Freitag, 19. April 2024

Archiv

Nächste Sparrunde beim Autobauer
Opel bereitet weiteren Stellenabbau vor

Vorruhestandsregelungen, Altersteilzeit, Abfindungen - mit diesen Instrumenten will Opel die Zahl der Beschäftigen weiter abbauen. Neben den mit der Gewerkschaftsseite ausgehandelten 2.100 Stellenstreichungen bis Ende 2021 kann der Autobauer später noch mehr Stellen wegfallen lassen.

Von Mischa Erhardt | 14.01.2020
Das Opel-Logo prangt auf dem Werksgelände des Autobauers Opel in Rüsselsheim auf einem Turm
Bei Opel in Rüsselsheim stehen erneute Stellenstreichungen an (dpa/Arne Dedert)
Das Opel-Management und die Beschäftigtenvertreter haben sich zunächst auf den weiteren Abbau von 2.100 Stellen in den kommenden zwei Jahren verständigt. Im Gegenzug wird der Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen um zwei Jahre bis Juli 2025 verlängert. Wie bei den vergangenen Sparprogrammen soll der Abbau also über Freiwilligenprogramme wie Vorruhestandsregelungen, Altersteilzeit oder Abfindungen laufen. Der Stammsitz in Rüsselsheim soll durch Investitionen gesichert werden. So soll die Produktion zusätzlicher Varianten des Opel Astra in Rüsselsheim ab 2021 anlaufen.
"Das ist eine umfangreiche Investition, mit der das Rüsselsheimer Werk gesichert ist – und zwar mindestens in einer Zwei-Schicht-Auslastung", sagt Opel-Sprecher Nico Schmidt.
Ziel: Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit
Opel-Chef Michael Lohscheller lobte die Vereinbarung als starkes Signal und eine deutliche Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit Opels.
Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen ist da skeptischer: "Bei PSA sieht es so aus, dass man bei Opel die Marke gekauft hat um Autos zu verkaufen. Die Autos sind auf PSA-Plattformen. Das heißt, Opel spielt da keine Rolle mehr. Und das kriegt man nur dann hin, um große Profite zu machen, wenn man radikal die Beschäftigten abbaut. Genau das macht Opel und verbrämt mit wolkenreichen Aussagen."
Vor zwei Jahren hatte der französische Peugeot-PSA-Konzern Opel übernommen und seither auf Effizienz getrimmt. Fast 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben das Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren verlassen. Mit dem nun beschlossenen weiteren Personalabbau wird sich die Zahl der Opel-Beschäftigten in Deutschland also innerhalb von vier Jahren fast halbiert haben. Zwar schreibt Opel unter PSA wieder schwarze Zahlen. Allerdings sinken Absatz und Marktanteile.
Um ihre Position gegenüber der Konkurrenz zu verbessern, haben die Opel-Mutter PSA und der amerikanische Fiat-Chrysler-Konzern vor wenigen Wochen ihre Fusion besiegelt. Die neuerlichen Sparanstrengungen dürften auch vor diesem Hintergrund zu werten sein. Denn Beobachter gehen im Zuge des Zusammenschlusses davon aus, dass es mindestens in den Entwicklungsabteilungen beider Konzerne Überschneidungen gibt.
Experte: Synergien heißen Arbeitsplatzabbau
"Also ganz sicher wird das eines der Synergie-Themen sein. Das heißt also, man wird die Entwicklungszentren zusammenlegen wollen, mindestens zwei, oder aber man wird eine stärkere Arbeitsteilung, wenn auch mit unterschiedlichen Standorten, herstellen. Aber Synergien heißen in dem Zusammenhang immer auch Arbeitsplatzabbau", sagte Christoph Schalast von der Frankfurt School of Finance and Management zu der geplanten Fusion.
Ein Entwicklungszentrum des künftigen Großkonzerns befindet sich bei Opel in Rüsselsheim - und auf den Opel-Stammsitz dürfte ein Großteil der nun beschlossenen Stellenstreichungen entfallen.
"Von daher glaube ich, dass Fiat-Chrysler noch mehr bringen wird als das, was jetzt zu sehen ist an Fusion-Einsparungen, die gemacht werden bei Opel. Man gewinnt den Eindruck, bei Opel spielt man die Reise nach Jerusalem. Die Beschäftigungssicherungen werden zwar immer wieder um ein oder zwei Jahre erhöht; aber mit immer weniger Mitarbeitern, die mit immer höheren Ablösesummen sich freikaufen können", sagt Ferdinand Dudenhöffer.
Neben den mit dem Betriebsrat und IG Metall ausgehandelten 2.100 Stellenstreichungen bis Ende 2021 kann Opel später in zwei Stufen um weitere 2.000 Stellen schrumpfen. Insgesamt können also noch einmal über 4.000 Stellen wegfallen. Wenn sich hierfür ausreichend Freiwillige zum Weggang bei Opel finden, kann sich im Gegenzug der Kündigungsschutz für die verbleibenden Beschäftigten um bis zu vier Jahre, also bis 2029 verlängern.