mit einem Blockadebrecher aus dem Fernen Osten wurde extra Naturkautschuk hereingebracht, weil die Firma Conti machte damals für uns spezielle Reifen. Und es wurde mit allerhöchster Genehmigung wurden von der Firma BMW damals fünf Autos vorbereitet. Ich hab natürlich mit Freuden ja gesagt. Und das war also auch für BMW und damit auch für Deutschland unter der damaligen Prämisse ein großer Erfolg."

    Nach dem Krieg heiratet der charmante und lebensfrohe Aristokrat die Tochter eines königlich-preußischen Oberamtmanns. 1952 beginnt er seine Karriere bei Porsche.

    Fritz Huschke von Hanstein: "Der damalige Finanzchef hat mit den Ohren geschlackert, weil ich 1500 Mark Gehalt haben wollte. Das war eine Summe, die sprengte jeden Rahmen in der damaligen Zeit. Und dann hat er gesagt: "Und übrigens der bringt ja nichts, der Kerl, der will ja noch Geld ausgeben, Public Relations soll der machen, was ist denn das für n moderner Quatsch." Aber der Ferry Porsche hatte damals das durchgesetzt und ich wurde dann Pressechef und wurde Hausfotograf und Rennleiter und Rennfahrer und Werksführer. Und das Ganze spielte sich ab in einer kleinen Baracke, die, glaube ich, erst vor wenigen Wochen abgerissen ist, zu fünfen hatten wir ein Mädchen zum Schreiben, also das ging schon sehr bescheiden an."

    Schon bald aber trägt die unkonventionelle Arbeit des erfahrenen Motorsportlers und weltgewandten Geschäftsmannes stattliche Früchte. Auf den Rennpisten jagen die Porsche-Modelle von Sieg zu Sieg. Rasant steigen auch die Verkaufszahlen der handgearbeiteten Qualitätssportwagen.

    Als der überall gern gesehene Huschke von Hanstein 1968 offiziell bei Porsche aufhört, hat das kleine Familienunternehmen weltweites Renommee erlangt.

    In mehreren Funktionärspositionen macht sich der Motorsport-Enthusiast bis ins hohe Alter um den internationalen und den deutschen Rennsport verdient, unter anderem als langjähriger Präsident des Automobilclubs von Deutschland.

    Noch mit 62 Jahren fährt er selber Rennen. Baron von Hanstein wird weltweit ausgezeichnet, unter anderem mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse. 1996 stirbt der "Grandseigneur des Automobilsports".