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München meint es ernst

Während die Bundesregierung die vier großen Stromkonzerne mit längeren Atomlaufzeiten beglückt, geht man woanders längst und ganz bewusst andere Wege. Die Stadtwerke München wollen, dass ab 2025 aus ihren Steckdosen 100 Prozent Ökostrom fließt.

Von Verena Kemna | 27.10.2010
    Die Landeshauptstadt München hat ein ehrgeiziges Ziel: Spätestens bis 2030 sollen die CO2-Emissionen pro Kopf auf Basis des Jahres 1990 halbiert werden. Wesentlich dabei ist die Ökostromoffensive der Stadtwerke München. Zu den geplanten Ausbaumaßnahmen zählen der Neubau von drei Klein-Wasserkraftwerken ebenso wie Investitionen in Geothermie-Anlagen und Windkraftparks. Schon in fünf Jahren sollen sich alle Münchner Privathaushalte mit dem Ökostrom der eigenen Stadtwerke versorgen können, erklärt Florian Bieberbach der Kaufmännische Geschäftsführer.

    "Man kann sich das so vorstellen, ein großer Windpark versorgt vielleicht so 200.000 Haushalte, 800.000 Haushalte gibt es in München, aber die Haushalte verbrauchen nicht einmal ein Drittel des Stromverbrauchs in München. Also man sieht, es müssen doch einige sehr große Projekte realisiert werden bis wir unser Ziel erreichen. "

    Bis 2025 sollen dann 7,5 Terrawattstunden auf der Basis erneuerbarer Energien zur Verfügung stehen. Das ist der gesamte Stromverbrauch für München, für private Haushalte, Industrie und öffentliche Einrichtungen. Geplant sind jährliche Investitionen von etwa 500 Millionen Euro. Insgesamt werden die Münchner Stadtwerke in den nächsten 15 Jahren neun Milliarden Euro investieren.

    "Wir beginnen mit Wasserkraft in München, da gibt es noch einige Potenziale, wir beginnen mit Biogas in München und Umgebung. Wir machen Photovoltaik auch im Münchner Raum. Wir machen Geothermie in München und Umgebung. Überregional ist es dann stärker wind on shore in Deutschland und off-shore in Großbritannien und Solarthermie hauptsächlich in Südeuropa."

    Die Ökostromoffensive der Stadtwerke München sei Teil eines europaweiten Umbaus der Energielandschaft, so Florian Bieberbach. Die stabilen 90 Prozent Marktanteil bei den privaten Haushalten versteht er als Vertrauensbeweis für die visionäre SWM-Strompolitik. Ob letztendlich auch die großen Industriekunden auf das Münchner Ökostromangebot zurückgreifen ist ungewiss.

    "Wichtig ist eigentlich, dass München durch den Ausbau und die Investitionen in erneuerbare Energien aus der globalen Sicht so viel investiert in Ökostromproduktion wie München verbraucht. Ob dann letztendlich dieser Strom Münchner Unternehmen versorgt oder irgendwo anders ist eigentlich egal. Entscheidend ist, schmutziger Strom europaweit verdrängt wird durch sauberen Strom."

    Mit der Ausbauinitiative übernehmen die Münchner Stadtwerke eine Vorreiterrolle. Ein ehrgeiziges Konzept, das zudem nicht mit steigenden Strompreisen verbunden ist.