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Nach dem Fall des Monopols
Die schwierige Suche nach einem freien Schornsteinfeger

Seit dem Ende des Schornsteinfeger-Monopols im Jahr 2013 können Hausbesitzer ihren Kaminkehrer frei aussuchen. Dennoch ist es schwierig, auf dem freien Markt einen Schornsteinfeger zu finden, denn den angestrebten Wettbewerb gibt es in Deutschland praktisch nicht.

Von Susanne Kuhlmann | 10.07.2017
    Der Schornsteinfegermeister Horst Lauseker auf dem Dach eines Hauses in Karlsruhe an einem Schornstein.
    Schornsteinfeger sind auf dem freien Markt schwer zu bekommen (Uli Deck/dpa )
    "Mobile Schornsteinfeger" – so heißt ein Internetportal für freie Kaminkehrer. In meinem weiteren Umkreis finde ich darin keinen, und ein Blick auf die Karte zeigt, dass freie Schornsteinfeger in Deutschland recht ungleich verteilt sind. Was ist nun mit meiner Wahlmöglichkeit?
    "Diese Möglichkeit steht leider nur auf dem Papier, weil praktisch der Verbraucher, der einen freien Schornsteinfeger sucht, einfach keinen findet."
    Die Branche verweigert sich dem Wettbewerb
    Dr. Aribert Peters ist Vorsitzender des Bundes der Energieverbraucher. Auch nach mehr als vier Jahren verweigere sich die Branche dem Wettbewerb, so sein Vorwurf.
    "Kein Schornsteinfeger bietet praktisch im Bezirk eines anderen seine freien Arbeiten an. Dadurch findet der Verbraucher keinen, der diese Arbeiten durchführt, außer seinem eigenen Monopolisten, der in seinem Gebiet ohnehin die hoheitlichen Tätigkeiten ausführt."
    Ein Monopol existiere nicht, entgegnet Stephan Langer, sondern ein liberalisierter Markt. Stephan Langer ist beim Bundesverband des Schornsteinfegerhandwerks für die Öffentlichkeitarbeit zuständig und arbeitet auch als bevollmächtigter Bezirksschornsteinfeger.
    Hoheitliche Tätigkeiten der Bezirksschornsteinfeger
    "Es gibt einen Teil von hoheitlichen Tätigkeiten, die nur der bevollmächtigte Bezirksschornsteinfeger durchführen kann. Es handelt sich dabei um die Abnahmen. Das heißt, wenn man sich eine neue Heizung oder einen Kaminofen einbaut, was alle 20, 25 Jahre passiert und zweimal in sieben Jahren die Feuerstättenschau."
    Alle anderen Aufgaben, die regelmäßig anfallen, kann jeder Schornsteinfeger übernehmen. "Das sind aber die wesentlichen Tätigkeiten des Schornsteinfegerhandwerks, die machen 80 Prozent aus. Es handelt sich um die klassischen Aufgaben der Emissionsschutzmessung, der Abgaswegüberprüfung und des Schornsteinfegens."
    Den geringen Wechselwillen der Hausbesitzer deutet Stephan Langer so: "Die Wechsel, die wir sehen, das ist in der Regel eher der Nasenfaktor, also dass die Person einem eher unsympathisch ist oder nicht serviceorientiert ist, oder der bringt ein bisschen Schmutz ins Haus, dass das der Hauptgrund beim Wechseln ist und dass für zwei, drei, vier Euro ein Hauseigentümer, der mit seinem Schornsteinfeger zufrieden ist, nicht wechselt."
    Preise werden selbst festgelegt
    Vor der Liberalisierung gab es eine amtliche Gebührenordnung. Die Kosten für Kehren und Abgasmessung waren also überall gleich. Jetzt legen die Schornsteinfeger ihre Preise selbst fest. Seit der Marktliberalisierung vor gut vier Jahren ist die Dienstleistung deutlich teurer geworden, beobachtet Aribert Peters vom Bund der Energieverbraucher. Herrschte tatsächlich Wettbewerb unter den Schornsteinfegern, könnten Hausbesitzer Geld sparen.
    "Wir schätzen, dass das Einsparpotenzial etwa bei 30 Prozent liegt. Das heißt, dass man tatsächlich 30 Prozent der Schornsteinfegerkosten sparen könnte, wenn man einen funktionierenden Wettbewerb hat. Wir haben jetzt das Problem, dass der nicht funktionierende Wettbewerb zu überhöhten Preisen führt, die auch in der Größenordnung 10 bis 30 Prozent überhöht sind." Stephan Langer weist diesen Vorwurf zurück.