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Nachrichten für Kinder

Nach Auflage ist der deutsche Zeitungsmarkt der größte Europas. Damit dies auch so bleibt, müssen Verleger für ihren Lesenachwuchs sorgen, denn Studien belegen: das Zeitungslesen fängt schon im Kindes- und Jugendalter an.

Von Eleni Klotsikas | 06.03.2010
    Die Nachfrage nach Kindernachrichten ist gestiegen. Inzwischen drucken laut Bundesverband der deutschen Zeitungsverleger zwei Drittel der deutschen Zeitungen in ihren Blättern auf Extra-Seiten redaktionelle Angebote für Kinder und Jungendliche. Auf diesen Trend hat sich auch die Nachrichtenagentur DPA vor drei Jahren eingerichtet und einen eigenen Kindernachrichtendienst ins Leben gerufen. Susan Schädlich von DPA:

    "Es ist ein einzelner Dienst, den man separat bezahlt, der auch nicht nur Text beinhaltet, sondern auch Bild und Podcast und interaktive Grafiken, der erste multimediale Dienst bei DPA und der wird sehr gut angenommen."

    Nach Angaben von DPA schreibt dieser Dienst bereits nach drei Jahren seines Bestehens schwarze Zahlen. Kinder werden als Rezipienten heutzutage ernster genommen. Früher waren auf Zeitungsseiten für Kinder Comics oder Rätsel zu finden, heute sind es richtige journalistische Angebote. Dabei wird auch vor keinem Thema zurückgeschreckt:

    "Der Ansatz ist, dass man alle Themen auch Kindern verständlich machen kann, sie nur anders anpacken muss. Das ist so ein bisschen das Geheimnis. Es kann tatsächlich auch eine Geschichte über einen Amoklauf an der Schule sein, das kriegen die ja sowieso mit, die kriegen sowieso viele Themen ohnehin mit. Man muss sie dann nur ein bisschen anders aufbereiten."

    Diesen Ansatz verfolgt auch das Kindermagazin Dein Spiegel, eine vom Spiegel-Verlag ganz neu gelaunchte monatliche Zeitschrift für Kinder ab acht Jahren. Ob Krieg in Afghanistan, Umweltzerstörung, Kinderarmut in Hartz IV-Haushalten, die Themen müssen für Kinder mitfühlend aufbereitet und verständlich erklärt werden, denn diese wollen und sollen überall mitreden, sagt Ansbert Kneip, leitender Redakteur bei Dein Spiegel:

    "Es sind immer Themen, die Abends in der Tagesschau laufen, die die Kinder mitbekommen und dann aber nicht genau wissen, wovon das handelt und die von den Erwachsenen schwer erklärt werden und wir versuchen solche Themen, die dann auch politisch sein können, aufzugreifen und denen zu erklären."

    Bisher ist das vierte Heft von Dein Spiegel erschienen. Im Zeitalter des Internets sollen Kinder auf diesem Weg an das Lesen auf Papier gewöhnt werden. Außerdem will der Verlag frühzeitig die Marke Spiegel im Bewusstsein der Kinder verankern, sagt Ansbert Kneip. Die Zeitschrift soll aber kein Subventionsprojekt werden, um aus Kindern später gute Spiegel-Leser zu machen. Sie soll für den Verlag auch finanziell lukrativ sein:

    "Kindermedien sind ein Markt, ganz eindeutig! Wir gucken nun, ob wir uns in diesem Markt positionieren können. Im Moment ist es so, dass wir natürlich eine Probephase haben und da gibt es Anlaufkosten. Im Moment verdienen wir damit kein Geld, aber wir hoffen damit ziemlich bald Geld generieren zu können."

    Deutsche Tageszeitungen halten sich dagegen bisher mit eigenen für Kinder gestalteten Zeitungen zurück. Ein Grund dafür sind die hohen Vertriebskosten. In Frankreich funktionieren Kindertageszeitungen sehr gut, jedoch nur, weil der Versand per Post stark subventioniert wird. Deutsche Lokalzeitungen überlegen sich derweil andere Strategien, um junge Leser zu erreichen. Die Neue Osnabrücker Zeitung hat sich beispielsweise in ein Social Network im Internet eingekauft und verarbeitet Themen, die dort von Jugendlichen besprochen werden in einem monatlichen Print-Magazin, sagt Paul Wehberg von der NOZ:

    "Wir machen ein Jugendmagazin das nennt sich Blu und das ist praktisch die Offline-Variante zu unserer Online-Community Stay Blu, die in Osnabrück dann OS-Community heißt und daraus machen wir einmal im Monat ein 32-seitiges Tabloid-Format, Zeitungsdruck, geschnitten, wo wir versuchen aus der Community wieder Inhalte in Printform dazugeben."

    Die Texte für Blu werden von freiwilligen Userreportern aus dem Netzwerk geschrieben, die von einer Redaktion professionell betreut werden. Das Magazin hat den Charakter einer kostenlosen Schülerzeitung und ist bisher kein lukratives Geschäftsmodell. Dem Verlag geht es aber vor allem um eines: Die Zukunft der Zeitung zu sichern:

    "Die Rentabilität entsteht in der Regel erst dann, wenn man aus der Zielgruppe wieder neue Leser generiert und wenn man in einem relativ langem Prozess ein neues Geschäftsmodell entwickelt."