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Nachruf
DDR-Dopingopfer Heinrich gestorben

Volker Heinrich war in den 1970er Jahren eine der großen Leichtathletik-Hoffnungen der DDR, auch er war Opfer des staatlichen Zwangsdopings. Im SED-Staat wurde Heinrich nach einem Fluchtversuch inhaftiert, in den 1990er Jahren erkrankte er an Krebs. Nun ist der Ex-Läufer nach langer Krankheit verstorben.

Von Marina Schweizer | 17.05.2015
    Ein Tropfen an der Nadel einer Spritze
    Doping von Spitzensportlern war in der DDR Teil eines Staatsplans. (dpa / picture-alliance / Patrick Seeger)
    1972: Volker Heinrich ist eines der hoffnungsvollsten Lauftalente der DDR: Schon als 16-Jähriger gewinnt der gebürtige Ost-Berliner internationale Wettkämpfe. Wie viele seiner Athletenkollegen wird auch Heinrich Opfer des DDR-Zwangsdopings. Und auch an seinem Körper wird im staatseigenen Forschungsinstitut für Körperkultur und Sport experimentiert.
    Schon mit 18 Jahren versucht Volker Heinrich aus der DDR in den Westen zu gelangen. Doch sein Fluchtversuch scheitert, er wird gefasst und zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus verurteilt, 19 Monate verbringt er hinter den berüchtigten Mauern des Cottbusser Gefängnisses, das wegen seiner teils menschenrechtswidrigen Zustände bekannt wurde. Nach 19 Monaten wird Volker Heinrich freigekauft und kann nach West-Berlin übersiedeln.
    Volker Heinrich wurde 58 Jahre alt
    Mitte der Neunziger Jahre beginnt sein gesundheitlicher Leidensweg: Der ehemalige Top-Athlet erkrankt an einem Lebertumor, die folgenden Jahre sind geprägt von Operationen und Krankenhausaufenthalten. Der Krebs breitet sich in Volker Heinrichs Körper aus, hinzu kommen Blutungen in der Speißeröhre. Sein Leidensweg endet auf der Palliativstation in Illmenau.
    Wie jetzt bekannt wurde starb Volker Heinrich dort am 5. Mai. Er wurde 58 Jahre alt. Gestern wurde er im thürigischen Gräfenroda beerdigt.