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Nach Angriff auf saudische Raffinerien
Trump will Krieg lieber vermeiden

Für die US-Regierung deute alles darauf hin, dass der Iran für die Angriffe auf die saudischen Ölanlagen verantwortlich ist. Mit Säbelrassseln hält sich Präsident Donald Trump indes noch zurück. Saudi-Arabien sagte er dennoch seine uneingeschränkte Unterstützung zu – und genau das stößt in den USA auf Kritik.

Von Thilo Kößler | 17.09.2019
US-Präsident Donald Trump spricht am 21. August mit Reportern.
Scheut noch eine kriegerische Auseinandersetzung in Nahost (dpa/ picture alliance/ AP/ Alex Brandon)
Dem Präsidenten war zunächst keine klare Aussage zu entlocken. Im Beisein seines Gastes aus Bahrain, Kronprinz Salman bin Hamed al Khalifa, nannte Trump den Iran nicht beim Namen – dennoch deute alles darauf hin, dass Teheran hinter den Angriffen auf die saudischen Ölanlagen stecke, sagte Trump.
Anders als der Präsident hatte US-Außenminister Mike Pompeo bereits am Sonntag den Iran als Aggressor ausgemacht – ohne einen einzigen Beweis dafür zu nennen. Tatsächlich ist nach Stand der Dinge noch völlig ungeklärt, ob die jemenitischen Rebellenmilizen der Huthis auf eigene Faust agierten und ihren saudischen Gegner im jemenitischen Bürgerkrieg attackierten, oder ob der Angriff direkt von den iranischen Verbündeten der Huthis verübt wurde.
Trump will keinen Krieg vom Zaun brechen
Anders als sein Außenminister erklärte Trump nun, man müsse zunächst herausfinden, wer tatsächlich hinter den Angriffen auf das Herzstück der saudischen Ölindustrie stecke. Es habe sich um einen sehr großen Angriff gehandelt, sagte Trump, der von den USA ohne weiteres mit einem noch viel größeren Militärschlag beantwortet werden könne.
Doch er wolle keinen Krieg vom Zaun brechen, sagte Trump – er wolle ihn lieber vermeiden.
Allerdings wollte Trump eine militärische Reaktion auch nicht ausschließen – er mache das von den weiteren Untersuchungen über die Hintergründe dieses Angriffs abhängig, sagte Trump. Die USA seien militärisch gerüstet wie nie zuvor, alle Optionen lägen auf dem Tisch. Selbst, wenn er keine neuen Konflikte riskieren wolle – manchmal könne man ihnen nicht aus dem Weg gehen.
Bedingungslose Untersützung für Saudi-Arabien
Donald Trump hatte bereits am Sonntag mit einem Vergeltungsschlag gedroht, indem er via Twitter erklärte, die USA stünden Gewehr bei Fuß. Er wolle aber zunächst weitere Erkenntnisse des saudischen Königshauses abwarten. Trump telefonierte mit dem saudischen Kronprinzen Mohamed bin Salman und sagte ihm die Unterstützung der Vereinigten Staaten zu. Obwohl dies ein Angriff auf Saudi-Arabien gewesen sei und nicht auf die USA, werde man der saudischen Führung selbstverständlich zu Hilfe kommen, erklärte Trump.
Auch in konservativ-liberalen Kreisen der USA ist diese Haltung jedoch umstritten. So erinnerte "Washington Post"-Kolumnist Max Boot im Fernsehsender CNN daran, dass es der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman gewesen sei, der seinerzeit die Entführung des libanesischen Ministerpräsidenten angeordnet habe und auch für den Mord am saudischen Journalisten Jamal Kashoggi am 2. Oktober letzten Jahres verantwortlich sei. Boot warf Trump vor, Saudi-Arabien quasi bedingungslos zu unterstützen.
Mehr noch: Der US-Präsident habe die amerikanische Führungsrolle in der Region an Saudi-Arabien abgetreten – und das sei unverantwortlich, so Max Boot.