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Nachfolger für Robot-Hund gesucht

Robotik. – Robotik-Forscher haben sich eine spielerische Art bewahrt, obwohl ihr Metier inzwischen durch harte Konkurrenz geprägt ist. Für den Sony-Hund Aibo hat die Internationale Robocup-Gemeinde einen Nachfolger ausgelobt. Trotz der harten Konkurrenz aus vielen Ländern liegen Darmstädter Forscher mit ihrem Vierbeiner gut im Rennen.

Von Klaus Herbst | 29.06.2007
    Der Darmstädter "New Robot" leidet an deutlichem Übergewicht. Da muss er schon alle Kraft seiner knirschenden Edelstahlgelenke zusammennehmen, um überhaupt noch einigermaßen schnell tapsen zu können. Man kann es hören: Andererseits ist er mit seinen dunklen und roten Plastikkappen viel schöner als sein französischer Konkurrent beim Robocup. Der vor allem einen hässlichen Kopf habe, der aussehe wie ein Soldatenhelm, sagt der Darmstädter "New Robot"-Entwickler Professor Oskar von Stryk. Er hat mit dem Bau von Robotern sechs Jahre Erfahrung und vergleicht seinen Vierbeiner mit dem Sony-Aibo:

    "Unser Roboter ist zunächst einmal deutlich größer, vielleicht bis zu knapp 50 Prozent größer, was bedingt ist durch das modulare Design. Er hat vier Beine. Jedes Bein hat drei Drehgelenke, hat einen Kopf, der auf einem dreigelenkigen Hals sitzt. Auf dem Kopf ist eine Kamera, die quasi in der Schnauze des Roboters befestigt ist, die eine deutlich höhere Auflösung bietet als bisher verfügbar."

    Es ist mehr als nur eine Äußerlichkeit von Gotha-Design, dass Nutzer die Gehäuse-Schalen flexibel auseinander- und zusammenbauen können und dass auf der Hüfte ein kleines Display sitzt; das zeigt, was die Software gerade macht. Dass man die Module des "New Robot" flexibel auseinanderbauen kann, macht ihn zu einer so vielseitigen Plattform für die Roboter-Forschung und -Entwicklung. Von Stryk nennt weitere Innovationen:

    "Wir haben Infrarot-Abstandssensoren im Kopf und an der Brust, die zu Hindernissen die Abstände messen. Wir haben einen ganz neuen Sensor im Halsgelenk, der quasi das Nicken des Kopfes messen kann, so dass wir erstmals überhaupt auf dem vierbeinigen Roboter Forschung machen können, wie man den Blick beim Laufen stabilisieren könnte. Bisher wackelt der Kopf einfach hin und her. Und wenn man diese Messung hat, diese Bewegung, dann kann man das benutzen, um die Gelenkmotoren so zu steuern, dass der Roboter den Kopf gerade hält."

    Bei früheren Roboter-Fußball-Wettbewerben hat es die notwendige Kommunikation der Roboter untereinander sehr erschwert, dass Funkfrequenzen immer extrem stark belegt waren. Aus dieser Not hat von Stryk eine Tugend gemacht und dem Hinterteil des neuen deutschen Vierbeiners USB-Schnittstellen verpasst, die man für vieles nutzen kann, beispielsweise für ein W-LAN-Modul, mit dem man sich drahtlos in einem Netzwerk verständigen kann. Der "New Robot" aus Darmstadt ist eben eine offene Roboter-Plattform. Jeder kann Kameras und Mikrofone austauschen und neue Geräte anschließen. Von Stryk:

    "Wenn man einfach ein Mikrofon und einen Lautsprecher anschließt, kann man ganz einfach eine Mensch-Roboter-Schnittstelle programmieren, wenn man eine Software nimmt zur Sprachverarbeitung und dann über die Analyse der Sprache versucht, Programme zu entwickeln, die direkt umsetzen, was der Roboter tun soll. Man kann also offen programmieren. Wenn man sich das als Privatanwender als Ergänzung seines Laptops und PCs leistet, dann kann man den Roboter so programmieren, dass er im Haus spazieren geht und dass er über die Kamera quasi so eine Art Teleoperation ermöglicht."

    Aibo soll weiterleben – sagt die internationale Robocup-Vereinigung und sucht nun nach dem passenden Nachfolger. Der Wettbewerb ist kein Spiel mehr, sondern harte Konkurrenz. Dreißig Bewerber mit anderen Roboterkonzepten, zum Beispiel einem zweibeinigen und einem mit vier Rädern, haben sich auf eine entsprechende Ausschreibung gemeldet. Nun ist der Darmstädter "New Robot" mit drei anderen in der Endausscheidung. Von Stryk:

    "Die TU Darmstadt entwickelt den Roboter. Und für den Vertrieb des Roboters sind wir gerade dabei, eine entsprechende Art Ausgründung vorzubereiten. Die Vorbereitungen sind sehr weit gediehen, und wir sind eigentlich so gut wie startklar. Wir werden den übrigens in jedem Fall, unabhängig von dem Zuschlag vertreiben. Und wir werden den in jedem Fall dieses Jahr auf den Markt bringen. Wenn wir die Ausschreibung gewinnen, dann wird der Roboter dieses Jahr nur für Robocup-Teams zugänglich sein, weil wir die dann zuerst bedienen müssen, damit nächstes Jahr die Liga mit denen spielen kann. Und dann würden wahrscheinlich erst nächstes Jahr andere Anfragen bedient werden können."

    Einen Fehler wollen die Darmstädter auf jeden Fall vermeiden: Hard- und Software nur gemeinsam zu vertreiben, was sich für Sony nicht gelohnt hat. Für ihre offene Plattform rechnen sie mit einer schwarzen Null, also einem leichten Gewinn.