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Nahost-Satire "Al-Basheer-Show"
Spotten über den IS

Muslime, Christen, Terroristen - in seiner Satiresendung verschont Ahmed Al Basheer niemanden. Millionen Fans feiern seine Witze. Doch der Iraker will seine Comedy auch als Nachrichtenjournalismus verstanden wissen.

Von Antje Allroggen | 11.09.2018
    Das undatierte Foto zeigt den irakischen Satiriker Ahmed Al-Basheer
    Der irakische Satiriker Ahmed Al Basheer will bald auch in Europa auf Sendung gehen. (Deutsche Welle)
    Die Al-Basheer-Show spart keine Kritik an der irakischen Politik aus. Ihr Ideengeber und Macher, Ahmed Al Basheer, von den jungen Irakern für seine Show gefeiert, lebt seit einigen Jahren aus Sicherheitsgründen in Jordanien. Heute ist die Al-Basheer-Show die erfolgreichste Comedy-Sendung in der arabischen Welt - und eine europäische Version ist in Planung.
    Eine geballte Faust, in dunklen Farben gezeichnet. Zwei Hubschrauber schwirren durch die Luft. Eine zweite Faust kommt mit ins Bild, dann bilden beide zusammen ein Kreuz. Der Einspieler zu Beginn der Show.
    Danach ist Al Basheer zu sehen: Er sitzt an einem aufgeräumten Schreibtisch, mit selbstbewusstem Blick, und trägt einen gut gebügelten Anzug. Auch sein Bart ist tadellos gepflegt. Eine Klampfe in seinem Schoß sorgt schließlich für den ästhetischen Bruch.
    "Wir versuchen, den Leuten die Wahrheit auf eine lustige Weise zu vermitteln", sagt Al Basheer über das Konzept seiner Show.
    Angeklebte Bärte und fette Handys
    Gespottet wird über fast alles - auch über den IS. Junge Männer haben angeklebte Bärte und arabische Staatsmänner fette Handys in goldenen Hüllen. Jeden Freitagabend wird die Show ausgestrahlt. Die ersten beiden Staffeln liefen online. Auf YouTube folgten ihr zwei Millionen Zuschauer, auf Facebook sogar drei Millionen.
    Als reines Comedy-Format will Al Basheer seine Sendung nicht verstanden wissen. Eher als Nachrichtensendung mit Witz. "Ich glaube, wir machen damit den gleichen Job. Wir beliefern Leute mit Nachrichten. Wir nehmen dafür nur einen anderen Weg. Ich glaube, die Nachrichten verbreiten sich mit einem Witz oder auch mit einem Lächeln auf dem Gesicht einfach besser und bleiben den Leuten so besser im Gedächtnis. Für die jungen Leute, die so zwischen 15 und 35 Jahre alt sind, eignet sich diese Ansprache einfach besser. Wir erzählen ihnen auf diese Art, was die Politik um sie herum so alles macht."
    Al Basheer verschont keinen
    Vor einigen Jahren hatte Al Basheer mit der ersten Staffel seiner Show begonnen. Zu dieser Zeit erlebte der IS im Irak so viel Zulauf wie noch nie. Eine Invasion, auf die Al Basheer mit Humor reagierte. Finanziert wurde alles aus eigenen Mitteln. Zwei Jahre lang hatte sich kein einziger Fernsehsender getraut, die Sendung öffentlich auszustrahlen. Die Kritik an der politischen Regierung im Irak, aber auch an gesellschaftlichen oder religiösen Tabus war zu gefährlich.
    Seit April 2016 hat die Deutsche Welle diese Aufgabe nun übernommen, gemeinsam mit dem jordanischen Partner Al Sumaria. Doch der stieg schon nach zwei Episoden wieder aus. Seitdem strahlt NRT Arabia das Programm mit der Deutschen Welle aus.
    "Die Show selber ist einzigartig und hat einen Riesenerfolg", sagt die Journalistin und Buchautorin Birgit Svensson, die seit mehr als 15 Jahren im Irak lebt und arbeitet.
    "Weil er eigentlich das einzige, fast unabhängige Medium darstellt. Er kritisiert alle: die Sunniten, die Schiiten, die Kurden, die Araber, die Christen. Weil die Medien eigentlich sehr gefärbt sind. Sie sind entweder parteiabhängig oder gehören religiösen Gruppierungen an. Es gibt also kaum unabhängige Medien. Und da ist natürlich ein Al Basheer - ein unabhängiger Journalist - sehr gefragt."
    "Es ist wirklich gefährlich"
    Im Jahr 2012 ist Al Basheer aus dem Irak nach Jordanien gezogen. Jeder, der sich kritisch über die politischen Entwicklungen im Irak äußere, werde bedroht, verfolgt und ins Gefängnis geworfen, sagt er. So erging es seinem Vater und seinem Bruder, der von schiitischen Milizen ermordet worden ist.
    "Sogar in Jordanien ist ein Mitglied unseres Teams im vergangenen Jahr von einem Typen bedrängt worden, der der Hisbollah angehörte. Ja, es ist wirklich gefährlich, diesen Job hier im Nahen Osten zu machen, vor allem dann, wenn man den Leuten die Wahrheit erzählt."
    Birgit Svensson: "Allerdings jetzt muss ich sagen, ist es relativ ruhig in Bagdad. Man kann als ausländischer Journalist sehr frei arbeiten. Die Regierung ist bestrebt, die Journalisten zu schützen, was nicht immer klappt. Wir haben gerade Wahlen hinter uns (am 12. Mai), und es war für mich beispielhaft. Es wurde unheimlich viel berichtet, negativ, positiv, Kritik geübt an der Regierung, am Regierungschef."
    Bald auch für deutsches Publikum
    Ab Mitte 2019 soll seine Satiresendung auch für das europäische Publikum produziert werden. Damit wäre die Albasheer Show die erste arabische Show, die nach Europa exportiert werden würde.
    Al Basheer: "Es ist sehr schwierig, für das europäische Publikum zu schreiben. Ich denke, wir werden uns mit der Sendung erst einmal das deutsche Publikum herausgreifen. Das ist nämlich der härteste Job, den man sich vorstellen kann. Deutsche lachen einfach nie. Ich sehe das als große Herausforderung."