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Nach der Zypern-Rettung

Der drohende Staatsbankrott Zyperns ist im letzten Moment abgewendet worden. Während Brüssel und Berlin den Rettungsplan begrüßen, bleibt die Finanzwelt skeptisch. Denn es gibt Gerüchte, dass die großen Investoren bereits einen Teil ihrer Gelder abgezogen haben könnten.

Von Brigitte Scholtes | 25.03.2013
    Einigen Börsianern war die Müdigkeit heute noch anzusehen. Sie hatten die Übertragung der Pressekonferenz heute Nacht live verfolgt. Denn auch wenn das kleine Zypern nur 0,2 Prozent der Wirtschaftsleistung der Eurozone ausmacht, so hatte die vergangene Woche doch gezeigt, dass man auch aus der Behandlung des kleinen Eurolandes wichtige Rückschlüsse auf die weitere Bewältigung der Krise ziehen kann. So begrüßte etwa Wolfgang Gerke, Präsident des Bayerischen Finanzzentrums in München, im Deutschlandfunk die Einigung:

    "Es ist das richtige Signal, dass man Banken auch abwickelt. Man muss die Bankkunden retten und all diejenigen, die das Vertrauen verdienen, und nicht die Institutionen."

    Auch am Finanzplatz Frankfurt kam gut an, dass die Laiki-Bank zerschlagen und abgewickelt, die Bank of Cyprus schrumpfen wird und nur die Sparvermögen von mehr als 100.000 Euro belastet werden. Damit will Zypern unter anderem seinen Eigenanteil von knapp sechs Milliarden Euro für die Rettung aufbringen. Das hält auch Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der staatlichen KfW-Banken, für den richtigen Ansatz. Und er ist froh, dass die Hängepartie der letzten Woche vorbei ist:

    "Ökonomisch ist es von der Reihenfolge her – man beteiligt die Aktionäre, man beteiligt die Anleihen und dann die Sparer – richtig so, und man wickelt auch eine Problembank jetzt ab. Das ist der richtige Ansatz."

    Aber ganz unbeschwert ist der Jubel nicht. Denn es gibt Gerüchte, dass die großen Investoren in der vergangenen Woche oder auch zuvor einen Teil ihrer Gelder schon abgezogen haben könnten. Ob das so ist, lässt sich noch nicht zweifelsfrei feststellen. Mitleid mit den großen Investoren kommt aber beim Bankenexperten Gerke nicht auf, schließlich hätten sie auf ihre Einlagen in Zypern eine ansehnliche Rendite erzielen können:

    "Sie werden versuchen, ihr Geld rauszuziehen. Es ist wichtig, dass wir weltweit zeigen, dass diese Geschäftsmodelle nicht tragfähig sind."

    Die Börsianer sind auch froh darüber, dass die Europäische Zentralbank in der vergangenen Woche einmal deutlich gemacht hat, wann ihre Geduld zu Ende ist: Da hatte sie ja dem Inselstaat ein Ultimatum gesetzt, ohne das die Einigung womöglich nicht so schnell gekommen wäre. So fließen die Notkredite wieder, inzwischen knapp zehn Milliarden Euro. Aber auch wenn man jetzt nicht laut darüber klagt, dass die großen Investoren und Gläubiger mit herangezogen werden, so gibt Lutz Karpowitz, Devisenexperte der Commerzbank, doch prinzipiell zu bedenken:

    "Als negativ muss man sicherlich bewerten, dass natürlich für Investoren langfristig schon abgenommen hat. Es ist nicht nur diese Angst, vielleicht werden doch einmal Bankeinlagen angegriffen, das hat natürlich zu Unsicherheit geführt, aber auch die Art und Weise, wie jetzt diese zypriotischen Banken jetzt rekapitalisiert und zusammengelegt werden, wäre in Deutschland rechtlich äußerst problematisch. Das wäre sicher nicht mit dem Insolvenzrecht zu vereinbaren."

    Die Gefahr eines Bankruns hält zumindest die EZB offenbar für nicht gering, aber wohl für beherrschbar. Deshalb werden wohl auch die Kapitalverkehrskontrollen kurzfristig wieder abgeschafft werden, glauben einige Börsianer.