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Nach Missbrauchsskandal
US-Turnverband meldet Insolvenz an

Der US-Turnverband hat aufgrund des Missbrauchsskandals um den ehemaligen Teamarzt Larry Nassar Insolvenz angemeldet. USA Gymnastics will sich dadurch offenbar gegen Forderungen der Opfer schützen.

Von Torsten Teichmann | 06.12.2018
    Rachael Denhollander ist eine von 150 Betroffenen, die im Prozess gegen den früheren Teamarzt der US-Turnerinnen, Larry Nassar, ausgesagt hat.
    Rachael Denhollander ist eine von 150 Betroffenen, die im Prozess gegen den früheren Teamarzt der US-Turnerinnen, Larry Nassar, ausgesagt hat. (AFP/ Jeff Kowalsky)
    Das Insolvenz-Verfahren dürfte es Opfern sexuellen Missbrauchs zunächst erschweren, Ansprüche gegenüber dem Verband geltend zu machen. Der Anwalt John Manly ist deshalb aufgebracht. Seine Kanzlei vertritt über 150 Opfer des verurteilten Mannschaftsarztes Larry Nassar. Manly sagt, der Antrag auf Insolvenz unterbreche alle Versuche herauszufinden, wer beim Verband USA Gymnastics und in der Nationalmannschaft von Nassars Verbrechen wusste und nichts dagegen unternahm.
    US-Sportarzt Nasser wegen Missbrauchs verurteilt
    Der Turnverband argumentiert dagegen, dass einem Vermögen von 50 bis 100 Millionen US-Dollar Verpflichtungen in gleicher Höhe gegenüberstehen. Die Insolvenz könne helfen, die Ansprüche von Opfern zu regeln, sagte die Vorsitzende des Verbands Cathryn Carson. USA Gymnastics soll außerdem die Olympia-Lizenz verlieren. Aber auch dieses Verfahren ist durch die Insolvenz unterbrochen.
    Der frühere Teamarzt der US-Turner, Larry Nassar, vor Gericht in Lansing, Michigan.
    Der frühere Teamarzt der US-Turner, Larry Nassar, vor Gericht in Lansing, Michigan. (AFP / JEFF KOWALSKY)
    Im Zentrum des Missbrauchsskandals steht der frühere Arzt der Turn-Nationalmannschaft, Larry Nassar. Er ist zu 300 Jahren Gefängnis verurteilt worden. Mehr als 350 Frauen hatten in zwei Verfahren ausgesagt, von ihm missbraucht oder belästigt worden zu sein.
    In der Folge trat der gesamte Vorstand des US-Turnverbands zurück. Ebenso der Präsident und der Sport-Direktor der Michigan State University, an der Nassar arbeitete. Die Universität hat sich mit Klägerinnen bereits auf Schmerzensgelder in Höhe von insgesamt 500 Millionen US-Dollar geeinigt.