Mittwoch, 24. April 2024

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Neue Erkenntnisse zu Eierstockkrebs-Therapie
"Diese Publikation ist wirklich outstanding"

Eine neue Eierstockkrebs-Therapie, die HIPEC-Behandlung, könnte die Bekämpfung der Erkrankung erleichtern. Mit der Kombination aus Operation und direkt anschließender Chemotherapie, seien gute Ergebnisse erzielt worden, sagte Walther Kuhn, Direktor der Universitätsfrauenklinik Bonn, im Dlf. Ganz ungefährlich sei die Behandlung aber nicht.

Walther Kuhn mit Christian Floto | 30.01.2018
    Eine Fau beim Frauenarzt
    Eierstockkrebs ist eine heimtückische Erkrankung (dpa/picture alliance/Klaus Rose)
    Eierstockkrebs ist eine heimtückische Erkrankung. Der Tumor siedelt sehr früh kleine Metastasen ab, die sich über das Bauchwasser im Bauchraum verteilen und auf den Organen anheften und dort anwachsen. Ein wichtiger Baustein bei der Behandlung ist die Operation, bei der möglichst alle Tumorzellen entfernt werden müssen.

    Seit einigen Jahren erproben einige wenige Zentren weltweit eine Kombination aus Operation und Chemotherapie. Direkt im Anschluss an die Operation leiten sie erwärmtes, hoch dosiertes Chemotherapeutikum in den Bauchraum. Über 90 Minuten wird der gesamte Bauchraum gespült. Die Hoffnung ist, dass sich verbliebene Tumorzellen so besonders effektiv abtöten lassen.

    Im renommierten Fachblatt "New England Journal of Medicine" haben Forscher jetzt den Nutzen dieser sogenannten HIPEC-Behandlung untersucht. Das Ergebnis: Die zusätzliche Chemotherapie während der Operation lohnt sich.
    Chemotherapeutikum dringt tiefer in die Krebszellen ein
    Professor Walther Kuhn ist Direktor der Universitätsfrauenklinik Bonn, und er hat Erfahrung mit dem HIPEC-Verfahren. Kernpunkt der Therapie ist und bleibe die OP selbst, erklärte er im Dlf. Bei dieser müssten mit "aller Konsequenz und Radikalität" die Tumore entfernt werden. Im Anschluss an die Operation wird dann der Bauchraum mit einem speziellen hoch dosierten Chemotherapeutikum gespült, was zuvor erwärmt wurde.
    Man habe herausgefunden, dass Eierstockkrebszellen hochsensibel auf Chemotherapien reagierten, sagte Kuhn weiter. Durch die lokale Anwendung im Bauchraum und durch die Erhitzung der Flüssigkeit würde das Chemotherapeutikum tiefer in die Krebszellen eindringen und diese zerstören können - mit einer direkten toxischen Wirkung auf die Krebszellen.
    Bei der Untersuchung von zwei Patientinnen-Gruppen, von denen die eine nach der neuen, die andere nach einer herkömmlichen Methode therapiert wurden, seien die Ergebnisse bei den durch HIPEC behandelten Frauen sehr positiv verlaufen. Die jetzt veröffentlichten Ergebnisse seine "etwas ganz Besonderes".
    Allerdings sei die HIPEC-Methode nicht ungefährlich. Wenn die Chemotherapeutikums-Konzentration zu hoch sei oder die Konzentration zu stark erhitzt sei, könne es zu Nervenschädigungen oder Nierenschädigungen bei den Patientinnen kommen, erklärte Professor Kuhn weiter.
    Bisher seien vorwiegend Patientinnen behandelt worden, bei denen der Eierstockkrebs bereits mehrfach aufgetreten sei. Hier seien die Behandlungsergebnisse mit HIPEC sehr positiv verlaufen. An weiteren Studien werde gearbeitet.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.