Dienstag, 16. April 2024

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Neuanfang im Biathlon
"Es muss für Transparenz gesorgt werden"

Die Biathleten Arnd Peiffer und Erik Lesser blicken nach der Wahl des neuen IBU-Präsidenten hoffnungsvoll in die Zukunft. Es gehe jetzt darum, die Vergangenheit in Bezug auf die Doping-Vorwürfe aufzuarbeiten. "Wir Athleten stehen für den sauberen Sport – das muss von einem Weltverband auch gesteuert werden", sagte Erik Lesser im Dlf.

Arnd Peiffer und Erik Lesser im Gespräch mit Matthias Friebe | 16.09.2018
    Die Biathleten Arnd Peiffer und Erik Lesser
    Die Biathleten Arnd Peiffer und Erik Lesser (imago sportfotodienst)
    Im November beginnt in Slowenien die neue Biathlon-Saison - und damit auch wieder viel Medienrummel um die deutschen Biathlon-Stars wie Arnd Peiffer und Erik Lesser. An die mediale Aufmerksamkeit haben sich die beiden Athleten mittlerweile gewöhnt. "Man ist im Leistungssport immer ein bisschen Gladiator der Neuzeit", sagte Arnd Peiffer im Dlf-Sportgespräch. Am Ende sei die Beziehung zwischen Zuschauer und Athlet aber symbiotisch. "Wir können am Ende unser Hobby zum Beruf machen - im Gegenzug müssen wir uns auch ein Stück weit zur Schau stellen." Im Leistungssport stehe aber im Vergleich zu Influencern oder anderen Personen der Öffentlichkeit die Leistung im Vordergrund – "das finde ich ein Stück weit sympathischer."
    Die Beliebtheit habe aber eindeutig Vorteile für die Eigenvermarktung. Man werde mehr gefördert und es gebe zudem mehr Fernsehzeiten. "Dafür steigen aber auch die Ansprüche und der Druck und das Niveau ist mittlerweile sehr hoch."
    Ohne Sportförderung geht nichts
    Es gebe aber immer noch wenige Athleten, die mit Biathlon "richtig Geld verdienen können", so Lesser. "Wenn man sich im Weltcup etabliert hat, kann man gut davon leben, aber ohne Sportförderung würde man nie so weit kommen". International seien das höchstens zehn bis 20 Personen. Die Sportförderung der Bundespolizei oder der Bundeswehr sei deshalb existenziell.
    Erik Lesser beim Biathlon-Weltcup in Ruhpolding 2018.
    Es gebe wenige Athleten, die mit Biathlon viel Geld verdienten, sagt Erik Lesser. (imago sportfotodienst)
    Zur neuen Spitzensportreform äußerten sich Lesser und Peiffer im Dlf kritisch. Im Wintersport sei Langlauf zurzeit der Verlierer, so Lesser. "Wenn wir dem Langlauf weniger Mittel zur Verfügung stellen, dann brauchen wir uns in vier oder acht Jahren nicht mehr aufregen, warum wir international keine Langläufer haben." Man würde die Schwächeren direkt fallen lassen und sich nur noch auf die Stärkeren konzentrieren, kritisiert der Athletensprecher. "Mit ein paar wenigen Sportarten reißt man die Leute auch nicht vom Hocker", ergänzt Arnd Peiffer.
    "Unser Ansehen hat gelitten"
    Mit Blick auf die Veränderungen im Weltverband und den neuen Präsidenten Olle Dahlin sind beide hoffnungsvoll. "Es geht jetzt im Verband erst mal darum, alles aufzuarbeiten. Ich hoffe, dass es wieder aufwärts geht in der IBU. Und dass die Athleten sich nicht verschaukelt fühlen. Wir Athleten stehen für den sauberen Sport – das muss von einem Weltverband auch gesteuert werden. (..) Da müssen Doping-Kontrollen überprüft werden. Es muss für Transparenz gesorgt werden."
    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ehrt Biathlet Arnd Peiffer (Clausthal-Zellerfeld). Verleihung des Silbernen Lorbeerblattes und des Verdienstordens durch den Bundespräsidenten im Schloss Bellevue, Berlin, Deutschland, am 07.06.2018.
    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ehrte Biathlet Arnd Peiffer nach den Olympischen Spielen von Pyeongchang mit dem Silbernen Lorbeerblatt. Auch Erik Lesser wurde ausgezeichnet. (imago sportfotodienst)
    "Unser Ansehen hat gelitten", bemängelt Arnd Peiffer. "Aber jetzt wird es besser. Ich bin der festen Überzeugung, dass ein Verband einen wirklich konsequenten Anti-Doping-Kampf führen muss." Wichtig seien eigene Kontrollen, die die IBU in Auftrag geben müsse, um gleiche Standards zu schaffen. "Je mehr Kontrollen gemacht werden, desto sauberer wird der Sport werden."
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.