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Nachruf auf Jerry Lewis
The King of Comedy

Ein Zappelphilipp und Tollpatsch. Schon in jungen Jahren erkannte Jerry Lewis, dass er mit seinem Talent Geld verdienen kann: "Ich habe Riesenerfolg damit gehabt, einen völligen Idioten zu spielen." Für viele war er der größte Komiker aller Zeiten.

Von Jörg Albrecht | 21.08.2017
    "Der gut aussehende Sänger und der Affe" - Jerry Lewis und Dean Martin im Jahr 1965.
    "Der gut aussehende Sänger und der Affe" - Jerry Lewis und Dean Martin im Jahr 1965. (imago / ZUMA Press)
    "Na Junge, weshalb siehst du mich denn so an? – Das weiß ich nicht. So hab' ich schon immer geguckt seit meiner Geburt."
    Die von Jerry Lewis ist datiert auf den 16. März 1926.
    "I was named Joseph Levitch at birth after my grandfather. My dad hated the name, so he called me Jerry."
    "Mein Vater war mein Held"
    Jerry Lewis wird als Joseph Levitch geboren. Joseph ist der Name seines Großvaters. Den aber mag sein Vater nicht, weshalb er ihn Jerry nennt. Das Showtalent wird ihm in die Wiege gelegt. Vater Daniel verdient sein Geld als Unterhaltungskünstler. Als Danny Lewis tritt er in einem Theater in New Jersey auf – meist begleitet am Klavier von seiner Frau Rachel. Der Vater singt, erzählt und spielt. Sohn Jerry schaut ihm dabei zu und beginnt damit, sich selbst die ersten kleinen Nummern auszudenken.
    "Er war der ultimative Künstler. Er hat einfach alles gemacht – von Musik bis zu Monologen. Er hat gesungen wie ein Vogel und meine Mutter war seine musikalische Begleiterin. Es war das Training meines Vaters – ohne dass er mir jemals Unterricht erteilt hätte. Ich brauchte ihn nur zu beobachten und ich habe ihn nachgeahmt. Aber er hat mir klar gemacht, dass ich etwas anderes machen und meinen eigenen Weg finden musste. Er sagte: Mach von mir aus, was ich mache, aber nutze auch deine Vorstellungskraft. Er war ein wunderbarer Lehrer. Er war mein Held."
    Lange Freundschaft mit Dean Martin
    Früh erkennt Jerry Lewis, dass er mit seinem Talent Geld verdienen kann. Er ist 20, als eine Begegnung in New York sein weiteres Leben entscheidend beeinflussen wird. Im Café eines Hotels trifft Jerry Lewis auf den neun Jahre älteren Sänger Dean Martin.
    "Ich saß am Tresen und aß ein ziemlich wackeliges Eier-Sandwich. Dabei fiel mir die Hälfte runter und mein Hemd war total bekleckert. Ich habe mich umgeschaut und diesen gut aussehenden Typen entdeckt, der sich kaputtgelacht hat. Ich hab' gelacht, weil er lachte. Er sagte: Leck's auf! Ich meinte: Mach ich – und fragte ihn: Was willst du, das ich noch mache? Ich wusste in diesem Moment, dass ich den großen Bruder gefunden hatte, den Freund, der mich blind versteht. Genauso so jemanden habe ich gebraucht."
    Ab sofort gibt es Jerry Lewis und Dean Martin nur im Doppel. Sie treten in Nachtclubs auf, im Radio und später auch im Fernsehen. Ihre "Dean Martin & Jerry Lewis Show" wird ein Hit. Die Beiden sind so erfolgreich, dass sie in den 1950er-Jahren sogar als Figuren in einem Comic erscheinen.
    "Der gut aussehende Sänger und der Affe. Das gab es nicht noch einmal. Ein Duo auf der Bühne, das zu seinem Publikum sagt: Schaut her – hier sind zwei, die sich lieben."
    Und die sich perfekt ergänzen. Martin singt, Lewis hampelt herum.
    Solo erfolgreich
    Jerry Lewis erweist sich als Meister der physischen Comedy. Ein Zappelphilipp und Tollpatsch. Ein Junge, der nicht erwachsen wird. Die Beiden haben die Lacher auf ihrer Seite. Von der Bühne und dem Fernsehen führt der Weg zum Film. Bei 16 Produktionen stehen sie gemeinsam vor der Kamera und drehen einen Kassenschlager nach dem nächsten. 1956 ist dann Schluss. Das bislang unzertrennliche Duo ist zerstritten und Jerry Lewis setzt seine Karriere solo fort. Es entstehen Filme wie "Hallo, Page!", "Der verrückte Professor" und "Zu heiß gebadet". Bei vielen davon hat Lewis direkt auch auf dem Regiestuhl Platz genommen und manchmal auch das Drehbuch geschrieben.
    "Können Sie mir sagen, wo meine Hand ist? – Auf dem Toaströster. – Und er ist glühend. Oh Schmerz! Einfach wegnehmen!"
    "Lustigkeit hat man in den Genen"
    Mitte der 1960er-Jahre lässt der Erfolg im Kino nach und Jerry Lewis tritt wieder verstärkt im Fernsehen auf. 1972 geht er ein Wagnis ein, übernimmt Regie und Hauptrolle in der Tragikomödie "The Day the Clown Cried". Darin spielt Lewis einen deutschen Clown, der in einem Konzentrationslager Kinder in ihren Tod begleitet. Der Film wird nie aufgeführt, verschwindet im Giftschrank, weil ihn Lewis als Desaster bezeichnet. Nur sporadisch kehrt er danach noch auf die Leinwand zurück – so zum Beispiel an der Seite von Robert De Niro in Martin Scorseses "The King of Comedy" oder im Film "Funny Bones", in dem Lewis einen Starkomiker spielt, dessen Sohn in seine Fußstapfen treten will, aber scheitert. Das Talent zum Spaßmacher – so Lewis – habe man entweder oder man habe es nicht.
    "Nein, du kannst durchaus lernen lustig zu sein. Aber nüchtern betrachtet wäre es dann nicht wirklich lustig. Du hast es in deinen Genen. Es ist dir ein Bedürfnis, das du Menschen zum Lachen bringen willst. Das ist wie die Luft zum Atmen, die du brauchst. Weil es eben in deinen Genen liegt."