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Munich Re bilanziert Naturkatastrophen 2018
Stürme und Überschwemmungen richten weniger Schäden an

Der Winter ist oft teuer für die Versicherer. Allein der Sturm "Frederike" hinterließ Schäden von über zwei Milliarden Euro. Das erste Halbjahr dagegen hat die Münchner Rück aufatmen lassen. Die Schadenssummen sind weitaus niedriger. Nur: aktuelle Naturkatastrophen sind noch nicht bilanziert.

Von Mischa Ehrhardt | 11.07.2018
    Die Häuse sind teils eingestürzt und stehen im braunen Schlamm. Zwischen ihnen eine riesige Wasserpfütze.
    Aktuelle Katastrophen wie in Japan sind noch nicht bilanziert. Blick auf zerstörte Häuser eines Wohngebietes in Kurashiki, nachdem es nach schweren Regenfällen zu Erdrutschen und Überschwemmungen kam. (kyodo / dpa )
    Naturgemäß ist es der Winter, der zu Jahresbeginn Naturkatastrophen mit sich bringt. Friederike ist hier zu nennen. Der Wintersturm mit dem sympathischen Namen zog mit unsympathischen Windgeschwindigkeiten von bis zu 200 Stundenkilometern über Teile Deutschlands hinweg. Die Folge: Autos gingen zu Bruch, der Zugverkehr kam streckenweise zum Erliegen, weil Bäume Oberleitungen umgerissen hatten, Hausdächer wurden beschädigt.
    Trümmer und Schäden in Höhe von 2, 2 Milliarden Euro hat Friederike hinterlassen, 1,7 Milliarden Euro davon waren auch versichert. Klirrende Kälte und Schnee hielten auch Nordamerika bis weit in den März fest im Griff. Dort kam es zu großflächigen Schneestürmen. Das schwerwiegendste Ereignis: Ein Schneesturm, der in der ersten Märzwoche Schäden von 2,2 Milliarden US-Dollar verursacht hat.
    Aufatmen ist angesagt
    Der Naturkatastrophenbericht des Versicherers anderer Versicherungen enthält aber auch gute Nachrichten. Denn insgesamt haben die Naturkatastrophen deutlich weniger Schäden verursacht als sonst in der ersten Jahreshälfte üblich. Nach vorläufigen Zahlen beläuft sich die Gesamtsumme auf rund 33 Milliarden US-Dollar - gut 28 Milliarden Euro. Das ist der niedrigste Stand seit 2005. Erfreulich für die Munich Re. Denn im vergangenen Jahr fielen deren Gewinne durch hohe Naturkatastrophenschäden kleiner aus als ursprünglich gedacht. So bilanzierte Konzernchef Joachim Wenning auf der Hauptversammlung im April:
    "Somit war unser ursprüngliches Gewinnziel von 2,2 Milliarden Euro nicht mehr erreichbar und tatsächlich sind es nur 400 Millionen Euro".
    Aufatmen ist in diesem Jahr also angesagt - die Schadenssummen liegen bislang weit unter denen des Jahres 2017 und auch unter dem Schnitt der vergangenen Jahre. Für allzu viel Euphorie allerdings besteht noch kein Anlass. Denn die meisten Naturkatastrophen ereignen sich gewöhnlich in der zweiten Jahreshälfte. So führte in der zweiten Jahreshälfte des vergangenen Jahres die Hurrikan-Serie mit den Stürmen Harvey, Irma und Maria dazu, dass die Gesamtschäden weit über 300 Milliarden US-Dollar erreichten.
    Vermehrte Sturzfluten sind bedenklich
    Und in diesem Jahr sind die jüngsten Katastrophen wie das Erdbeben in Japan oder der Vulkanausbruch in Guatemala noch gar nicht bilanziert, weil sie erst kürzlich diese Regionen der Welt erschüttert und verwüstet haben oder in die zweite Jahreshälfte fallen. Während man gegen solche Katastrophen wenig tun kann, gibt die Häufung anderer Wetterereignisse zu denken. So stellt die Münchener Rückversicherung die Häufung von Sturzfluten durch extreme Gewitter im ersten Halbjahr fest. Gleichzeitig beherrscht seit Wochen extreme Trockenheit Teile Deutschlands - und lässt Ernten von Bauern in diesem Jahr mager ausfallen. Joachim Rukwied, Präsident des Deutschen Bauernverbandes:
    "Jetzt in den Trockengebieten muss die jeweilige Landesregierung überlegen ob sie den Notstand ausruft, um direkt Finanzhilfen leisten zu können."
    Die Klima- und Geowissenschaftlichen Experten der Munich Re führen die extremen Sturzfluten und Dürreperioden übrigens zwar nicht direkt auf den Klimawandel zurück. Sie stellen aber fest, dass die Temperaturzunahme eben zu häufigeren Trocken- und Hitzeperioden führt und intensivere Starkniederschläge zur Folge hat. Vermutlich werden sich Versicherungen dieses Themas in den kommenden Jahren also verstärkt annehmen müssen.