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NATO-Gipfel mit US-Präsident Trump
Zwei Tage, zwei Gesichter

US-Präsident Donald Trump hat den zweitägigen NATO-Gipfel in Brüssel zu seiner Bühne gemacht. Am ersten Tag kritisierte er die deutsche Bundesregierung. Am zweiten Tag war er wie ausgewechselt und lobte die NATO in höchsten Tönen. Inhaltliche Gründe für die atmosphärische Entspannung muss man aber mit der Lupe suchen.

Von Klaus Remme | 12.07.2018
    Der Präsident ist von der Seite fotografiert. Er sitzt gestikulierend an einem Tisch vor seinem Teller und sagt etwas. Neben ihm unscharf US-Außenminister Pompeo.
    US-Präsident Trump dominierte den Nato-Gipfel. (AP / dpa / Pablo Martinez Monsivais)
    Donald Trump hat dieses Gipfeltreffen nach Belieben dominiert. Seine beißende Kritik an Deutschland dominierte den gestrigen Tag. Entgegen der Tagesordnung setzte Trump heute Morgen das Thema Lastenteilung erneut auf die Agenda. Am späten Vormittag entstand Unruhe am Rande der Beratungen, Pressekonferenzen verzögerten sich, angebliche Drohungen Trumps machten die Runde.
    NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg erklärte am Nachmittag, man sei gestern mit den Beratungen über die Lastenteilung nicht fertig geworden, deshalb hatten wir eine Sondersitzung, so Stoltenberg. Angela Merkel fasst diese so nicht geplante Beratung danach folgendermaßen zusammen:
    "Der amerikanische Präsident hat gefordert, dass sich die Lastenteilung verändert, und ich habe für mich deutlich gemacht, andere haben das auch deutlich gemacht, dass wir auf diesem Weg sind, und dass dies in unserem eigenen Interesse ist und das uns das insgesamt stärker machen wird."
    Trump wie ausgewechselt
    Nur Minuten nach der Bundeskanzlerin sprach der amerikanische Präsident. Im Ton und in der Sache stand da ein anderer Donald Trump. Respekt für Deutschland, eine gute Beziehung zu Angela Merkel, Respekt für die europäischen Partner im Bündnis, die NATO handele geschlossen, er sei zufrieden, keine Probleme, ein phantastischer Gipfel sei das gewesen, die NATO nun sehr viel stärker als noch vor zwei Tagen. Nach massiver Kritik an NATO und Deutschland gestern, hier, zusammengeschnitten seine heutige Tonlage in 19 Sekunden:
    "We are very happy and have a very, very powerful, very, very strong NATO. We have a very good relationship with Angela Merkel - very unified, very strong, no problem. This was a fantastic two days."
    Inhaltliche Gründe für diese atmosphärische Entspannung muss man mit der Lupe suchen. Trump erklärte, aus einem vagen 2 Prozent Ausgabenziel sei nun eine klare Verpflichtung geworden. In der gestern beschlossenen Gipfelerklärung, wird das Zwei-Prozent-Ziel von Wales aus dem Jahr 2014 aber lediglich wiederholt, ohne es verbindlicher zu formulieren.
    Stoltenberg hat Trump verstanden
    NATO Generalsekretär Jens Stoltenberg allerdings betonte in seiner Bilanzpressekonferenz heute mehrfach, die finanzielle Trendwende der vergangenen Jahre sei Donald Trump zuzuschreiben. Wir haben die klare Sprache des amerikanischen Präsidenten gehört, so Stoltenberg und weiter:
    Seit dem Amtsantritt Trumps haben Kanada und die europäischen Partner zusätzliche 41 Milliarden Dollar investiert, würdigte Stoltenberg diese Milliarden als Verdienst Trumps. Trump wurde gefragt, was er denn machen würde, falls die europäischen Partner auch in Zukunft das Zwei-Prozent-Ziel nicht erreichen sollten: Sie werden es erreichen, in überschaubarer Zeit, so Trump.
    Was Deutschland betrifft, ist diese Entwicklung aber, ausweislich der Finanzplanung des Bundesfinanzministers, nicht abzusehen. Und noch eine Antwort des amerikanischen Präsidenten war heute vielsagend. Wie man sicher sein könne, dass Trump nach seinen freundlichen Worten heute in Brüssel, den Gipfel auf dem Weiterflug an Bord von Airforce One nicht doch noch per Twitter in der Luft zerreiße, so wie im Falle des G7-Treffens vor einigen Wochen.
    So verhalten sich andere Leute, sagte er. Trump über Trump: Ich bin sehr konsistent, ich bin ein verlässliches Genie!