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Nach dem E10-Gipfel

Die Bundesregierung, die Mineralölwirtschaft und die Autoindustrie sind nach wie vor davon überzeugt, dass die Beimischung von zehn Prozent Bioethanol im E10-Kraftstoff ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz ist. Mehr Informationen sollen davon auch die Autofahrer überzeugen.

Von Verena Kemna | 09.03.2011
    E10-Zapfpistole an einer Tankstelle
    E10-Zapfpistole an einer Tankstelle (picture alliance / dpa)
    Die Autofahrer bleiben verunsichert. Das tiefe Misstrauen gegen den sogenannten Biosprit hält sich hartnäckig. Diese Berlinerin traut sich ganz einfach nicht, E10 in den Tank laufen zu lassen.

    "Also ich tanke nach wie vor Super, weil ich nicht genau weiß, inwiefern das meinem Auto doch schaden könnte. Weiß ich halt nicht. Ich muss noch mal zu meiner Werkstatt, ich muss sowieso zum Reifenwechsel und dann frage ich noch mal."

    Wenn ihre Werkstatt grünes Licht gibt, will sie sich sogar überzeugen lassen. Dieser Tankstellenkunde dagegen bleibt bei seiner Meinung, egal, was die Werkstatt sagt, er will für seinen Wagen nur das Beste.

    "Super Plus, weil ich das andere Klingelwasser nicht tanken möchte. So einfach ist das. Weil ich Angst habe, ich mache mir meinen Wagen kaputt. Es wurde mir schon gesagt, dass ich es tanken kann, aber ich mache es nicht. Solange kein deutlicher Preisunterschied da ist, tanke ich das andere, das Bessere. Vor allen Dingen habe ich festgestellt, wo ich jetzt Super Plus fahre, fährt der Wagen sogar noch ein bisschen besser und was nützt mir das billige Benzin, wenn ich hinterher mehr verbrauche, bringt doch nichts."

    Auch das Personal an den Tankstellen bleibt skeptisch. Die Infoblätter zu E10 liegen stapelweise neben der Kasse. Eine Liste mit den PKW, die den Biosprit vertragen, ist für jeden Kunden einsehbar und trotzdem.

    "Die fragen, ob sie E10 tanken dürfen. Wir sagen, da müssen sie den Hersteller anrufen, ansonsten können wir ihnen auch keine Auskunft geben, auch keine Garantie. E10 wird wenig angenommen, die Leute tanken lieber Super. Also wir sind jetzt aufgefordert worden, die Kunden zu informieren. Wobei es eigentlich nicht unsere Aufgabe ist. Die Leute werden weiter Super tanken, weil sie alle Angst vor Motorschäden und ich weiß nicht was haben."

    Trotzdem hält die Bundesregierung an E10 fest, doch die Autofahrer sollen besser informiert werden, so lautet das Fazit nach dem sogenannten Benzingipfel. Ob Mineralölwirtschaft, Verbraucherverbände oder Kraftfahrzeughersteller, viele Interessenvertreter haben mitgeredet. Nicht gefragt wurden die Umwelt- und Naturschutzverbände. Dieses Vorgehen der Bundesregierung hat System, meint Dietmar Oeliger, Verkehrsexperte beim Naturschutzbund Deutschland. Für ihn ist die fragwürdige Ökobilanz die eigentliche Achillesferse beim sogenannten Biosprit. Ethanol produziert aus Getreide, Zuckerrüben, Sojabohnen verbraucht Ackerfläche, Dünger und Pestizide.

    "Wir sehen ja weltweit, dass Regenwälder fallen, dass auch Moorstandorte trocken gelegt werden aufgrund einer zusätzlichen Nutzung von Agrarflächen sei das für Landwirtschaft, sei das für Palmöl für Kosmetik oder für Biodiesel. Selbst wenn wir jetzt noch einen geringen Anteil von Biokraftstoffen haben, dann soll der ja künftig anwachsen, und wir glauben, dass das sehr schwierig sein wird, weltweit zu kontrollieren, ob die Nachhaltigkeitsstandards wirklich eingehalten werden."

    Die Klimabilanz von E10 hält der NABU nicht für nachhaltig. Dabei würden dringend Alternativen zu fossilem Benzin und Diesel gebraucht, nicht nur für PKW, auch für den Güter- und Flugverkehr. Sowohl die Bundesregierung als auch die EU sollten endlich höhere ökologische Anforderungen an die Kraftstoffe stellen, fordert der NABU. Sparsamere Autos seien das Gebot der Stunde.

    "Warum macht man nicht einfach mal in Deutschland auch ein Tempolimit. Das machen alle Länder dieser Erde. Es hat nachweislich einen viel höheren Effekt als die Biokraftstoffe, es ist günstig, es ist sicher, bringt weniger Lärm, all das passiert leider nicht und da würden wir jetzt wirklich noch mal intensiv an die Bundesregierung appellieren, da doch jetzt tätig zu werden."