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Nach Spiel in Saudi-Arabien
Politiker kritisieren FC Bayern

Nachdem es in den sozialen Medien scharfe Kritik am Testspiel des FC Bayern in Saudi-Arabien gehagelt hatte, meldet sich nun die Politik zu Wort: Fußballer sollten "auch mal ein Zeichen setzen", sagte SPD-Sportpolitikerin Dagmar Freitag. Die Grünen wurden im DLF deutlicher.

20.01.2015
    Der Trainer des FC Bayern, Pep Guardiola während einer Pressekonferenz in Riad am 17. Januar 2017.
    Vor dem Testspiel gegen Hilal: Bayern-Trainer Pep Guardiola (AFP / MOHAMMED MASHHUR)
    Der FC Bayern München hatte am Samstag auf seiner Rückreise aus dem Trainingslager in Katar ein Testspiel gegen Al-Hilal in Riad mit 4:1 gewonnen. Der sportpolitische Sprecher der Grünen im Bundestag, Özcan Mutlu, sagte im Deutschlandfunk zu dem umstrittenen Spiel:
    "Selbstverständlich kann Bayern München nichts für die Zustände in Saudi-Arabien. Aber mit einem Freundschaftsspiel in Saudi-Arabien für saudisches Geld hat man das Ganze gutgeheißen. 2014 wurden 87 Menschen enthauptet. Oder der jüngst Fall des Bloggers Badawi (...). All das sind Dinge, die man einfach nicht ignorieren darf."
    Zuvor waren die Bayern für ihren Testspiel-Ausflug nach Saudi-Arabien bereits in sozialen Medien kritisiert worden. Ein Vereinsmitglied hatte am Sonntag per Twitter einen offenen Brief an den Vorstand gerichtet:
    Mit Verzögerung greift nun auch die Sportpolitik das Thema auf. "Fußballer müssen ja keine Politiker sein, aber sie sollen sich der Menschenrechtslage bewusst sein und durchaus mal ein Zeichen setzen", sagte Dagmar Freitag (SPD) als Vorsitzende des Sportausschusses im Bundestag der "Süddeutschen Zeitung".
    Dem islamischen Königreich werden zahlreiche Menschenrechtsverstöße und die Diskriminierung von Frauen vorgeworfen. Erst in der vergangenen Woche sorgte der Umgang der Justiz mit dem Blogger Raif Badawi für internationale Proteste. Der 30-Jährige war wegen Beleidigung des Islams zu zehn Jahren Haft und insgesamt 1.000 Schlägen verurteilt worden.
    Menschenrechtsbeauftragter: "Würde so ein Spiel absagen" - CSU: Kritik überzogen
    Die Reise des FC Bayern, die am Sonntag in München endete, wurde nach Angaben eines Sprechers von dem Automobilkonzern Volkswagen finanziert. Geld von den Gastgebern in Saudi-Arabien habe der Verein nicht erhalten, betonte der Club in der "SZ".
    Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Christoph Strässer mahnte: "Wer in solche Länder fährt, muss wissen, was dort passiert. Ich fände es sinnvoll, dass man sich in öffentlichen Erklärungen auch zur Menschenrechtslage äußert." Die Bestrafung von Badawi stelle eine zusätzliche Ausnahmesituation dar. "Unter diesen Umständen würde ich ein solches Spiel absagen", sagte der SPD-Politiker.
    Der CSU-Abgeordnete Stephan Mayer - ebenfalls Mitglied im Sportausschuss - hält die Kritik dagegen für überzogen. Man solle Sport und Sportpolitik nicht zu stark mit Menschenrechtspolitik verbinden, sagte der bayerische Politiker. "Es geht hier um die Reise eines Vereins und nicht um ein offizielles Turnier oder einen Wettbewerb, der von einer Organisation wie der FIFA oder der UEFA ausgetragen wird", so Mayer.
    (tön/ach)