Der Tod Viktor Tichonovs, der Trainerlegende des sowjetischen Eishockeys, ist der Aufmacher in vielen russischen Nachrichtensendungen. Seine Karriere war eng mit dem Armeesportclub ZSKA Moskau verbunden, dort begann er als Spieler, später wurde er dort Trainer, zugleich Trainer der sowjetischen Nationalmannschaft und Oberst der Sowjetarmee. Ein Reporter des russischen Staatsfernsehens bemerkte heute:
"Die militärischen Qualitäten haben ihm geholfen, die Ziele zu erreichen, die er sich und der Mannschaft gestellt hat."
Als Trainer knallhart
Die Fernsehbilder zeigen einen lächelnden, freundlichen Mann. Als Trainer aber war Tichonov knallhart, seine rüden Methoden nennen einige sogar diktatorisch. Widerspruch zwecklos. Über seine Zeit Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre bei dem Eishockeyclub Daugava Riga in der damaligen lettischen Sowjetrepublik sagte Tichonov dem russischen Fernsehsender NTW einmal:
"Ich ging durch Riga. Da traf ich einen der Gewerkschaftschefs. Ich zog den Hut. Er sagte: Viktor Vasiljewitsch, ich höre, was Sie den Spielern alles zumuten. Das ist schrecklich. Unsere Letten sind das nicht gewöhnt. Ich habe nur gefragt: Warum haben Sie mich dann als Trainer eingeladen? Sie wollen ja wohl, dass die Mannschaft aus der zweiten in die erste Liga aufsteigt."
Clubs aus aller Welt wollten ihn
Die Erfolge schienen ihm Recht zu geben. Mit der sowjetischen Nationalmannschaft wurde Tichonov acht Mal Weltmeister, drei Mal Olympiasieger, zehn Mal Europameister. Kein Wunder, dass Clubs aus aller Welt versuchten, ihn abzuwerben. Auch aus der NHL.
"Wie hätte ich das annehmen können? Ich bin Russe. Mein Vater ist hier gefallen. Meine Mutter hat mich allein großgezogen. Das Land hat mir alles gegeben."
Dann gab es das Land nicht mehr. Die Sowjetunion brach auseinander, und damit auch Tichonovs autoritäres Trainingssystem. Denn viele Spieler gingen nun in die NHL. Der Abstieg ließ nicht lange auf sich warten. Als die russische Eishockeymannschaft bei den Olympischen Winterspielen 1994 nur auf den vierten Platz kam, musste Tichonov gehen. Ein kurzes Comeback 2004 scheiterte. Viktor Tichonov ist im Alter von 84 Jahren an einer Herzkrankheit gestorben.