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Naturreligionen
Prinz Philip ist ein Südseegott

Großbritannien atmet auf: Nach einem Krankenhausaufenthalt geht es Prinz Philip offenbar wieder besser. Dennoch wird der 96-Jährige ab Herbst keine offiziellen Verpflichtungen mehr wahrnehmen. Das macht die Menschen auf Tanna, einer Insel des Pazifikstaates Vanuatu, traurig. Denn sie verehren ihn als Sohn einer Berggöttin.

Von Lena Bodewein | 28.06.2017
    Chief Siko hält zwei Bilder seiner Gottheit Prince Philip in Händen. Bekleidet ist er mit einem Penisköcher und einem Union Jack. (Bild: Torsten Blackwood / AFP)
    Prince Philip - ein Messias? (AFP / Torsten Blackwood)
    Während vorm Buckingham Palace Soldaten in roten Röcken und Bärenfellmützen über die Queen und Prinz Philip wachen, wird dieser auf der anderen Seite der Erde gefeiert.
    "Prinz Philip kommt von diesem Vulkan"
    Von Männern in Penisköchern und Moosgirlanden. Sie tanzen, sie blasen in Muschelhörner, sie singen - hier auf Tanna, einer Insel des Pazifikstaates Vanuatu, tragen sie Porträts ihres Gottes in Bilderrahmen vor sich her.
    "Prinz Philip, nach dem ihr mich fragt, er kommt von hier, von diesem Vulkan", so der Häuptling Chief Siko. "Er ist der Garten. Er ist der Geist, der erscheint und der Garten wird."
    "Tanna hat eine lange Tradition von visionärem Glauben an eine Art Messias", erklärt der Anthropologe Kirk Huffman. Als die Bewohner der Südseeinseln vor Jahrhunderten zum ersten Mal auf europäische Forscher und Reisende trafen, übertrugen sie ihre alten Mythen über hellhäutige Naturgeister auf sie und schrieben ihnen übersinnliche Kräfte zu. Ein Mythos besagt, dass der hellhäutige Sohn einer Berggöttin die Insel verlassen hat, um jenseits des Meeres eine mächtige Königin zu heiraten.
    "Nicht Teil unserer Welt"
    Und als die Queen und Prinz Philip 1974 die damalige Kolonie besuchten, als die königliche Yacht Britannia dort ankerte - da sahen viele in ihm genau diesen Sohn der Berggöttin. Kirk Huffman sagt:
    "Aus ihrer Sicht ist er nicht Teil unserer Welt, der Welt der weißen Männer, sondern ihrer Welt. So muss es gesehen werden."
    Wenn er kommt, werden die Menschen auf Tanna nie arm sein, es wird keinen Tod, keine Krankheit geben und die Gärten sind für immer grün - so der Glaube. Und Prinz Philip? Zeigt sich geehrt und als Komplize in der Geschichte: Er schickt Porträts von sich, von denen eines besonders wichtig ist, sagt Chief Siko: Philip hält darauf eine Keule in der Hand.
    "Einige Menschen sagen, er ist aus England oder Griechenland. Aber unsere Großväter haben ihm diese Keule für die Schweinejagd geschickt, in die geschnitzt steht: 'Wenn du von Tanna bist, halte diese Keule hoch und wir werden es wissen und die ganze Welt auch'."
    Die Bewohner verehren und bestaunen die Bilder.
    "Ein alter Mann in England"
    Dass Prinz Philip jetzt seinen Ruhestand verkündet hat, enttäuscht einige der Bewohner, denn es heißt, dass er die Insel nie mehr besuchen wird. Andere sehen es allerdings einfach als Vorbereitung seiner Transformation, seiner Verwandlung in eine andere Form - eine göttliche. Chief Siko sagt: "Er ist ein alter Mann in England. Aber auf Tanna wird er nie sterben."