Samstag, 20. April 2024

Archiv

Nach Beschuss der Golanhöhen
Israel greift iranische Militäreinrichtungen in Syrien an

Israel wirft iranischen Quds-Einheiten vor, die Golanhöhen beschossen zu haben. Als Reaktion griff Israels Luftwaffe Dutzende Ziele in Syrien an, darunter zahlreiche iranische Militäreinrichtungen. Beobachter warnen vor einer Eskalation des Konflikts.

Von Tim Aßmann | 10.05.2018
    Israel, Golanhöhen: Israelische Merkava Kampfpanzer sind nahe der syrischen Grenze positioniert.
    Israel mobilisiert Reservisten in den Golanhöhen (picture-alliance / dpa / Ilia Yefimovich)
    Der Angriff kam in der Nacht und für Israels Armee wohl nicht überraschend. Nach mehreren Luftangriffen in Syrien in den vergangenen Wochen, die Israel zugeschrieben werden und bei denen auch iranische Militärangehörige ums Leben kamen, hatte die Führung in Teheran Vergeltung angekündigt und nach Lesart der israelischen Streitkräfte war es nun soweit. Armeesprecher Jonathan Conricus:
    "Um 00:10 Uhr Ortszeit feuerten die iranischen Quds-Einheiten 20 Raketen von Syrien aus auf die Golanhöhen ab. Sie zielten auf die erste Linie der israelischen Stellungen. Einige Raketen wurden abgefangen. Auf israelischer Seite wurde niemand verletzt. Es entstand geringer Sachschaden. Wir betrachten diesen iranischen Angriff als schwerwiegenden Vorfall."
    Warum sich die Armee so sicher ist, dass die Quds-Einheiten der iranischen Revolutionsgarden die Raketen abschossen, erklärte Militärsprecher Conricus nicht. Als Reaktion auf den Beschuss griff Israels Luftwaffe Dutzende Ziele in Syrien an. Darunter waren nach Angaben des Armeesprechers zahlreiche iranische Militäreinrichtungen wie Munitionsdepots, Unterkünfte und Stellungen.
    Israel bestätigte Angriffe in Syrien nicht
    Es habe sich um eine groß angelegte Operation gegen die iranische Präsenz in Syrien gehandelt, erklärten die israelischen Streitkräfte. Auch syrische Luftabwehrstellungen wurden bombardiert. "Wir haben die Syrer gewarnt sich einzumischen, aber sie haben es trotzdem getan", sagte Armeesprecher Conricus und er ergänzte, Russland sei vorab über die Angriffe informiert worden.
    Die Sicherheitslage hatte sich zuletzt verschärft. Israel hat die zurückliegenden Angriffe in Syrien in den vergangenen Wochen und Monaten, die seiner Luftwaffe zugerechnet werden, überwiegend nicht bestätigt, betont aber immer wieder, dass es eine dauerhafte militärische Präsenz des Iran im Nachbarland nicht hinnehmen will. Das bekräftigte auch Israels Geheimdienstminister Katz, Stunden nach einem Luftangriff in Syrien in der Nacht zum Mittwoch, für den Israel verantwortlich sein soll. Minister Katz bestätigte das nicht, sprach aber über mögliche Hintergründe.
    "Es geht nicht darum, Syrien zu erobern, sondern um die Bedrohung, die es dort gegen uns gibt. Wir können nicht akzeptieren, dass Raketendepots vorgehalten werden, die ständig aufgefüllt werden können. Vor diesem Hintergrund kommt dem was dort nun passierte eine hohe Bedeutung zu. Wichtig ist auch, dass wir den Iranern deutlich machen, dass sie in Syrien nichts zu suchen haben. Der Preis ist zu hoch."
    Beobachter warnen vor Eskalation des Konflikts
    Droht eine groß angelegte militärische Konfrontation zwischen Israel und dem Iran oder einem seiner Verbündeten, wie der schiitischen Hisbollah-Miliz? Davor warnen Beobachter in Israel - auch vor dem Hintergrund des Rückzugs der USA aus dem Nuklear-Abkommen mit dem Iran. Amos Gilad, ehemaliger Generalmajor der israelischen Armee, glaubt nicht an einen unmittelbar bevorstehenden Krieg.
    "Wir sind auf einem Kollisionskurs. Die gute Nachricht ist, dass die Iraner meiner Ansicht nach aktuell keine umfassende Konfrontation wollen, weil der Zeitpunkt ungünstig für sie ist. Sie müssen stärker werden. Wir versuchen sie davon abzuhalten, ihre Stärke einzusetzen, aber wir werden nicht verhindern können, dass sie stärker werden. Einen umfassenden Krieg erwarte ich zur Zeit nicht."
    Eine akute Gefahr, die Sicherheitsexperten aber sehen, ist dass die Konfliktparteien in eine Eskalationsspirale geraten, aus der sie nicht mehr herausfinden. Die israelische Armee betonte nach den groß angelegten Angriffen in Syrien, an einer militärischen Eskalation kein Interesse zu haben.