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Nachruf
Entertainer mit Haltung

"Blacky" hat die großen Unterhaltungs-Shows im Deutschen Fernsehen entscheidend mitgeprägt. Uwe Kammann, ehemaliger Leiter des Grimme-Instituts in Marl, beschrieb im DLF, warum Fuchsberger markant in seiner Moderation war, aber gleichzeitig eine Leichtigkeit verkörperte.

Uwe Kammann im Gespräch mit Karin Fischer | 11.09.2014
    Joachim "Blacky" Fuchsberger
    Joachim "Blacky" Fuchsberger (picture alliance / dpa)
    Karin Fischer: Im vergangenen Jahr wurde der „Tatort" als letztes Fernsehlagerfeuer bezeichnet. Früher gab es davon tatsächlich viele. Dauerbrenner wie zum Beispiel "Auf Los geht's los". Joachim Fuchsberger präsentierte die große Unterhaltungs-Show von 1977 bis 1986. Eine andere Endlosserie war "Heut' abend", erst im bayerischen Fernsehen, dann als Talkshow in der ARD. Dazu kommen rund 60 Filme, Joachim Fuchsberger wurde ungemein populär als Kommissar in den deutschen Edgar-Wallace-Filmen. Er spielte mit Klaus Kinski in "Der schwarze Abt", er war in "Der Hexer" und in "Neues vom Hexer" zu sehen, die ihn ganz spät als Parodie wieder einholen sollten. Nach langem Werben - die Teilnahme an "Der Wixxer" hatte Fuchsberger noch wegen des Titels abgelehnt - konnte Oliver Kalkofe ihn 2007 für "Neues vom Wixxer" wieder vor die Kamera holen. Als Schauspieler ist Fuchsberger bekannt geworden, aber in seiner Autobiografie hat er all diese Filme unterschlagen. Sie seien für seine Entwicklung nicht wichtig gewesen. - Frage an Uwe Kammann, den ehemaligen Leiter des Grimme-Instituts in Marl: Stimmt das denn, oder war das auch Koketterie?
    Uwe Kammann: Also da ist sicher Koketterie mit drin. Man kann ja in einer Karriere auch nichts eigentlich unterschlagen. Er wird natürlich hinterher gesagt haben, das waren nicht die bedeutenden Filme, obwohl man ja beispielsweise seine Rolle in dem Anti-Kriegsfilm "0815" überhaupt nicht kleinreden darf. Das war auch etwas, was ihn schon früh dann bekannt gemacht hat. Aber seine Rollen in Heimatfilmen, die dazugehörten, und seine Rollen in Edgar-Wallace-Filmen waren schon prägend, weil sie damals auch für eine Zeitstimmung standen, und sie, vor allen Dingen die Edgar-Wallace-Filme, brachten auch etwas Neues. Ich kann mich noch gut erinnern, wenn ich dann ins Kino ging. Das war etwas, was einem ein bisschen Gänsehaut verschaffte. Das war ja eine Welt, die man neu entdeckte. Das lebte eben auch sehr von seinem Gesicht. Fuchsberger war ja ein sehr zivil ausschauender Schauspieler. Er war sehr gut aussehend und ich glaube, das, was er dort geboten hat, war natürlich ein Rollenspiel, mit gewissen Klischees auch, aber gleichwohl hat er das lebendig gemacht. Insofern glaube ich, er redete es ein bisschen klein, weil ihm das thematisch sicherlich hinterher nicht mehr bedeutsam war.
    Fischer: Zusammen mit Peter Frankenfeld, Wim Thoelke, Hans-Joachim Kulenkampff und Frank Elstner gehörte Joachim Fuchsberger zu den Quiz-, Show- und Unterhaltungs-Big Five des deutschen Fernsehens. Was war seine spezielle Handschrift?
    Kammann: Ich glaube, es war die bestimmte Haltung, die ihn immer ausgezeichnet hat. Er wirkte tatsächlich immer sehr authentisch, sehr unbeugsam. Er war markant in seiner Moderation und er hatte gleichzeitig auch eine Leichtigkeit dabei. Es war nie, das was mit einem großen Nachdruck vertreten wurde. Ich glaube, das hat ihn speziell ausgezeichnet. Er hat auch natürlich auf optische Elemente schon früh mit vertraut, wenn man das mit den redaktionellen Teamworks so in Einklang bringen kann, denn bei der großen Show "Auf Los geht's los" spielte ja damals eine große Matrix-Wand eine Rolle. Das war sicherlich etwas Neues. Er war modern, aber er war nie modernistisch oder hat nie mit der Wurst nach dem Schinken geworfen. Das, glaube ich, zeichnet ihn aus. Man hatte immer den Eindruck, es ist letztlich auch eine gewisse Ernsthaftigkeit mit ihm verbunden. Das war, glaube ich, für mich der prägende Eindruck von Fuchsberger. Insofern war er sicherlich einer von den Großen. Er hatte natürlich das Glück, zu einer Zeit zu agieren, als das Fernsehen noch eine gewisse Alleinstellung hatte in den öffentlich-rechtlichen Sendern, als noch nicht die große bunte Unterhaltungsmaschine rund um die Uhr daraus geworden war. Insofern konnte man auch noch eine Handschrift entwickeln.
    Fischer: Ein besonderer Moment in Fuchsbergers Leben waren die Olympischen Spiele 1972 in München, die, wie wir alle wissen, von dem Terroranschlag auf die israelische Mannschaft überschattet waren. Er war Stadionsprecher sowohl der Eröffnungs- als auch der Schlussfeier, und Sie, Uwe Kammann, waren beide Male mit im Stadion.
    Kammann: Ja. Ich hatte das Glück und war auch damals schon sofort begeistert von seiner Art der Moderation. Es war ja eine sehr fröhliche Feier und diese Stimmung hat er mit vermittelt, ohne dass er irgendeinen besonderen Akzent setzen musste dabei. Man spürte, dass er selber begeistert war. Er hat hinterher auch gesagt, man hätte fast vor Rührung geweint, als beispielsweise dann Kinder mit einem sehr schönen Tanz eine Stimmung vermittelt hatten, die sehr für München stand und sprach. Das ist auch damals allgemein gelobt worden. Das zeichnete ihn mit aus. Das war eben auch diese zivile Haltung, die ich ja für ihn auch sehr charakteristisch finde.
    Bei der Schlussfeier hatte er dann das große Verdienst, dass er eine sehr ernst zu nehmende Warnung wegen der Vorfälle mit dem Terroranschlag auf das Olympische Dorf, dass ein Flugzeug im Anflug auf das Stadion wäre, unterdrückt hat. Es lag in seiner Verantwortung, das war ihm auch anheimgestellt, entweder das Publikum zu warnen - dann hätte man räumen müssen, was eine Panik hätte hervorrufen können. Er hat gesagt, Nein, solange das nicht so unterfüttert war, dass man sagte, es ist unbedingt notwendig, und das war, glaube ich, ein ganz großes Verdienst. Das zeigt eben auch, dass er auch Mut hatte und Courage und sich nicht hinter anderen Autoritäten versteckt hat.
    Fischer: Was an Joachim Fuchsberger wird Ihnen noch besonders in Erinnerung bleiben?
    Kammann: Sicherlich sein Auftritt beim Deutschen Fernsehpreis, als er den Preis für das Lebenswerk bekommen hat, und es war ein unglaublich dankbares, anerkennendes Publikum, das ihn richtig getragen hat. Man merkte, dass das damit diese prägende Figur, die für ein Stück deutscher Medienwirklichkeit stand, noch mal ganz und gar gefeiert hat. Man sieht diese besondere Figur, die aber nie von sich so viel Aufhebens gemacht hat. Das hat auch mir außerordentlich gut gefallen.
    Fischer: Vielen Dank an Uwe Kammann für diese Würdigung Joachim Fuchsbergers als Entertainer mit Haltung. Fuchsberger ist im Alter von 87 Jahren gestorben.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.