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Nachrichten 3.0

Früher wurden Meldungen von Nachrichtenagenturen einfach nur verschickt. Jetzt aber soll alles anders werden: Von nun an sollen die Kunden die Inhalte der Agenturen mitgestalten können.

Von Vera Linß | 19.06.2010
    "Das sieht ein bisschen aus wie eine gängige Nachrichtenseite, wie man sie von faz.net, von tagesschau.de, von Spiegel online, welt.de oder bild.de kennt, nur mit dem großen Unterschied, dass sie nicht für ein große Öffentlichkeit zugänglich ist."

    Und, dass sie zum Mitmachen gedacht ist.

    Schmuck sieht es aus, das B2B-Portal "dpanews". Anders als beim normalen Nachrichtenticker, wo die Meldungen in chronologischer Reihenfolge durchlaufen, sind hier die News übersichtlich und nutzerfreundlich nach Schwerpunkten und Aktualität aufbereitet worden: fünf Themen des Tages mit Fotos, weiterführenden Artikeln, Grafiken und externen Links.

    Das Entscheidende aber ist die Mitmachspalte unter jedem Thema, erklärt Christoph Dernbach, Leiter der dpa-Tochter Infocom, die "dpanews" produziert.

    "Wir haben dann unter jedem Objekt ein Kommentarfeld. Da können uns Kunden konkrete Fragen und Anregungen zu den einzelnen Themen stellen und sie bekommen innerhalb weniger Minuten Antworten von dem Nachrichtenchef, der dann eine verbindliche Auskunft zu dieser Frage gibt."

    Das heißt: Die Kunden von dpa können und sollen mitbestimmen, in welche Richtung die Berichterstattung erweitert werden könnte. Und: sie können auch selbst Themen vorschlagen.

    Auf dieses Prinzip setzt auch der Konkurrent ddp/DAPD. Sein Portal heißt "Newsplaner". Für Chefredakteur Cord Dreyer steht hinter dem Angebot ein Paradigmawechsel, ein völlig neues Herangehen in der Arbeitsweise der Agentur.

    "Wir präsentieren dort unsere Planung. Wir bieten an, die Termine, die auf unserer Vorschau stehen, zu bewerten. Wir bieten an, Kommentare dazu abzugeben, bestimmte Wünsche abzugeben. Und das glaube ich ist schon was wirklich Neues. Das gibt es bisher nicht. Das widerspricht auch ein wenig dem Agenturgedanken, wie es ihn früher gab, nämlich dass man auch als Agentur allen Kunden etwas anbietet, das gleich ist, sondern dass man auch kundenspezifisch was machen kann und dass man da ne ganz enge Kooperation sucht."

    Ein Prinzip, das ans Internet angelehnt ist. Hier verschmelzen Sender und Empfänger, Produzenten und Konsumenten in nie gekanntem Maß miteinander. Es ist aber auch eine Reaktion auf das Internet, wo viele Informationen kostenlos zu haben sind und wo vermutlich nur mit hochwertigen passgenauen Inhalten in Zukunft noch Geld zu verdienen ist. Christoph Dernbach von der dpa.

    "Klar ist, dass eine reine Fakteninformation nicht zu schützen ist. Also wir können ökonomisch für unsere Kunden sinnvoll sein, wenn wir ihnen tatsächlich helfen, sehr zielgerecht ihre Produkte zu erstellen und da ist dieses Portal ein wichtiges Werkzeug dafür."
    Ob das die Kunden auch so sehen, wird sich zeigen, wenn jetzt das B2B-Portal "dpaNews" in den Regelbetrieb geht. Bislang war es nur für einige Verlage verfügbar und da ist die Resonanz zwiespältig. Die Hessische/Niedersächsische Allgemeine etwa findet das Modell gut. Aber es würde noch dauern, bis die Redakteure sich darauf einstellten, heißt es. Die Hannoversche Allgemeine Zeitung findet nett, dass es jetzt einen Rückkanal gibt. Von einer neuen Dimension könne aber keine Rede sein. Wenn man Ideen hätte, würde man die eh lieber selbst machen, als dpa darum zu bitten.

    Konkurrent ddp/DAPD kann noch keine Erfahrungen vorweisen. Den "Newsplaner" gibt es bislang auf nur dem Reißbrett, im Juli soll es richtig losgehen. Chefredakteur Cord Dreyer.

    "Ich denke schon, dass es kein leichter Weg ist, flächendeckend die Redakteure auf dieses Portal zu bewegen, aber es ist eine ganz große Chance, selber mitzubestimmen, was diese Agentur macht."

    Bleibt die Frage, ob auch aus Sicht der Kunden so die Agentur der Zukunft aussehen soll.