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NATO-Ukraine-Manöver
Säbelrasseln am Schwarzen Meer

Mit Argwohn und Ärger verfolgt Moskau das Manöver "Sea Breeze 2014" im Schwarzen Meer. Daran sind Streitkräfte der Ukraine und einiger NATO-Staaten beteiligt. Das sei zu diesem Zeitpunkt "nicht passend", so der Kommentar aus Moskau. Wie sehen das die Anrainer Bulgarien und Rumänien?

Von Stephan Ozsváth | 09.09.2014
    Die NATO rasselt mitten in der Ukraine-Krise mit dem Säbel. Im Schwarzen Meer findet ein dreitägiges See-Manöver statt – mehrere Nato-Länder trainieren gemeinsam mit der Ukraine. Mitten in der Krise, und ganz in der Nähe der ukrainischen Hafenstädte Odessa und Mariupol.
    Die Übung "Seebrise 2014"sei schon lange geplant gewesen, so ein NATO-Sprecher. Bereits Ende Juli hatte es eine erste Runde von Übungen gemeinsam mit Ukrainern gegeben. U-Boot-Kommandant Robert Kamensky sagte damals in einem NATO-Video.
    "Der Nordatlantikrat hat vor einigen Monaten ein starkes Signal ausgesandt – als Antwort auf die Russland-Ukraine-Krise. Das war: Wir sind einig – in den Zielen und dem Vorgehen. Um das zu zeigen, bringen wir unsere Verbündeten zusammen und führen diese Übungen durch. Wir zeigen Präsenz. Damit zeigen wir Solidarität und Einigkeit der Bemühungen."
    Moskau nannte das Manöver nahe dem Krisengebiet "völlig unpassend" und verlegte im Gegenzug ein Kriegsschiff ins Mittelmeer. Schwarzmeer-Anrainer Rumänien nimmt an dem NATO-Manöver teil. Das Säbelrasseln im Schwarzen Meer macht die Menschen in Rumänien aber misstrauisch.
    Wenn Russland unbekümmert ein Land wie die Ukraine besetzt, kann es jedes Land, auch unseres, besetzen, sagt dieser Mann. "Ich fürchte vor allem, dass ein internationaler Militärkonflikt daraus entsteht.
    Die Rumänien verfolgen den westlichen Kurs gegenüber der Ukraine mit Aufmerksamkeit. Die Zwickmühle: Waffenlieferungen ja oder nein? Sanktionen ja oder nein? Wie antworten auf die Provokationen aus Moskau? Wird die NATO im Zweifel auch Rumänien schützen? Darüber sind die Meinungen in Rumänien geteilt.
    "Solange wir zur NATO gehören, werden wir in einem Ernstfall von allen andere NATO-Mitgliedsländern verteidigt werden", glaubt dieser Mann. Ein anderer ist da deutlich skeptischer.
    "Ich bezweifele, dass die EU uns wirklich vor einem bewaffneten Konflikt schützen wird."
    Neu-russisches Schreckgespenst
    Das Schreckgespenst eines neu-russischen Imperiums, das den Osten der Ukraine, die Krim aber auch das benachbarte Transnistrien umfasst, macht in Rumänien die Runde. Präsident Traian Basescu prägte das Bonmot: Das Schwarze Meer dürfe kein russischer Teich werden. Er sagte nach dem NATO-Gipfel in Wales.
    "Mit 99,9 prozentiger Wahrscheinlichkeit ist keine Aggression seitens der Russischen Föderation gegen Rumänien zu befürchten, aber es bleibt ein 0,01Prozentsatz, der uns sagt, dass die bisherige Irrationalität weiter gehen kann."
    Rumänien sei aber durch die NATO gut geschützt, so Basescu. Ein anderer Schwarz-Meer-Anrainer – nämlich Bulgarien – schweigt zu dem Manöver "Seebrise". Das traditionell russlandfreundliche Balkanland ist in der Zwickmühle. Und hat andere Sorgen: Der Wahlkampf für den vorgezogenen Urnengang im Oktober hat begonnen.