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Nach Urteil gegen israelischen Soldaten
Drohungen gegen Richterin - Facebook-Hetzer festgenommen

Die Polizei in Israel hat zwei Menschen wegen Hetze im Netz festgenommen. Sie hatten zu Gewalt gegen die Richterin aufgerufen, die einen israelischen Soldaten nach einem tödlichen Kopfschuss gegen einen Palästinenser wegen Totschlags verurteilt hatte. Ministerpräsident Netanjahu forderte die Begnadigung des Soldaten.

05.01.2017
    Kundgebung für den israelischen Soldaten Elor Asaria, der einen palästinensischen Attentäter erschossen hat, der wehrlos am Boden lag.
    Kundgebung für den israelischen Soldaten Elor Asaria, der einen palästinensischen Attentäter erschossen hat, der wehrlos am Boden lag. (AFP - Jack Guez)
    Im Netz würden die Richterin Maja Heller unter anderem mit Hitler-Bärtchen dargestellt, berichtete die Nachrichtenseite "Ynet". Der noch in Haft befindliche Mann habe auf Facebook geschrieben: "Maja Heller wird ihr Jahr nicht beenden."
    Eine junge Frau sei unter Auflagen wieder freigekommen, teilte eine Polizeisprecherin mit. Sie hatte laut der Nachrichtenseite dazu aufgerufen, die Richterin mit einer Granate in die Luft zu sprengen und geschrieben, Gott werde Heller für alles zahlen lassen. Neben den beiden Festgenommenen berichtet "Ynet" von weiteren massiven Drohungen und Beleidigungen gegen die Richterin.
    Richterin: Asaria habe aus Rache, nicht in Notwehr gehandelt
    Asarias Familie distanzierte sich laut "Ynet" von den Gewaltaufrufen. Der damals 19-jährige Soldat hatte im März 2016 einen verletzt am Boden liegenden palästinensischen Attentäter mit einem Kopfschuss getötet. Das Militärgericht in Tel Aviv verurteilte ihn wegen Totschlags. Asaria habe aus Rache und nicht in Notwehr gehandelt, sagte Richterin Heller. Ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft, Experten erwarten aber ein weitaus milderes Urteil. Das Strafmaß soll innerhalb eines Monats verkündet werden.
    Der Fall spaltet die israelische Gesellschaft. In rechten Kreisen wird Asaria wie ein Held gefeiert, während Menschenrechtsorganisationen ihm eine "Hinrichtung" vorwerfen.
    Politiker fordern Begnadigung
    Nach einer Umfrage des israelischen Senders Channel 2 sind 67 Prozent der Befragten für eine Begnadigung des jungen Mannes. Auch der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat dafür ausgesprochen, Asaria zu begnadigen. Auf Facebook schrieb er gestern, am Tag der Verurteilung: "Es ist ein schwieriger und schmerzlicher Tag für uns alle - vor allem für Elor und seine Familie, unsere Soldaten und Zivilisten, mich eingeschlossen."
    Eine Begnadigung müsste von Staatspräsident Reuven Rivlin ausgesprochen werden. Sein Büro teilte mit, dass ein entsprechendes Gesuch nur von Asaria selbst, einem engen Verwandten oder seinem Anwalt gestellt werden könne.
    (vic/dk)