Donnerstag, 28. März 2024

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Mozarts "Requiem" im Wandel der Zeiten
Idealisierte Totenklage und konfessionelles Bekenntnis

Wolfgang Amadeus Mozarts 'Schwanengesang', seine fragmentarische, Mythen umwobene Vertonung der katholischen Totenmesse, ist eines der faszinierendsten Werke geistlicher Musik. Zum einen liegt dies an der umstrittenen Quellenlage des von Franz Xaver Süßmayr vollendeten Requiems, zum anderen an seiner trotz aller Dispute enormen emotionalen Wirkung. Diese führte zu einer andauernden Beliebtheit, die sich auch in einer kaum überschaubaren Anzahl an Einspielungen niederschlug.

23.10.2014
    Zudem ergaben sich in der Frühphase der Schallplattenindustrie konkrete Anlässe, das Werk aufzuführen. So leitete Victor de Sabata 1941 in Rom eine Aufnahme zu Ehren von Mozarts 150. Todestag und um das Jubiläumsjahr 1956 herum waren Karl Böhm und Lorin Maazel nur zwei von vielen Dirigenten, die sich des Werkes annahmen. Trotz mancher individueller Färbung der Realisationen ähneln sich viele frühe Aufnahmen, da sie allesamt die Süßmayr-Fassung nutzten und auf einen großen Chor mit voluminösem Orchestersound setzten. Erst in den 70er-Jahren wurde diese immer stärker in Frage gestellt und es gab alternative Lösungen. Im Zuge der Rückbesinnung auf die historische Aufführungspraxis experimentierte man dann mit Besetzung, Tempi, Artikulation und Phrasierung.