Freitag, 29. März 2024

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"Mr. Gay Syria" und "Palmyra" im Kino
Neue Bilder vom Krieg in Syrien

"Mr. Gay Syria" und "Palmyra" sind gleich zwei dokumentarische Filme mit neuen ungewohnten Eindrücken aus Syrien. Beide Filme verdeutlichen, dass der Krieg auch ein Kampf um Bilder ist - und wie nah uns Syrien und die Syrer sind.

Rüdiger Suchsland im Gespräch mit Anja Reinhardt | 06.09.2018
    Mahmoud Hassino, Hauptorganisator und Initiator des Wettbewerbs Mr. Gay Syria, bei der Premiere des gleichnamigen Dokumentarfilms im Odeon-Kino auf der Severinstraße. Köln, 04.09.2018
    Mahmoud Hassino, Hauptorganisator und Initiator des Wettbewerbs "Mr. Gay Syria" (imago / C. Hardt / Future Image)
    Auf sehr unterschiedliche Weise wird in den Filmen "Mr. Gay Syria" und "Palmyra" der Krieg in Syrien zum Hintergrund für Geschichten, die dokumentarisch erzählt werden. In "Mr. Gay Syria" geht es um den homosexuellen Hussein, der an dem Schönheitswettbewerb "Mr. Gay World" teilnehmen möchte, es aber nicht darf. Er hat nämlich kein Visum bekommen.
    Der Film erzähle, so Filmkritiker Rüdiger Suchsland, eine "gute Geschichte". Denn er zeige neue Bilder von Syrern, von Flüchtlingen und den muslimischen Kulturen. Der Kampf um sexuelle Selbstbestimung im Nahen Osten erweist sich auch als ein Kampf der Bilder.
    "Palmyra" - Faustpfand im Propagandakrieg
    Auf ganz andere Art erzählt der Essay-Film "Palmyra" vom syrischen Bilderkrieg. Die antike Ruinenstadt Palmyra, die seit 1980 auch UNESCO-Weltkulturerbe ist, wurde zu einem Faustpfand in der Propagandaschlacht um Syrien. Das Assad-Regime und seine Gegner machten Palmyra zu einer steinernen Geisel. Die IS-Terroristen zelebrierten Zerstörung und Vernichtung der Anlage. Terror als "Bildakt", als visuelle Tat, hinter der auch die Einsicht steht: Wäre Palmyra für den Westen kulturell nicht so bedeutend, hätte der IS es auch nicht zerstören wollen.
    In beiden Filmen - "Mr. Gay Syria" und "Palmyra" - geht es um Bildpolitik. Es wird deutlich, dass die Verhältnisse komplizierter sind als es Nachrichtenbilder vermitteln. Und dass Syrien kein fernes Land ist.