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Musikpädagogen händeringend gesucht

PISA und die Globalisierungsdebatte haben dazu geführt, dass scheinbar weiche künstlerische Fächer immer mehr zurück gedrängt wurden: Musik fällt an vielen Schulen schon seit Jahren aus. Doch viele Eltern wünschen sich eine musikalische Erziehung und schicken deshalb ihre Kinder in die Musikschule. Musikpädagogen haben gute Berufschancen.

Von Michael Engel | 19.05.2008
    " Hallo, hallo, wie geht es Dir. Hallo, hallo, vielleicht spiel'n wir "

    Wenn Liyoan Wang in der Kindertagesstätte an der Markuskirche in Hannover musiziert, springt der Funke der Faszination sofort auf die Kinder über: Sie singen, klatschen und lachen .... . Liyoan Wang studiert "Elementare Musikpädagogik". Ihr Einsatz in der Kita - nur einen Steinwurf von der Musikhochschule entfernt - gehört zur Ausbildung.

    "Ich glaube, die Motivation für mich ist die Liebe. Ich liebe die Kinder. Ich liebe auch die Musik, ich studiere auch Musik, und dann würde ich auch gerne mit den Kindern arbeiten."

    ... und Arbeit gibt es genug. Kindergärten, Grundschulen, private Musikschulen - sie alle suchen zur Zeit händeringend nach Fachkräften - freiberuflich oder in Festanstellung. Imke Ortmann beendet ihr Studium in einem Jahr. Doch schon seit vier Semestern kann sich die 23-Jährige Studentin vor Jobs kaum retten.

    "Ich habe bereits im zweiten Semester ein sehr gute Stelle angeboten bekommen, sogar mit TvüD - Tarifvertrag - so dass ich da in jedem Fall eine Absicherung habe. Im Moment ist es sogar so, dass man generell mehr absagen muss als man zusagen kann an Arbeitsstellen. Und da muss man doch sehr sondieren, dass man noch das Studium neben dem Arbeiten schafft, oder besser gesagt, die Arbeit neben dem Studium. "

    "Ich bin gerade aufgestanden. Huuh, huuhh ."

    Das Studium der elementaren Musikpädagogik umfasst eine Gesangsausbildung. Verschiedene Instrumente müssen beherrscht werden, Kenntnisse der Chorleitung und pädagogische Inhalte stehen auf dem Programm. Praktisch alle Musikhochschulen in Deutschland bieten elementare Musikpädagogik an. In Hannover werden pro Jahr allerdings nur vier bis sechs Bewerberinnen aufgenommen. So umfasst der gesamte Studiengang nur 24 Studierende. Dabei ist der Bedarf draußen - in Kindergärten und Schulen - gewaltig:

    "Es gibt in der letzten Zeit ein viel größeres Bewusstsein für das Singen und für den Gehalt des Singens, für Musikalität, auch für den Effekt, den Musikalität auch in der Schule hat. Außerdem haben die Eltern inzwischen wieder viel mehr Bewusstsein für das Singen bekommen, so dass viel mehr Leute ihre Kinder auch in die Früherziehung schicken. "

    Wissenschaftler wissen: Musik fördert die sogenannten "soft skills": Die Kommunikationsfähigkeit, soziale Interaktionen und die Kreativität. Insofern - so Gudrun Schröfel - Professorin für elementare Musikpädagogik - sei Musik genauso wichtig wie die sogenannten "harten Fächer".

    "Wenn wir technische Disziplinen in den Kindergärten als Schwerpunkt fördern, dann brauchen wir gleichzeitig den emotionalen Gehalt, den psychomotorischen Gehalt, weil die Verhaltensbereiche des Menschen nun mal auch so ausgeprägt sind, dass die Kreativität den Naturwissenschaften helfen kann. Und dann wiederum fördert man die Gesamtpersönlichkeit des Kindes. "

    Acht Semester dauert das Studium der elementaren Musikpädagogik, das in Hannover wie auch an den meisten anderen Standorten mit dem Zertifikat "Diplom Musiklehrer" endet. Hamburg bietet als erste Musikhochschule den Bachelor an. Nach sechs Semestern. Andere Musikhochschulen in Deutschland - so auch Hannover - wollen diesem Beispiel folgen und das Studienangebot künftig in Bachelor und Master differenzieren. Unabhängig davon haben Musikpädagogen gegenwärtig glänzende Perspektiven: Musik ist alles andere als eine brotlose Kunst:

    "(Klatschen) Fertig, fertig, Schluss und aus, alle Kinder gehen jetzt raus. Viel gibt's noch zu sehen, und darum wird's am Freitag weiter gehen. "