Freitag, 29. März 2024

Archiv

Nachrüsten von Diesel-Rußfilter
Das Förderprogramm als Ladenhüter

Die Diskussion um hohe Abgaswerte bei Dieseln hat die Nachfrage nach dem vom Bund aufgelegten Förderprogramm zur Nachrüstung von Rußpartikelfiltern in alten Fahrzeugen kaum angekurbelt. Viele Deutsche verschmähen die Förderprämie.

Von Thomas Wagner | 21.07.2016
    Man sieht, wie der Mechaniker den silber-metallenen Filter von unten in die Unterseite des Fahrzeugs hebt. Er trägt Arbeitshandschuhe. Der Filter verdeckt sein Gesicht.
    Es gibt Geld vom Staat für gute Luft - aber kaum jemand beantragt es. (dpa / Andreas Lander)
    Vor Jahrzehnten noch, erinnert sich Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe, gaben Politiker mächtig Gas auf dem Weg zum saubereren Auto.
    "Schauen wir 20 Jahre zurück, als der Drei-Wege-Katalysator eingeführt wurde, ist Klaus Töpfer noch zu "Wetten dass?" gegangen und hat dafür geworben, dass der Drei-Wege-Katalysator eine breite Verwendung findet."
    Und heute? Vor allem der Dieselmotor ist in Verruf geraten, unter anderem wegen des Ausstoßes von Feinstaub-Partikel. Doch das Förderprogramm zur Nachrüstung mit Ruß-Partikelfiltern will einfach nicht greifen – und sorgt für dicke Luft bei Organisationen wie der Deutschen Umwelthilfe.
    "Das Bundesumweltministerium verzichtet auf jegliche Werbung. Wir schaffen es seit zwei Jahren nicht, dass sich die Bundesumweltministerin öffentlich dafür ausspricht, mal in die Werkstatt geht und sich dafür ausspricht, dass man die alten Dieselautos sauberer machen soll."
    In diesem Jahr wurden gerade mal 13.200 Alt-Dieselautos nachgerüstet
    Gerade das Bundesumweltministerium habe, so der Vorwurf von Jürgen Resch, nicht ausreichend die Werbetrommel für die Nachrüstung solcher Diesel-PKW gerührt, die vor dem 1. Januar 2007 zugelassen sind. Seit Februar 2015 stehen dafür rund 30 Millionen Euro zur Verfügung - eine Prämie, die aber nicht einmal ansatzweise abgerufen wird. In diesem Jahr wurden gerade mal 13.200 Alt-Dieselautos nachgerüstet. Gesamtaufwand: Gerade mal 3,4 Millionen Euro, also etwas über einem Zehntel dessen, was an Förderprämien insgesamt seit Februar vergangenen Jahres zur Verfügung steht. Dass so wenig betroffene Autofahrer ihre alten Diesel nachrüsten lassen, hängt aber möglicherweise nicht nur mit mangelnder Werbung für die Prämie zusammen. Andreas Höltzel vom ADAC in München:
    "Man muss wissen, die gesamte Nachrüstung wird mit 260 Euro gefördert. Doch die tatsächlichen Kosten sind weitaus höher. Das fängt irgendwo bei 600 Euro an, kann aber ganz schnell bei 1.000 Euro liegen. Das heißt: Der Fahrzeugbesitzer muss da selber noch mal was drauflegen."
    Und zwar etliche hundert Euro – für viele betroffene Diesel-Autofahrer offenbar zu viel. Sie bekommen zwar in der Regel ohne Nachrüstung die grüne Umweltplakette nicht und dürfen daher auch nicht in Städte mit grünen Umweltzonen einfahren. Sonst aber drohen kaum Konsequenzen. Für Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe ist das ein unbefriedigender Zustand, zumal, das zeige sich nach dem Abgasskandal rund um manipulierte Diesel-PKW, neben dem Feinstaub auch immer mehr die Stickoxide in den Abgasen von Diesel-PKW in den Fokus der Kritiker geraten. Reschs Forderung daher:
    "Fahrverbote für schmutzige Fahrzeuge. Jetzt haben wir den Schlamassel: 60 Prozent der Messplätze in Deutschland zeigen überhöhte Stickoxidwerte. Und wir werden wahrscheinlich im Endeffekte nicht um Fahrverbote herumkommen."
    Nur noch bis Ende September können Prämien beantragt werden
    Diese Forderung weist Andreas Höltzel vom ADAC allerdings zurück. Denn bei der aktuellen Diskussion gehe es nicht um Stickoxid--, sondern um Feinstaub-Emissionen, die durch die Nachrüstprämie gesenkt werden sollen.
    "Diese Feinstaubproblematik ist ja weitgehend gelöst. Das heißt: Wir haben ja gerade noch in Baden-Württemberg, in Stuttgart, am Neckartor, diese Grenzwertüberschreitungen. Ansonsten ist die Geschichte mit dem Feinstaub gelöst. Wir haben jetzt aber die Probleme mit den Stickoxiden. Und da kommt was Neues auf die Dieselfahrer zu."
    Was aber genau, das ist längst noch nicht entscheiden. Was bleibt, sind in diesem Jahr rund neun Millionen Euro, die ursprünglich für die Nachrüstung alter Diesel-Fahrzeuge ausgegeben werden sollen – und nun wohl an den Bundeshaushalt zurückgereicht werden; nur noch bis Ende September können Prämien beantragt werden. Allerdings, so Jürgen Resch von der Deutschen Umwelthilfe, müssten die nicht abgerufenen Förderprämien nicht unbedingt in den Haushalt zurückfließen, sondern könnten aus seiner Sicht nachhaltiger eingesetzt werden.
    "Warum findet mit dem verbleibenden Geld keine Nachrüstung für Busse und Baumaschinen statt? Wir sehen das ja in den Städten, das gerade die Busse mit hohen Fahrleistungen ganz wesentlich für die Belastung der Luft verantwortlich sind. Wenn man jetzt sagen würde: Wir haben noch etwas Geld übrig, dann wäre eigentlich die Forderung: Lieber Finanzminister, gebe mir grünes Licht, dass ich dieses Geld für Baumaschinen oder Busse ausgeben kann, auf jeden Fall für Luftreinhaltung."