Samstag, 20. April 2024

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Musikwissenschaft
"Beethoven bedeutet zu jeder Zeit etwas anderes"

Das Bild von Beethoven verändere sich ständig, sagte Christine Siegert, Leiterin des Beethoven-Archivs in Bonn, im Dlf. Jede Zeit stelle ihre eigenen Fragen an den Komponisten. So werde auf dem Forschungskongress "Beethoven-Perspektiven" nach dem politischen Beethoven gefragt.

Christine Siegert im Gespräch mit Christoph Vratz | 10.02.2020
Nahaufnahme einer Büste von Ludwig von Beethoven aus weißem Marmor.
Neue Quellen, neue Perspektiven: Die Forschung beschäftigt sich mit dem Musikgenie Beethoven (imago / Richard Brocken)
Es sei eine weit verbreitete Meinung, dass über Beethoven schon alles gesagt worden wäre, was gesagt werden kann, so Christine Siegert, Leiterin des Beethoven-Archivs, im Deutschlandfunk - aber das treffe einfach nicht zu.
Doch das Beethoven-Bild verändere sich ständig - auch durch neue Quellen. Darüber hinaus stelle jede Zeit ihre eigenen Fragen an den Komponisten, er bedeute auch zu jeder Zeit etwas anderes.
Beethoven: ein "global player"
So gebe es neue Erkenntnisse zu Beethoven als politischem Menschen: Er sei weniger revolutionär als affirmativ gewesen, und habe sich an der Welt des Adels orientiert.
Beethoven sei nicht weit gereist, auch wenn er zeitlebens nach London, nach Italien, sogar nach Russland wollte, erklärte Christine Siegert: "Aber er hatte diesen Horizont, durch Kontakte und auch bei der Vermarktung seiner Werke." Die habe Beethoven in der ganzen Welt verkaufen wollen.
Internationales Forschungsnetzwerk
In der Beethoven-Forschung gebe es ein sehr gutes Netzwerk internationaler Art. Bonn habe gute Kontakte in die USA zu den beiden dortigen großen Beethoven-Forschungszentren, beste Kontakte zu Wien und dem dortigen Forschungsprojekt, sowie Kontakte in alle Welt.
"Es gibt verschiedene Zugänge zu Beethoven - und wir hoffen, diese stärker in den Austausch zubringen", erklärt Christine Siegert das Ziel des Bonner Beethoven-Kongresses. Die Ergebnisse der Symposien würden publiziert. Auch wenn es nach dem Beethoven-Jubiläumsjahr ruhiger um den Komponisten werden würde - die Ergebnisse der Konferenz würden nachhaltig in die Zukunft hineinwirken.
Aus Anlass des Beethoven-Jubiläums 2020 richtet das Beethoven-Archiv einen internationalen wissenschaftlichen Kongress zum Thema Beethoven-Perspektiven aus.
Geplant sind fünf Hauptsymposien zu den Themen "Der politische Beethoven", "A Global Beethoven?", "Der Bonner Beethoven", "Der schaffende Beethoven" und "Beethoven als Musik-Rezipient".
Zudem richtet das Akademie-Projekt Beethovens Werkstatt ein Symposium zum Thema "Skizzen als Werkstattdokumente: Schaffensprozesse im Vergleich" aus. Vier Abendveranstaltungen (zwei die Hauptsymposien ergänzende Roundtables, ein Vortrags- und Konzertabend sowie ein Streitgespräch) werden in Kooperation mit dem Deutschlandfunk veranstaltet, von diesem mitgeschnitten und zeitnah ausgestrahlt.