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Münchner Sicherheitskonferenz
Neue Ansätze für die IT-Zusammenarbeit

Das Bekenntnis des neuen US-Präsidenten Joe Biden zur transatlantischen Zusammenarbeit gibt der NATO neuen Schub. Auch in Bezug auf die IT-Zusammenarbeit könnten sich neue Impulse ergeben. Bisher besteht darüber aber wenig Übereinkunft. Im Gegenteil: Es fehlt an grundlegenden Voraussetzungen.

Von Peter Welchering | 20.02.2021
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) während einer Videokonferenz im Bundeskanzleramt im Rahmen der Münchner Sicherheitskonferenz mit US-Präsident Joe Biden und dem französischen Präsidenten Emmanuel Macron (auf dem Bildschirm)
Die Münchner Sicherheitskonferenz: dieses Jahr virtuell (picture alliance/dpa/Bundesregierung/Guido Bergmann)
Amerika ist zurück, die transatlantische Allianz ist zurück: Dieses Bekenntnis von US-Präsident Joe Biden zur NATO und zur Zusammenarbeit der Vereinigten Staaten mit Europa hat bei Sicherheitspolitikern und in der IT-Branche für großes Aufsehen gesorgt.
Stärkere gemeinsame Produktentwicklung, gemeinsame Arbeit an digitaler Souveränität, mehr Anstrengungen in der IT-Grundlagenforschung: Das könnte wieder möglich werden, war direkt nach der Konferenz aus der Branche zu hören. Zumal Bundeskanzlerin Angela Merkel auf das Bekenntnis von Joe Biden direkt antwortete:
"Deutschland steht für ein neues Kapitel der transatlantischen Partnerschaft bereit. Und ich freue mich, dass hier auf diesem Forum der Münchner Sicherheitskonferenz heute sagen zu dürfen."
US-Präsident Joe Biden telefoniert im Oval Office des Weißen Hauses. 
Münchener Sicherheitskonferenz: Joe Biden – mehr als nur ein Gast
Es ist das erste internationale Gipfeltreffen, an dem Joe Biden nach seiner Vereidigung als US-Präsident teilnimmt. Doch unbekannt ist er bei der Münchner Sicherheitskonferenz nicht. Bei seinem Auftritt dürfte der Schwerpunkt auf dem Neuanfang der Beziehungen zwischen den USA und ihren europäischen Partnern liegen.
Was diese erneuerte transatlantische Zusammenarbeit für die NATO bedeutet, das zu erläutern, war dann Aufgabe von NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg. Er benannte digitale Angriffe und disruptive Technologien, die eine ganz neue Generation von autonomen Waffen herbringen, als eine besondere Herausforderung des Bündnisses. In drei forschungsintensiven Bereichen müsse die NATO darauf besonders reagieren.

Mehr Zusammenarbeit auf militärischer Ebene gefordert

Künstliche Intelligenz, Quantencomputing und autonome Waffensysteme stehen für die gemeinsame Verteidigung in Europa für NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg ganz oben auf der Prioritätenliste. Doch die gemeinsame Verteidigung in Europa hat einige Voraussetzungen, die in der IT-Branche deutlich gesehen werden. Und es wird bemängelt, dass gerade die ganz grundlegenden Voraussetzungen für eine gemeinsame digitale Verteidigung im Bündnis fehlen. Rolf Haas, Sicherheitsexperte bei McAfee, bringt das so auf den Punkt.
"Auf militärischer Ebene gibt es immer noch zu wenig Zusammenarbeit. Selbst im Bündnis werden unter Nachrichtendiensten Angriffe untereinander gefahren, meist sogenannte low-and-slow-attacks auf bestimmte Personen oder Einrichtungen. Oftmals wird die sogenannte Attribution, also wer steckt eigentlich hinter dem eigentlichen Angriff, versucht zu verschleiern."

Kleinere digitale Angriffe unter Freunden

Kleinere digitale Angriffe und das Ausspionieren unter Freunden gehört in der NATO nämlich zum Alltagsgeschäft. Der gemeinsamen Arbeit an einer digitalen Souveränität steht das entgegen. Rolf Haas:
"Die Hemmschwelle, Informationstechnologie als Waffe einzusetzen, ist deutlich geringer und kann mitunter fatale Auswirkungen haben."
Und genau das ist eines der ganz großen Risiken der erneuerten transatlantischen Zusammenarbeit: Über offensive digitale Waffen besteht diesseits und jenseits des Atlantik keine Übereinkunft. Daran muss die Sicherheitskonferenz noch arbeiten.