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NBA-Spieler Dennis Schröder
Um 78 Millionen Dollar verpokert

Im Frühjahr boten die Los Angeles Lakers dem deutschen Basketball-Nationalspieler Dennis Schröder eine Vertragsverlängerung über vier Jahre und 84 Millionen Dollar an. Schröder lehnte überraschend ab. Jetzt hat er mit den Boston Celtics ein neues Team gefunden, muss aber auf viel Geld verzichten.

Von Heiko Oldörp | 11.08.2021
March 26, 2021, Los Angeles, California, USA: Dennis Schroder 17 of the Los Angeles Lakers defends against Darius Garland 10 of the Cleveland Cavaliers during their regular season NBA, Basketball Herren, USA game on Friday March 26, 2021 at the Staples Center in Los Angeles, California. Lakers defeat Cavaliers, 100-86. /PI Los Angeles USA - ZUMAp124 20210326_zaa_p124_009 Copyright: xJAVIERxROJASx
Dennis Schröder spielt künftig für die Boston Celtics. (IMAGO / ZUMA Wire)
Es war die Sportnachricht des Tages in Boston: Dennis Schröder spielt in der neuen NBA-Saison für die Boston Celtics. Auf dem Papier ist das erstmal kein Abstieg. Denn sowohl sein alter Verein, die Los Angeles Lakers, als auch sein neuer Klubs, sind mit jeweils 17 gewonnenen Titeln NBA-Rekordmeister.
Doch das war es dann aber auch schon mit den Parallelen. Denn sportlich und finanziell ist dieser Deal für den Braunschweiger ein Fiasko. Oder anders ausgedrückt: Dennis Schröder hat sich verpokert.
Im Frühjahr hatten ihm die Lakers eine Vertragsverlängerung angeboten, wollten dem Spielmacher für vier weitere Jahre 84 Millionen Dollar zahlen. Doch Schröder lehnte ab - zur Verwunderung der Medien in L.A.

Schröder sah Marktwert bei 25 Millionen Dollar pro Jahr

Denn in der NBA, dieser Ego-Welt, geht es beim Geld, nicht nur ums Finanzielle, sondern auch um Wertschätzung und Stellenwert. Sprich: wo rangiere ich mit meinem Einkommen in der Gehaltsliste? Die wird angeführt von Steph Curry, der 45 Mio Dollar pro Jahr verdient. Schröder sah seinen Marktwert bei mindestens 25 Mio Dollar. Allerdings hatte er anschließend schwache Playoffs gespielt. Die Lakers waren wegen einiger verletzter Leistungsträger als Titelverteidiger gleich in der ersten Runde gegen die Phoenix Suns ausgeschieden - und Vereinslegende Magic Johnson übte scharfe Kritik an Schröder. "Ich denke nicht, dass er ein Laker ist, ihm fehlen die Siegermentalität und Einstellung, die wir brauchen. Er hatte die Chance, sich gegen Phoenix zu beweisen - und er ist gescheitert."
Schröder blieb davon, zumindest äußerlich, unbeeindruckt. Bei seinem letzten Interview in Los Angeles vor der Sommerpause gab er sich zuversichtlich, was seine Zukunft bei den Lakers angeht. "Das wird kein Problem sein. Ich denke, wir werden da sprechen. Ich werd’ mich jetzt erstmal mit meiner Familie zurückziehen, meine Energie auftanken und dann gucken, wie’s weitergeht."

"Nur" 5,9 Millionen Dollar in Boston

Weiter geht’s für ihn nicht bei den Lakers - die haben mit Starspieler Russell Westbrook mittlerweile einen mehr als ebenbürtigen Ersatz gefunden - sondern bei den Boston Celtics. Schröder unterschrieb für ein Jahr und bekommt dafür statt der garantierten 21 Millionen, "nur" 5,9 Mio Dollar. Denn es war einfach kein Markt für seine Gehaltsforderungen. Weil: alle Vereine auf seiner Spielmacherposition schon gut besetzt waren. Schlecht für ihn, gut für Boston. In den dortigen Medien wurde der Deutsche als "starker, offensiver Spieler" bezeichnet, der einen "ganz großen Einfluss auf das Celtics-Team" haben werde.
Für Schröder selbst ist Boston eine Bühne, auf der er ein Jahr lang der Liga zeigen kann, dass er tatsächlich mehr als 20 Mio Dollar pro Jahr wert ist. Und da sein Vertrag bei den Celtics nur ein Jahr gültig ist, kann er im kommenden Sommer als vereinsloser Akteur erneut seinen Wert testen. Allerdings wird er auch immer in der Ligageschichte als der Spieler gelten, der sich um 78 Millionen Dollar verpokert hat.

Keine Chance auf die Meisterschaft

Neben dem finanziellen Fehlgriff hat er auch sportlich ganz andere Voraussetzungen als noch in L.A.. Dort spielte Schröder an der Seite der Superstars LeBron James und Anthony Davis - und die Lakers gelten erneut als Titelanwärter. Die Boston Celtics hingegen haben zwar eine gute Mannschaft und zählen zu den sicheren Playoff-Teams - eine Chance auf die Meisterschaft haben sie dennoch nicht.