Donnerstag, 18. April 2024

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Formel 1 am Nürburgring - "Es ging ums Geld"

Die Entscheidung für den Nürburgring sei vom Geld getrieben gewesen, sagt Formel-1-Experte Anno Hecker von der FAZ. Denn dort gebe es im Gegensatz zum Hockenheimring zumindest die kleine Hoffnung auf Zuschauer - und damit ein paar Einnahmen, sagte Hecker im Deutschlandfunk. Einen Anschub für den Motorsport in Deutschland erwartet er dadurch nicht.

Anno Hecker im Gespräch mit Astrid Rawohl | 26.07.2020
Die Rennstrecke Nürburgring von oben
Die Rennstrecke Nürburgring von oben (www.imago-images.de)
Mit dem Nürburgring in Rheinland-Pfalz sei die Hoffnung verbunden, dass Zuschauer zu dem Rennen am 11. Oktober 2020 kommen dürfen. "In Hockenheim wäre das nicht der Fall gewesen", sagte Hecker mit Blick auf die Lage in Baden-Württemberg. "Denn in Hockenheim hat die Landesregierung gesagt, dass es auf keinen Fall Zuschauer geben wird." Dann hätte es auch keine Einnahmen geben können. So wären die Organisationskosten von zwei bis drei Millionen auf jeden Fall beim Formel-1-Management hängen geblieben.
In Sachen Geld versuche die Formel 1 derzeit, das herauszuschlagen, was möglich sei. Durch eine reduzierte Zuschauerzahl bliebe die kleine Hoffnung, zumindest kostenneutral zu bleiben.
Wenig Hoffnung auf neue Begeisterung in Deutschland
Das Rennen am Nürburgring könnte durch das große Gelände und die vielen Zugangsmöglichkeiten tatsächlich ein erstes mit zuschauern werden, wenn das Infektionsgeschehen dies ermögliche, sagte Hecker.
Dass ein solches Rennen den Motorsportstandort Deutschland stärke, glaube er jedoch nicht. "Das ist am Ende eine Frage der kommerziellen Berechnung", sagte Hecker. Und mit dem anstehenden Abgang Sebastian Vettels aus der Formel 1 und dem Rückzug von RTL als Haussender der Rennserie öffne sich "ein großes gähnendes Loch", sagte Hecker. "Und wenn man da hineinstürzt, wird die Begeisterung sinken." Er erinnerte an die 80er Jahre, in denen in Deutschland nur 15.000 bis 20.000 Zuschauer zu den Rennen kamen. "Das ist kein Markt für die große Formel-1-Gesellschaft, die gerne 20 bis 25 Millionen pro Rennen einnehmen würde", sagte Hecker.
Für die Organisatoren ginge es nun auch darum, mindestens 15 Rennen abzuhalten, um die Fernsehverträge einzuhalten. Er könne sich vorstellen, dass deshalb beispielsweise gleich drei Mal im britischen Silverstone gefahren werde.