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Nach Anti-Trump-Buch
Bannon muss Breitbart News verlassen

Steve Bannon war enger Verbündeter von US-Präsident Donald Trump. Doch nach der Veröffentlichung des Enthüllungsbuchs "Fire and Fury" fiel er in Ungnade. Jetzt muss Bannon auch sein rechtspopulistisches Sprachrohr "Breitbart News" verlassen. Ein Comeback gilt als ausgeschlossen.

Von Martin Ganslmeier | 10.01.2018
    Steve Bannon mit Brille und einem Mikrofon in der Hand
    Dass sich Steve Bannons Stern im Sinkflug befand, war in den vergangenen Tagen immer deutlicher geworden. (imago stock&people)
    Das rechte Online-Portal "Breitbart News" ging nur mit wenigen Sätzen auf die Nachricht in eigener Sache ein: Steve Bannon werde seine Position als Herausgeber aufgeben. Bannon und "Breitbart News" bemühten sich nun gemeinsam um einen "glatten und geordneten Übergang". Bannon betonte, er sei stolz, dass das Breitbart-Team in solch kurzer Zeit "eine Nachrichten-Plattform von Weltklasse" geschaffen habe. Unternehmenschef Larry Solov sagte, man werde Bannon "immer dankbar" für das sein, was man mit seiner Hilfe erreicht habe. Kein Wort zu den Gründen der Trennung, auch kein Wort zu Bannons Zukunft.
    Dass sich Bannons Stern im Sinkflug befand, war in den vergangenen Tagen immer deutlicher geworden. Das Tischtuch zwischen US-Präsident Donald Trump und Steve Bannon war spätestens nach dem Erscheinen des Enthüllungsbuches von Michael Wolff zerschnitten. Bannon war eine der Hauptquellen des Autors und hatte vor allem Trumps Kinder heftig attackiert. Trump warf Bannon vor, er habe "seinen Verstand verloren". Und in Anspielung auf Bannons schmuddeliges Erscheinungsbild nennt Trump ihn seither nur noch verächtlich "sloppy Steve", den "schlampigen Steve". Auf die Frage eines Journalisten, ob sich "Breitbart News" nun nicht auch von Bannon trennen sollte, sagte Trumps Sprecherin Sarah Huckabee Sanders bereits Ende vergangener Woche: "Ja, das sollten sie ernsthaft in Betracht ziehen."
    Genugtuung für die republikanische Führung im Kongress
    Bannon selbst glaubte bis zuletzt, er könne die Gunst des Präsidenten zurückgewinnen und sein Sprachrohr "Breitbart News" behalten. Doch die Entschuldigung über seine Aussagen im Buch kam zu spät. Wenig überzeugend wirkte Bannons Erklärung, seine Kritik habe nicht Trumps Sohn Don Junior gegolten, sondern dem ehemaligen Wahlkampf-Manager Paul Manafort. Endgültig besiegelt war Bannons Schicksal, als auch die Milliardärs-Familie Mercer öffentlich kundtat, man wolle mit Bannon nichts mehr zu tun haben. Der Hedgefonds-Milliardär Robert Mercer und seine Tochter Rebekah sind die wichtigsten Geldgeber für "Breitbart News".
    Bannons Absturz ist eine Genugtuung für die republikanische Führung im Kongress. Den traditionellen Mainstream-Republikanern hatte Bannon nach seinem Ausscheiden aus dem Weißen Haus "den Krieg erklärt". Es sei offensichtlich, so Bannon damals im Sender CBS, dass die Führung der Republikaner "Trumps populistische und wirtschaftlich-nationalistische Agenda nicht umsetzen will".
    Wer Trumps Kurs kritisiere, so Bannons Drohung an die traditionellen Republikaner, den werde er mit Hilfe von "Breitbart News" aus dem Amt jagen und durch rechtspopulistische Trumpisten ersetzen. Doch dann erlitt Bannon ausgerechnet bei der Senatswahl im Trump-treuen Bundesstaat Alabama Schiffbruch: Der rechtspopulistische Kandidat Roy Moore verlor gegen den Demokraten Doug Jones. Nachdem Bannon nun auch noch sein Sprachrohr "Breitbart News" und seine tägliche Radio-Show abgeben muss, werde er bald in der Versenkung verschwinden, prophezeit der republikanische Parteistratege Steve Schmidt im Sender NBC:
    "Er war der Vorsitzende des Freakshow-Flügels der Republikanischen Partei. Dieses Erbe wird in Erinnerung bleiben."
    Ein baldiges Comeback Bannons hält Schmidt für ausgeschlossen. Im innerparteilichen Machtkampf können die traditionellen Konservativen erst einmal aufatmen.