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Neue Fährverbindung
In 70 Minuten über die Elbe

14 Jahre lang herrschte Flaute, nun fahren zwischen Cuxhaven in Niedersachsen und Brunsbüttel in Schleswig-Holstein wieder Fährschiffe über die Elbe. Die Verbindung soll zu einer wichtigen Achse im Nord-Süd-Verkehr mit Dänemark werden. Doch es muss sich zeigen, ob sie rentabel ist.

Von Dietrich Mohaupt | 20.08.2015
    Die Fähre "Anne-Marie" steuert am 19.08.2015 Brunsbüttel (Schleswig-Holstein) an.
    Mit einer Taufe ist die neue Fährverbindung zwischen Brunsbüttel und Cuxhaven offiziell eingeweiht worden. (picture-alliance/ dpa / Carsten Rehder)
    Folklore aus Estland – präsentiert bei strömendem Regen am Steubenhöft-Anleger. Im Hintergrund liegen die beiden knapp 90 Meter langen, strahlend weißen Schiffe, die künftig über die Elbe zwischen Cuxhaven und Brunsbüttel pendeln sollen. Die beiden Fähren wurden 2010 in Norwegen gebaut, sie waren bisher zwischen der Küste Estlands und den vorgelagerten Inseln in der Ostsee unterwegs. Jetzt sollen sie zu einer wichtigen Achse im Nord-Süd-Verkehr von und nach Dänemark werden. Dass in den vergangenen Jahrzehnten ähnliche Projekte immer wieder gescheitert sind – davon lässt sich der schleswig-holsteinische Verkehrsminister Reinhard Meyer nicht beeindrucken.
    "In der Tat – es hat mehrere Versuche in der Vergangenheit gegeben, es ist aber immer auch in den Köpfen der Menschen drin gewesen. Wenn Sie jetzt in Brunsbüttel sind oder in Cuxhaven – jeder erinnert sich immer an die Fähre, hier ist doch mal eine Fähre gefahren. Ja, und nun fährt sie wieder, das erste Mal seit 14 Jahren!"
    Kann diese Fährverbindung wirklich funktionieren?
    Der Minister aus Schleswig-Holstein hat es sich zusammen mit seinem Amtskollegen aus Niedersachsen, Olaf Lies, im Salon des Fährschiffs Anne-Marie bei Häppchen und Getränken gemütlich gemacht. Rund 70 Minuten dauert die Fahrt über die Elbe bis nach Brunsbüttel – genug Zeit, auch beim Minister aus Niedersachsen noch einmal nachzufragen: Kann diese Fährverbindung wirklich funktionieren?
    "Naja – das ganze Projekt ist ja nicht aus der Hüfte geschossen, sondern sehr gut und sehr klug vorbereitet. Wir haben in 2013 ein entsprechendes Gutachten in Auftrag gegeben, das erst einmal darstellt: Ist denn ein wirtschaftlicher Betrieb einer solchen Fährverbindung überhaupt möglich? Weil – eins war von Anfang an klar: Für den Betrieb dieser Fährverbindung wird das Land keinen Euro dazugeben können."
    Die Gutachter rechneten damals mit rund 265.000 Pkw, 625.000 Passagieren, Tagestouristen zum Beispiel, die bei nicht so tollem Strandwetter einfach mal die nähere Umgebung diesseits und jenseits der Elbe erkunden wollen, und etwa 48.000 Frachteinheiten – also Sattelschlepper zum Beispiel mit Containeraufliegern.
    "Also insofern ist das glaube ich eine gute Kombination aus einem sehr starken touristischen Angebot, einem idealen Angebot auch für den Güterverkehr – und ich will ein Beispiel für Niedersachsen, für Cuxhaven nennen, das ist die Ansiedlung von Siemens. Siemens hat sich entschieden, mit 1000 Arbeitsplätzen, die geschaffen werden, am Standort Cuxhaven 200 Millionen Euro zu investieren – und Siemens ist sehr stark in Dänemark vertreten. Naja, und die Achse Cuxhaven-Dänemark über diese Fähre ist glaube ich ideal."
    So – oder so ähnlich hat das auch der Hauptgesellschafter der neuen ELB-LINK-Reederei, Vjatseslav Leedo aus Estland, gesehen, als er sich entschied, in das Fährgeschäft in Deutschland einzusteigen. Die Fehler, die beim letzten Versuch vor 14 Jahren mit alten, reparaturanfälligen Schiffen gemacht wurden, habe man diesmal vermieden, betont er.
    "Wie Sie ja sehen, sind ja unsere Schiffe moderner, die früheren Überfahrten haben ja mehrere Stunden gedauert – die Kunden wollen aber, dass eine schnelle Überfahrt stattfindet. Und das bieten wir an."
    Premierenfahrt mit 100 Passagiere
    70 Minuten an Bord statt dreieinhalb Stunden hinter dem Lenkrad – so lautet das Motto der Reederei. Bei der Premierenfahrt von Cuxhaven nach Brunsbüttel wollten das schon einmal einige hundert Passagiere ausprobieren. Im modern ausgestatteten Bordrestaurant lassen auch sie sich die Häppchen schmecken, wiederum begleitet von Tanz- und Gesangsvorführungen der estnischen Volkstanzgruppe. Eine Fährverbindung mit Zukunft – so die überwiegende Einschätzung unter den Passagieren.
    "Ja, ich glaube schon – denn wir haben nur eine Elbüberquerung, das ist Wischhafen – Glückstadt, und das zusätzlich hier, das würde gut ankommen."
    "Ja, ich denke schon."
    "Und ich denke, dass man als Tourist, gerade wenn man hier in der Region Urlaub macht, mal so ein Ausflugsziel sucht, und dann vielleicht mal rüberfährt nach Brunsbüttel von Cuxhaven aus."
    "Ich denke, es wird von vielen angenommen – weil die Lkw-Fahrer ja auch genug Zeit haben. Wenn die Gastronomie in Ordnung ist und es sich rumspricht, dass es hier ein gutes Schnitzel oder so was gibt, dann wird das schon boomen."
    "Hoffentlich bleibt's, ja!"