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Naturengagement

Sind Jugendliche noch für den Naturschutz zu begeistern? Setzen sie sich noch ein gegen Umweltzerstörung? Oder ist die Freizeit, wie Disko, Kino oder Sportverein das alleinbeherrschende Thema? Die Naturjugend von Baden-Württemberg veranstaltet derzeit in Tübingen das Jugend-Umwelt-Festival, das in diesem Jahr bereits zum sechsten Mal stattfindet. Ob Interesse an den umweltpolitischen Diskussionen und an den naturkundlichen Ausflügen besteht und warum Jugendliche an diesem Festival teilnehmen.

Von : Thomas Wagner | 30.05.2003
    Jugendliche spielen afrikanische Trommeln auf dem "Spatzennest", eine Anhöhe oberhalb von Tübingen. Das ist der Auftakt zu Aufstand, dem Jugend-Umwelt-Festival der Naturschutzjugend Baden-Württemberg. Die Trommeln sollen ein Signal sein für ein geschärftes Umwelt- und Naturbewusstsein bei Jugendlichen:

    Es läuft irgendwie rein. Für mich hat das schon etwas zu tun mit Back-to-the rots und so.

    Hannes Krieg aus Tübingen ist einer der über 200 Teilnehmer, die mit Zelt und Kochgeschirr ins Tübinger "Spatzennest" gekommen sind. Gelebt wird vier Tage lang mitten in der Natur – und gesprochen wird über Natur- und Umweltthemen:

    Was das Interessanteste ist ? Wow, das ist schwer zu sagen ! Auf der einen Seite sind es diese Klima-Workshops, die eigentlich wirklich interessant sind. Auf der anderen Seite - ja, so Trommeln und Jonglieren, also das Theoretische und das Praktische.

    Das Umweltbewusstsein ist schon relativ groß, selbst bei denen, die es nicht zugeben, die sich für cool empfinden. Ich glaub’, die Sache mit dem Treibhauseffekt und mit dem allgemeinen Klima auf der Welt, und die kommenden Stürme und Hurrikans und all das. Und die ganzen Erdbeben und die Menschenmassen, die dabei sterben.

    Auch der Tübingerin Franziska von Stieglitz ist es nicht mehr einerlei, wie sich die Umwelt verändert; deshalb ist sie zum Festival gekommen. "Öko" scheint, trotz Internet, Hipp-Hopp und Techno-Welle, bei Jugendlichen wieder "in" zu sein – vor allem dann, wenn so ein Öko-Festival auch noch einiges an Spaß verspricht. Kathrin Petschelm vom Organisationsteam der Naturschutzjugend Baden-Württemberg:

    Also, wenn man die Leute jetzt so anspricht: Es gibt so ein Festival, dann finden das viele erst mal ziemlich cool: Ach, so was gibt’s, da kann man einfach hingehen, da kann man gucken, sich informieren, vielleicht auch weiterhin was machen ?Andererseits sagen auch viele wieder: die Ökos...also ‚Öko’ ist ein Vorurteilswort, negativ belegt: Wir, die Ökos.

    Deshalb dient das Tübinger Festival auch dazu, den Teilnehmern die Wichtigkeit von Öko-Themen vor Augen zu führen und persönliche Betroffenheit herzustellen. Beispiel: Das Projekt "Ökologischer Fußabdruck":

    Der ökologische Fußabdruck, das ist ein Projekt, das nun auch vom BUND betrieben wird. Das ist ein Umfragebogen, den man auch im Internet findet. Da werden so Fragen gestellt zu den eigenen Lebensgewohnheiten: Auf was für einem Raum man wohnt? Wie man sich im Verkehr bewegt ? Wie man konsumiert ? Und daraus wird dann errechnet, wie viel Welt man bräuchte, also wie viel Erden. Also wenn alle Menschen so leben würden, wie ich zum Beispiel, dann bräuchte man nicht einen Planeten, sondern 2,3, um diese Ressourcen zur Verfügung zu stellen, weil einfach die Mehrheit der Bevölkerung einen viel zu großen Ressourcenverbrauch hat.

    Klingt ganz schön theoretisch. Deshalb erkunden die Teilnehmer, die da auf dem Hügel oberhalb von Tübingen campen, die Natur um sie herum auch ganz direkt – ein wichtiger Bestandteil des Festivals, so Jugendbildungsreferent Nico Themesta:

    Heute gibt es noch einen Wildkräuterkurs. Die gehen im Rahmen einer Exkursion raus und tun Wildkräuter suchen und bestimmen. Heute nacht ist eine Fledermausexkursion, wo Fledermäuse beobachtet werden mit Fledermaus-Detektoren. Wir haben auch im Verlauf der Tage verschiedene Exkursionen zu Naturschutzgebieten, wo Natur erfahrbar wird, natur erlebt wird, nicht nur spielerisch sondern auch die Problematik drumherum, sie zu schützen.

    Antrommeln zur Essensausgabe im Verpflegungszelt. Auch das, so Landesjugendsprecher Damian Ludewig, hat mit Ökologie zu tun:

    Das ist ökologisches Essen, das wir aus der Region eingekauft haben – ganz wichtig für uns.