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Nach Coronavirus-Ausbruch
Reisen nach China unter Umständen stornierbar

Fliegen oder nicht fliegen: Wer eine Reise nach China geplant hat, kann diese unter Umständen stornieren. Doch das gilt nur für die Region, in der das Coronavirus erstmals aufgetaucht ist, weil hier eine Reisewarnung gilt. Für Reisen in andere Regionen können Betroffene nur auf Kulanz hoffen.

Von Philip Banse | 29.01.2020
Turbulenzen in der Luft und Blick aus einem Flugzeug.
Für die chinesische Provinz Hubei gilt eine Teilreisewarnung des deutschen Außenministeriums (imago/Photocase)
Das deutsche Außenministerium hat eine Teilreisewarnung für China ausgesprochen. Das Ministerium warnt vor Reisen in die Provinz Hubei, zu der auch die Stadt Wuhan gehört, in der das Coronavirus erstmals aufgetaucht war. Vor Reisen in andere Teile Chinas warnt das Ministerium nicht – es rät nur dazu "nicht notwendige Reisen in andere Landesteile" zu verschieben.
"Wobei man auch sagen muss, China ist echt groß, so groß wie Europa – wir würden auch nicht wollen, wenn es eine Teilreisewarnung für Berlin gibt, dass man nicht mehr nach Lissabon fliegen kann," sagt Herman-Joseph Tenhagen vom Verbraucherportal Finanztip. Die Reisewarnung für die Provinz Hubei habe für alle, die eine Reise in diese Provinz gebucht haben, konkrete Auswirkungen:
"Wenn es eine Reisewarnung gibt, braucht man da nicht fahren, dann muss das auch alles rückabgewickelt und rückerstattet werden."
Kein Storno, nur Kulanz - bei Reisen in andere Landesteile Chinas
Anders sieht es aus, wenn Reisen gebucht sind in andere Gegenden Chinas, für die keine Reisewarnung besteht, sagt Verbraucherjournalist Tenhagen. In solchen Fällen sind Reiseveranstalter und Fluglinien nicht verpflichtet umzubuchen oder sogar kostenlos zu stornieren. Reisende könnten dann nur hoffen, dass die Unternehmen ihnen freiwillig entgegenkommen:
"Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Veranstalter da nicht kulant darauf reagiert. Müsste man im Einzelfall mit dem einzelnen Veranstalter klären – und ist natürlich für alle diejenigen, die da auf Urlaubsreise sind."
Ähnlich auch der Tenor beim Deutschen Reiseverband, der Lobbyverband der deutschen Reisebranche:
"Wir empfehlen den Reisenden, die eine Reise gebucht haben, ihren Veranstalter zu kontaktieren, die sind in der Regel aktuell sehr kulant, was kostenlose Storno- und Umbuchungsmöglichkeiten für Reisen nach China angeht."
Großteil der deutschen Reisenden nach China sind Geschäftsleute
So bietet der Reiseveranstalter DER Touristik kostenlose Umbuchungen und Stornierungen für China-Reisen an, die vor dem 31. März beginnen würden. Das gelte auch für die Marken Dertour, Meiers Weltreisen und ADAC Reisen. Das Unternehmen verspricht, Reisegäste, für die das infrage kommt, aktiv zu kontaktieren. Auch die Lufthansa-Gruppe bietet einigen Passagieren an, ihre Reise von oder nach Festland China kostenfrei umzubuchen oder zu stornieren. Voraussetzung: Das Flugticket muss vor dem 24. Januar ausgestellt worden sein. Und: Der Flug muss zwischen dem 24. Januar und dem 23. Februar stattfinden. Dann können Passagiere umbuchen oder kostenlos stornieren. Das gilt für Lufthansa, Austrian Airlines, SWISS oder Brussels Airlines.
Der Bildungsreisen-Anbieter Studiosus hat aktuelle keine Reisenden in China. Die nächste Chinareise sollte am 15. März stattfinden. Da das Unternehmen nicht mit einer raschen Entspannung rechne, sagte es alle Chinareisen ab, die bis einschließlich 15. April beginnen sollten.
Der Deutsche Reiseverband weist jedoch darauf hin, dass China kein herausragendes Ziel deutscher Touristen sein.
"Laut unseren Informationen reisen pro Jahr circa 600.000 bis 650.000 Personen aus Deutschland nach China, davon sind circa zwei Drittel Geschäftsreisende."
Geschäftsreisende sollten mit ihrer Firma klären, ob eine Reise nach China gerade wirklich notwendig sei – zumal die Bewegungsfreiheit in ganz China sehr eingeschränkt sei.
Die Kulanz der Reisebranche kann auch damit zu tun haben, dass das Gros der rund 200.000 China-Urlauber nicht jetzt nach China fährt, sondern im Frühling und Sommer. Im Winter wesentlich beliebter seien Länder wie Thailand. Auch dort wurden Menschen mit dem Coronavirus registriert, aber wenn es keine offizielle Reisewarnung für so ein Land gibt, sind Reisende auf die Kulanz ihrer Reiseunternehmen angewiesen.