Donnerstag, 25. April 2024

Archiv

Musikgespräch
Beethovens zweites Rasumowsky-Quartett

Mit seinem op. 59 Nr.2 betrat Ludwig van Beethoven wieder einmal Neuland. Radikal dekonstruiert er seine Themen und führt uns später wieder zu himmlischer Ruhe. Die Musiker des Gewandhaus-Quartetts zeigen, wie das alles funktioniert.

Am Mikrofon: Christoph Schmitz | 11.04.2018
    Michael Erben vom Leipziger Gewandhaus-Quartett spricht mit DLF-Musikredakteur Christoph Schmitz im Deutschlandfunk Kammermusiksaal
    Christoph Schmitz im Gespräch mit Primarius Michael Erben vom Gewandhaus-Quartett (DLF)
    Für "spätere Zeiten" habe er dieses Werk komponiert - so Beethovens Antwort auf eine Kritik, die das Stück als "nicht allgemein faßlich" beschrieb. Beethoven orientierte sich zwar an traditionellen formalen Verfahren, rückte diese aber in den musikalischen Hintergrund und verstärkte seine Arbeit an den Themen und Motiven, entfaltete und variierte sie höchst kreativ. Das 8. Quartett reagiert mit seiner sehr konzentrierten und kammermusikalischen Ästhetik zugleich auf das 7. Quartett, das viel symphonischer angelegt ist. Das 8. bildet zum 7. Quartett eine Art Antithese, wobei das 9. Quartett wiederum als Synthese der beiden Vorgängerwerke gedeutet werden kann.
    Alle drei Kompositionen sind im selben Jahr entstanden, 1806, also im Umfeld der 3. und 5. Symphonie, in denen Beethoven u.a. seiner politischen Empörung über Napoleons tyrannischen Machtanspruch und seiner existentiellen über die schicksalhafte Macht seiner Krankheiten Ausdruck verlieh. Berühmt wurden die drei Streichquartette unter dem Namen "Russische Quartette" oder "Rasumowski Quartette" - benannt nach dem Widmungsträger, dem russischen Gesandten am österreichischen Hof, Andrei Rasumowski.
    Der erste Geiger des Gewandhaus-Quartetts, Frank-Michael Erben, nimmt die ersten beiden Sätze von Beethovens Streichquartett, opus 59 Nr. 2, unter die Lupe und illustriert seine Erklärungen mit Musikbeispielen mit seinen drei Quartett-Kollegen.