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Naturforscher und Erfinder der Evolutionstheorie

Als Entdeckungsreisender begann der Brite Charles Darwin seine Karriere als Naturforscher. Aber seine Reise mit der "HMS Beagle" sollte nur der Anfang sein. Denn Darwin wollte nicht nur sammeln. Er wollte verstehen, wie der gewaltige Reichtum an Tier- und Pflanzenarten entstanden war. Am Ende stand eine Theorie, in der kein Platz mehr war für einen Gott, der alle auf der Erde lebenden Kreaturen geschaffen hat.

Von Martin Winkelheide | 12.02.2009
    Keinem anderen Mann war es gegeben, das menschliche Denken derartig zu revolutionieren.
    So feierte 1909 die Londoner "Times" den Begründer der modernen Evolutionstheorie Charles Darwin.

    Darwin lehrte die Menschheit, alle Dinge in einem neuen Licht zu sehen.

    Keine wissenschaftliche Theorie hat sich so schnell durchgesetzt und keine hat sich als so haltbar - so ausbaufähig erwiesen. Bis heute.

    Charles Darwin wird am 12. Februar 1809 im mittelenglischen Shrewsbury geboren. Früh begeistert er sich für das Käfersammeln. Er beginnt - sein Vater ist ein angesehner Arzt - zunächst ein Medizinstudium im schottischen Edinburgh, wechselt dann zur Theologie nach Cambridge. Statt das Priester-Amt anzutreten, geht Charles Darwin aber auf Expedition und schreibt später in seinem Reisebericht.

    Ihrer Majestät Schiff Beagle, eine Brigg mit zehn Kanonen unter dem Kommando Kapitän Fitz Roys, lief am 27. Dezember 1831 von Devonport aus.
    Fünf Jahre wird die Reise dauern über die Kapverdischen Inseln, nach Brasilien, Uruguay, Argentinien, Neuseeland und Australien. Darwin leidet. Er ist seekrank. Er notiert seine Beobachtungen, gräbt Fossilien aus, sammelt: Steine, Knochen, Insekten, Schnecken - und Vögel. Auch auf dem Galapagos-Archipel.

    An Landvögeln sammelte ich sechsundzwanzig Arten, (...) nirgendwo sonst anzutreffen.

    Seinen Funden vom Herbst 1835 misst Darwin wohl zunächst keine besondere Bedeutung zu. Die Leser seines - später verfassten - Reisetagebuchs werden das anders lesen.

    Die Naturgeschichte dieser Inseln ist äußerst merkwürdig und verdient sehr wohl Aufmerksamkeit.
    Nach der Weltumsegelung verlässt Darwin England nie mehr. Er heiratet im Januar 1839 seine Cousine Emma Wedgwood - die Enkelin des Begründers der berühmten Porzellan-Manufaktur. Ab 1842 lebt das Paar abgeschieden auf dem Lande - in Down, südlich von London.

    Darwin schreibt und veröffentlicht zu den unterschiedlichsten Themen: zum Bau der Korallenriffe, über die Geologie von Vulkaninseln, eine zweibändige Monographie über Rankenfußkrebse.

    Erste Überlegungen zur Theorie der Evolution notiert er früh.

    Am Tod der Arten ist nichts Seltsameres als am Tod von Individuen,
    schreibt Darwin schon 1837 in seinem "Notizbuch B". Unter dem Eintrag:

    Ich denke

    zeichnet er einen sich verzweigenden Baum. Danach spalten sich Arten immer wieder auf. Die einen entwickeln sich weiter, andere sterben aus.

    Darwin erkennt, dass es einen grundsätzlichen Unterschied gibt zwischen der natürlichen Entstehung von Arten und der Züchtung von Kulturpflanzen und Nutztieren. Züchter verfolgen ein Ziel, zum Beispiel Kühe, die besonders viel Milch geben, und kreuzen Tiere mit jeweils viel versprechenden Eigenschaften. Evolution in der Natur dagegen kennt kein Ziel, sie ist richtungslos. Vielfalt entsteht durch Zufall. Tiere oder Pflanzen aber, die schlechter angepasst sind an ihre Umgebung, werden weniger Nachkommen haben.

    Man kann im bildlichen Sinne sagen, die natürliche Zuchtwahl sei täglich und stündlich dabei, allüberall in der Welt die geringsten Veränderungen aufzuspüren und sie zu verwerfen, sobald sie schlecht sind, zu erhalten und zu vermehren, sobald sie gut sind.
    Erst am 24. November 1859, - da ist Darwin bereits 50 Jahre alt - erscheint sein Hauptwerk "Über die Entstehung der Arten durch natürliche Selektion oder die Erhaltung von begünstigten Rassen im Lebenskampf". Warum zögerte er so lange mit der Veröffentlichung? Um Lücken in seinem Theoriegebäude, das eben ohne einen weisen Schöpfergott auskommt, sorgfältig zu schließen, meinen Darwinforscher. Andererseits treibt die Sorge, ein anderer, der Zoologe Alfred Wallace, könne ihm zuvorkommen, Darwin wohl dazu, das Buch doch noch zum Abschluss zu bringen.

    Licht wird auch fallen auf den Menschen und seine Geschichte.

    Das ist in dem 500 Seiten-Buch der einzige Satz, mit dem Darwin sich über seine Artgenossen äußert. Erst 1871 führt er in "Die Abstammung des Menschen" genauer aus, dass Mensch und Affen gemeinsame Vorfahren hatten.

    Menschen, Tiere, Pflanzen sind nicht von Gott erschaffen, sie sind Ergebnis der Evolution - nicht nur für Darwins Zeitgenossen eine verstörende These. In den USA, sagen aktuelle Umfragen, sind 44 Prozent der Menschen davon überzeugt, Gott habe den Menschen so geschaffen, wie er heute ist - und zwar vor höchstens 10.000 Jahren.