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Neue Ideen für den Weltraumtourismus

Raumfahrt. - Vor fast genau zwei Jahren erreichte das erste private Raumschiff der Welt "SpaceShipOne" den Weltraum und gewann damit den so genannten X Prize. An diesem Wochenende wird nun auf einem neuen, rein privaten Weltraumflughafen im US-Bundesstaat New Mexico der "X Prize Cup" ausgetragen. Verschiedene Firmen wollen dort ihre Schiffe für den beginnenden Weltraumtourismus vorführen. Im Vorfeld haben die beteiligten Unternehmen auf einer Konferenz ihre Pläne vorgestellt.

Von Guido Meyer | 18.10.2006
    So schnell kann's gehen, vom Pionier zum Geschichtsobjekt. Vor zwei Jahren war "SpaceShipOne" noch das erste aus privaten Mitteln finanzierte Raumschiff, das auf 100 Kilometer Höhe gestiegen und damit einen suborbitalen Flug vollführt hat, also noch keine Erdumkreisung. Heute steht das kleine, wacklige Gefährt im National Air and Space Museum in Washington, D.C. "SpaceShipOne" ist tot, es lebe "SpaceShipTwo".

    " Was 2004 ins All geflogen ist, war ein Prototyp. Wir müssen etwas bauen, das viel sicherer, viel verlässlicher und auch effizienter ist, also geschaffen für den täglichen Einsatz. Diese Anforderungen übertragen wir nun auf die Konstruktion von "SpaceShipTwo". Was bei "SpaceShipOne" so gerade geklappt hat, wird bei seinem Nachfolger Standard werden. Scaled Composites hat 25 Millionen Dollar investiert und mit "SpaceShipOne" dreimal den Weltraum erreicht. Wir werden 150 Millionen darauf verwenden, die Systeme redundant und zuverlässig zu machen und so etwas auf den Markt bringen, das sicher ist. "

    "Wir", das ist die britische Firma Virgin Galactic, auf dem Raumflugsymposium in Las Cruces vertreten durch ihren Chief Operating Officer, Alex Tai. Das Prinzip wird jedoch gleich bleiben: Das Trägerflugzeug White Knight trägt das kleinere Raumschiff an seinem Bauch auf eine Höhe von fünfzehn Kilometer. Dann löst sich "SpaceShipOne" vom 'Weißen Ritter' und zündet seinen Raketenmotor. Künftig soll aber nicht nur ein einziger Testpilot in den Genuss von vier Minuten Schwerelosigkeit kommen.

    " Das würde als Geschäftsmodell so nicht funktionieren. Wenn wir uns nur an vermögende Passagiere wenden würden, gingen uns über kurz oder lang die Kunden aus. Deshalb mussten wir "SpaceShipTwo" größer bauen. Künftig bietet es zwei Piloten und sechs Passagieren Platz. Damit können wir nach einer gewissen Anlaufzeit die Preise senken und so einen größeren Markt erschließen. Auch das Startflugzeug White Knight musste größer werden, um das schwerere Raumschiff tragen zu können. Seine Flügelspannweite ist jetzt größer als die einer Boeing 757. "

    Die Virgin-Gruppe betreibt neben einen Musiklabel und Radiostationen auch die Fluglinie Virgin Atlantic und will ihre Erfahrungen aus der Luftfahrt nun auf "SpaceShipTwo" übertragen, was zum Beispiel die Bremsen angeht. Gerade die flugerprobte Virgin-Gesellschaft könne es sich nicht leisten, dass etwas schief geht, zumal dies dem Weltraumtourismus insgesamt schaden würde, glaubt Alex Tai. Läuft jedoch alles weiter nach Plan, soll bereits 2008 der Jungfernflug stattfinden, 2009 der erste kommerzielle Einsatz für $ 200 000 pro Sitz. Diesen Preis will das Da-Vinci-Project weit unterbieten. Sein Code zum Erfolg: Vier Starts pro Tag, sieben Passagiere pro Flug - und jeder Sitz kostet weniger als $ 10 000. Brian Feeney, Präsident des da Vinci Projektes.

    " Ich beschreibe unsere Fluggeräte gerne als Weltraum-Flugzeuge oder Flug-Raumschiffe, ganz wie Sie wollen. Sie haben Flügel und können auf einem Flughafen starten und landen. Nur so können wir eine hohe Flugfrequenz erreichen, die sich rechnet. Unsere operationellen Kosten werden sich auf weniger als einen Sitz an Bord dieses Sieben-Personen-Gefährts beschränken. "

    XF3 Walküre, so der Name dieses Schiffes, das äußerlich einem Kampfjet ähnelt. Viel Platz zum Rumschweben im luftleeren Raum ist an Bord nicht; das Vergnügen soll hier eher ein optisches sein und sich auf den Blick hinunter auf die Erde durch eine Glaskuppel beschränken. Wer's lieber abenteuerlich-sportlich mag, für den käme die kleinere Version in Frage, der Smart unter den Raumschiffen.

    " Das XF2, die Excalibur-Klasse, ist ein Zwei-Personen-Schiff. Vorne im Cockpit sitzt der Weltraumtourist, hinter ihm unser Pilot. Er kümmert sich um alles. Wer aber möchte, bekommt ein spezielles Training und darf dann im All manövrieren und die Steuerdüsen betätigen. Das XF2 wird die bestmögliche individuelle Weltraumerfahrung sein. Sie sitzen vorne in einem völlig durchsichtigen, verglasten Cockpit. Es wird Ihnen vorkommen, als würden sie selbst ummittelbar durch den Raum schweben. Wir bieten nicht viel Platz, aber den ultimativen Ausblick. "

    Schöne Aussichten für da Vinci; einen ersten Starttermin gibt es jedoch noch nicht.