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Nelson Mandela als Mode-Label

Nelson Mandela ist der beliebteste Südafrikaner weltweit. Ab sofort kann man ihn nicht nur im Herzen tragen, sondern auch darüber. Die Nelson-Mandela-Stiftung in Südafrika hat ihre erste Mode-Kollektion auf den Markt gebracht.

Von Kerstin Poppendieck | 22.09.2011
    "Mir gefällt der Schnitt und außerdem finde ich es gut, 46664 zu unterstützen. Ich muss es natürlich erstmal anprobieren, aber es sieht toll aus."

    Sophia hält ein langes schwarzes Leinenkleid in der Hand. Sie ist auf der Suche nach einem Outfit für den Uni-Ball und verschwindet in einer Umkleidekabine. 46664 war die Häftlingsnummer von Nelson Mandela, als der fast 27 Jahre im Gefängnis saß. Jetzt ist es der Name der ersten offiziellen Mode-Kollektion der Nelson-Mandela-Stiftung. Sophia kommt aus der Umkleidekabine, ohne das Kleid anprobiert zu haben. Sie hat das Preisschild entdeckt. Knapp 100 Euro soll es kosten.

    "Es ist ein bisschen zu teuer. Ich würde nicht mehr als 40 / 50 Euro für ein Kleid ausgeben. Ich bin Studentin.."

    "Mir gefällt einiges aus der Kollektion. Die Jeans und die Shirts passen sehr gut zusammen. Sobald die Preise runtergehen, schlage ich zu."

    "Die Sachen haben internationalen Standard. Die Qualität ist gut und die Farben sind toll. Aber mit Mandela hat das nicht viel zu tun."

    Interessiert und neugierig betrachten die Kunden eines Kapstädter Modehauses die Nelson-Mandela-Kollektion. Den Modestil ihres Namensgebers erkennt man darin tatsächlich nicht. Es geht eher darum, der Mandela-Stiftung zu Einnahmen zu verhelfen. Der Gewinn aus den Verkäufen fließt in Projekte der Stiftung, die in ganz Afrika aktiv ist und unter anderem gegen Aids, Armut und Ausländerfeindlichkeit kämpft. Zum Beispiel baut die Mandela-Stiftung gerade ein Kinderkrankenhaus in der Nähe von Johannesburg. Es ist eine Modelinie mit Bewusstsein, sagt Wayne Bebb, der Chef des Labels.
    Nelson Mandela ist der beliebteste Südafrikaner weltweit. Ab sofort kann man ihn nicht nur im Herzen tragen, sondern auch darüber. Die Nelson-Mandela-Stiftung in Südafrika hat ihre erste Mode-Kollektion auf den Markt gebracht.

    "In der Kollektion gibt es zum Beispiel auch Statement-T-Sirts. Die Idee dazu haben wir bekommen, als wir uns in Nelson Mandelas privatem Archiv umgesehen haben. Die Botschaften auf den T-Shirts haben mit Mandelas Leben zu tun, mit etwas, das er getan oder verkörpert hat."

    Auf einem weißen T-Shirt ist eine Musikkassette abgebildet. In großen Buchstaben steht darüber DEMO und dann klein dahinter: cracy. Zusammen ergibt beides das englische Wort für Demokratie. Spätestens im kommenden Jahr soll die Kollektion auch in Europa und den USA zu haben sein. Die Stücke für Frauen sind eher schlicht und elegant, viele schwarze, weiße und erdige Töne. Kleider, Blusen, Jeans. Bei den Männer dagegen ist Farbe angesagt. Pinkfarbene Poloshirts, leuchtend rote Hemden mit Blumendrucken und hellblaue Shorts.

    "In unserem Land ist Farbe absolut wichtig. Südafrika ist aufregend und dynamisch. Deshalb gibt es in der Kollektion viele farbenfrohe Stücke - aber nicht nur. Wir wollten, dass jeder etwas findet."

    Nelson Mandela wisse von dem Projekt und unterstütze es, sagt Wayne Bebb. Die Kritiker, die sich mittlerweile ebenfalls zu Wort gemeldet haben, überzeugt das allerdings nicht. Sie befürchten den Ausverkauf des Namens Mandela und werfen der Stiftung Geldgier vor. Wayne Bebb versucht zu beschwichtigen.

    "Wir dürfen keine Bilder von Mandela verwenden und auch nicht seinen Namen zu Werbezwecken. Die Stiftung passt da sehr genau auf."

    Die Häftlingsnummer immerhin hat die Stiftung aber freigegeben. Neben ihr ist als Logo eine kleine gestickte Hand abgebildet. Ob die potenziellen Kunden in Südafrika und später auch in Europa die Mode-Initiative der Nelson-Mandela-Stiftung originell und unterstützenswert oder eher geschmacklos finden, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.

    Mehr zum Thema auf dradio.de:

    Deutschlandfunk Kalenderblatt vom 09.05.2004
    Vor 10 Jahren
    Nelson Mandela wird der erste schwarze Präsident der Republik Südafrika


    Deutschlandfunk Freistil vom 23.05.2010
    Als Nelson Mandela Terrorist war

    Mehr zum Thema:

    Model-Label "46664" der Nelson-Mandela-Stiftung