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Multimedia via Digitalradio ins Handy

Langsam wird es den Verantwortlichen in deutschen Funkhäusern mulmig, denn das lange geplante und nur mühsam in Betrieb gesetzte Netz für digitalen Rundfunk - DAB - wird heftig kritisiert. Viel zu langsam interessierten sich die Radiohörer für die nötigen digitalen Empfänger und vor allem private Rundfunkstationen wollen wegen der anfallenden Kosten der digitalen Welle wieder den Rücken kehren. Steigendes Interesse an DAB kommt in dieser prekären Situation von Mobilfunkunternehmen: Sie wollen mit Handy und DAB neue Dienste entwickeln.

    Zwischen Mobilfunk und dem Rundfunknetz bestehen zahlreiche Gemeinsamkeiten. So wird etwa ebenso beim mobilen Telefonat ebenso wie im digitalen Hörfunk ein Fluss an Daten, der so genannte Audiostream, auf einer hochfrequenten Welle übertragen. Allerdings sind dabei die verfügbaren Kapazitäten unterschiedlich. Während das Radio mit 1,2 Megabit pro Sekunde eine mit UMTS-Empfang vergleichbare, komfortable Bandbreite erzielt, liegt die Datenmenge bei GSM-Handy sehr viel niedriger. Die Betreiber für UMTS-Kommunikationsnetze stehen aber immer mehr in Konkurrenz zu so genannten Wireless-LANs, der lokale drahtlosen Netzwerke zumindest in Ballungsräumen noch wesentlich höhere Übertragungskapazitäten erreichen können. So sind Mobilfunkbetreiber daran interessiert, möglichst viele Daten an individuelle Nutzer zu übermitteln. Dazu bestehen heute bereits in Hardware gegossene Lösungen, die auf DAB als kostengünstigen Vertriebskanal zurückgreifen.

    Bereits vor einigen Monaten stellte Panasonic ein erstes Modell eines so genannten Hybrid-Handys vor, das über einen speziellen DAB-Chip verfügt und so eine Schnittstelle zwischen Mobilfunk und Rundfunk besitzt. Allerdings sind die angebotenen Inhalte beider Empfangsmöglichkeiten noch sehr stark getrennt. Ein Nutzer eines solchen Modells kann etwa Radiosendungen gezielt abfragen und beispielsweise jederzeit Nachrichten in UKW-Qualität anhören. Experten sehen in dem DAB-Chip eine neue große Chance für Mobilfunkbetreiber, über den digitalen Hörfunkkanal zusätzliche Informationen und Dienste anzubieten. Auch entsprechend ausgerüstete Laptops oder PDAs könnten davon profitieren und so etwa Softwareupdates oder Musik- und Videoclips eingespielt bekommen. Dabei fungiert der Mobilfunkkanal quasi als Weg in das Internet, über den gezielte Anfragen abgesendet werden, während die umfangreichen Daten wiederum via DAB zu den Benutzern gelangen.

    Zwar ist der Chip für die Empfängerseite bereits vorhanden, doch die Mobilfunkbetreiber besitzen derzeit noch keinen Zugriff auf die Netze der Rundfunkanbieter. Hier könnte das lahmende Interesse der Rundfunkstationen an dem so genannten L-Band der digitalen Welle von Vorteil sein und den Anbietern von Mobilfunk Zugang zu den möglicherweise bald doch begehrten Frequenzen liefern.

    [Quelle: Gerd Pasch]