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"Zip", so nennt sich eine Initiative der Kulturstiftung des Bundes, die deutsche und tschechische Kulturprojekte im Reißverschlussverfahren verzahnen will - im direkten Austausch unter Künstlern, Schriftstellern und Wissenschaftlern. Im Rahmen dieser Initiative kuratieren Gaby Hartl und Frank Kaspar das Projekt "Radio d-cz" .

Von Frank Olbert | 18.07.2009
    Herr Kaspar, was ist das für ein Projekt?

    Es gibt in diesem Gesamtprogramm "Zip" verschiedene Themenschwerpunkte. Und der Themenschwerpunkt, in dem das Radio angesiedelt ist, heißt "Lebenswelten". Es ist die Idee, über das Radio ein Fenster in das jeweils andere Land zu öffnen, sich über künstlerische Mittel des Radios gegenseitig kennenzulernen und Themen aufzugreifen, die in der Gegenwart in beiden Ländern virulent sind.

    Unsere Idee war, dass man nicht zu schnell spezialistisch wird, sondern wir sind in verschiedene Bereiche ausgeschwärmt und haben Leute an Bord geholt, die entweder als Literaten und Reporter oder als bildende Künstler oder als Musiker- und Medienkünstler arbeiten.

    Was haben Sie denn jetzt im Programm?

    "Radio d-cz" besteht im Kern aus fünf Produktionen, Hörspiel, Feature, akustische Kunst. Die Stücke werden von öffentlich-rechtlichen Sendern in Deutschland in Zusammenarbeit mit dem tschechischen Rundfunk produziert.

    Im Programm ist zum Beispiel das Feature "Tatra, Hanzelka und Zikmund - The time to go"von Werner Pöschko und Marek Janáč Es handelt von den Ingenieuren Jiři Hanzelka und Miroslav Zikmund, die im Jahr 1947 in einer Limousine der tschechischen Marke Tatra, einem "Tatra 87", die nubische Wüste durchquerten und nicht nur in der damaligen Tschechoslowakei, sondern im ganzen Ostblock als Helden gefeiert wurden.

    Einen ganz anderen Zugang haben Miloš Vojtěchovský, Medienkünstler und Prager Filmprofessor, und der Londoner Musiker Peter Cusack. Sie haben zusammen ein Stück entwickelt mit dem Titel "Favouite Sounds of Prague". Dafür haben sie viele Interviews mit Pragern geführt und sie gefragt, wie sie ihre Stadt akustisch wahrnehmen. Das Stück besteht aus diesen Interviews und aus einer Montage der Sounds, die auf einer Webseite gesammelt wurden. > Website "Favourite Sounds of Prague"

    Sind denn Hörspiel und Klangkunst feste Größen im tschechischen Rundfunk?

    Wir haben den Eindruck gewonnen, dass es einerseits eine starke literarische Hörspieltradition gibt. Tschechien ist ja auch eines der Länder in Europa, die auf eine lange Radiogeschichte zurückblicken. Was aber sehr im Umbruch ist, weil da eine Tradition für lange Zeit abgebrochen war, ist die experimentelle und die musikalische Radiokunst. Wir wollen im November in Prag, wenn der tschechische Rundfunk die Produktionen von "Radio d-cz" sendet, begleitend in einer Galerie eine Veranstaltung machen, die eine junge Kunstszene anspricht, die sehr daran interessiert ist, an den Quellen der deutschen Radiokunstgeschichte anzuknüpfen.

    Die Sendetermine der vorgestellten Produktionen: Das Hörspiel "FAVOURITE SOUNDS OF PRAGUE” von Peter Cusack und Miloš Vojtěchovský sendet Deutschlandradio Kultur am 11.09.2009 um 00:05 Uhr. Das Feature "Tatra, Hanzelka and Zikmund - The Time to go" von Werner Pöschko und Marek Janáč ist auf SWR 2 am Sonntag, den 6. September um 14.05 Uhr und bei Deutschlandradio Kultur am Samstag, den 19. September um 18.05 Uhr zu hören.