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Nach Unwetter
Bobbahn Königssee: Streit um den Wiederaufbau

53,5 Millionen Euro stellen Bund und Land über den Ausbauhilfe-Fond für den Wiederaufbau der durch ein Unwetter zerstörten Bob- und Rodelbahn am Königssee zur Verfügung. Doch damit sind Naturschutzorganisationen unzufrieden.

Von Michael Watzke | 02.11.2021
Die zerstörte Bob- und Rodelbahn am Königssee
Die zerstörte Bob- und Rodelbahn am Königssee (www.imago-images.de)
Kein Wiederaufbau der Bobbahn am Königssee fordert Rita Poser, die Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz im Berchtesgadener Land: "Aufgrund der geologischen Risiken, die dort erheblich sind und auch schon lange beschrieben wurden, lehnen wir das ab."
Die Umwelt-Organisation hatte schon 2011 vor genau jenem Muren-Abgang gewarnt, der in diesen Sommer eintrat. Denn die Bahn liege genau an der Bruchzone mehrerer Gebirgsformationen. "Es ist auch ein riesiger Schwemmkegel im Laufe der Zeit entstanden. Dadurch, dass dort immer wieder Muren-Angänge sind."

Landkreis beschließt Mittel für Wiederaufbau

Der Landkreistag hat trotzdem beschlossen: Die älteste Kunsteisbahn der Welt soll an der gleichen Stelle wiederaufgebaut werden. 53,5 Millionen Euro stellen Bund und Land über den Ausbauhilfe-Fond zur Verfügung. Ein geologisches Gutachten soll sicherstellen, dass die Anlieger und das Bauwerk selbst vor künftigen Muren-Abgängen geschützt sind.
Rodel-Olympiasieger Felix Loch hofft auf eine schnelle Restaurierung der Strecke. "Die Bahn ist wie mein Wohnzimmer. Ich bin hier aufgewachsen, hab hier das Rodeln gelernt. Große Erfolge feiern dürfen. Wenn man sowas sieht, ist man einfach todtraurig", sagt Loch.

Absperrdamm soll Geröll aufhalten

Der Deutsche Bob- und Schlittenverband hat bereits einen Geologen befragt. Der stellte fest, dass ein rund 14 Meter hoher Absperrdamm ein Rückhaltebecken für 7.000 Kubikmeter Geröll schaffen könne. Beim Unwetter im August waren es allerdings 10.000 Kubikmeter. Und wegen des Klimawandels steige die Gefahr, sagt Geologe Michael Krautblatter von der TU München.
"Wir haben am Plansee, zwischen Garmisch und Reutte, ein Inventar darüber, wie häufig Murenabgänge in den letzten 4000 Jahren waren. Und wir sehen, dass die Murgang-Frequenz in den letzten 30 bis 40 Jahren um den Faktor 3 bis 4 zugenommen hat."

Bund Naturschutz plant Bürgerbegehren

Der Bund Naturschutz will nun ein Bürgerbegehren gegen die Bobbahn starten. Die Stimmung im Landkreis ist gespalten. Manche fürchten Steuergeld-Verschwendung, andere - wie Felix Loch - sorgen sich um den Rodler-Nachwuchs.
"Letztes Jahr Corona: kaum Training möglich. Dieses Jahr gar kein Training möglich. Ich hoffe, dass es nächstes Jahr für die Kinder möglich ist, hier wieder zu fahren."Eine komplette Restaurierung der Bahn könnte mehrere Jahre dauern – auch weil der BUND Naturschutz mit Klage droht. "Wir werden unsere Möglichkeiten nutzen, wie auch immer. Also kann es auch zu einer juristischen Auseinandersetzung kommen."