Donnerstag, 28. März 2024

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Musik in der Corona-Krise
Denn sie dürfen ja nichts tun...

Seit dem Verbot von Veranstaltungen Mitte März steht die Live-Musik-Szene quasi still: Was machen Musikerinnen und Musiker, Konzertveranstalter, Club-Betreiberinnen? Eine Bestandsaufnahme der Szene zwischen Antragsformularen, Videostreamings und gefühltem Hausarrest. Und niemand weiß, wann es wie wieder losgeht.

Am Mikrofon: Tim Schauen | 07.06.2020
    Die Fotos von Zuschauern kleben an leeren Studiositzen.
    Zuschauer haben ihre Fotos für die leeren Stühle im Studio geschickt. (picture alliance / Stefan Gregorowius)
    Nina Graf hat kürzlich ihr selbstfinanziertes Doppelalbum "Modern Retro Soul" veröffentlicht, nun liegen die CDs in ihrem Keller, die geplante Tour mit um die 40 Konzerten musste ausfallen, Graf versucht "mal besser, mal schlechter, den Kopf nicht in den Sand zu stecken." Aber als Kreative sucht sie nach kreativen Lösungen.
    Simon Alter ist Booker in Berlin, bucht Konzerte für Künstlerinnen und Künstler - und das meist weit im Voraus. Derzeit hat er vor allem damit zu tun, geschlossene Engagements auf das kommende Jahr zu verschieben oder zurück abzuwickeln. Man müsse mit neuen Livekonzepten das "Vertrauen der Zuschauerinnen und Zuschauer zurückgewinnen", findet er.
    Jenny Dore betreibt mit einem Kollegen das Dortmunder Musiktheater Piano, "2020 hat nicht stattgefunden", sagt sie, "es wurde quasi nach 2021 rüberkopiert", - allerdings samt der für 2020 kalkulierten Umsätze.
    Der Kölner Bassist Krischan Frehse spielt u.a. in der Helene Fischer Band, mit Ben Zucker und war früher bei den Heavytones: Er kann der Corona-Krise auch Positives abgewinnen, denn tourende Musikerinnen und Musiker sind normalerweise nicht besonders oft zuhause, Frehse war "unglaublich viel mit den Kindern an der frischen Luft."
    Der Vizepräsident des Landesmusikrat Rheinland-Pfalz Markus Graf arbeitet im Hauptjob für die Landesarbeitsgemeinschaft RockPop und sieht ganz klar die "Politik gefordert, sich mit der Kreativszene zu befassen", zudem möchte er "Beschäftigungsmodelle in der Kultur auf den Prüfstand stellen." Und er befürchtet, der Nachwuchs werde aus den Augen verloren.
    Sein Technik-Lager in Gelsenkirchen hat FOH-Tonmann Karel Noon schon längst aufgeräumt, er kann ja derzeit kaum noch irgendwo am Mischpult stehen. Was er, neben Aufträgen und einer Perspektive, dringend benötigt? "Einen wabernden Bass!"