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Neue Immobilienblase in Sicht

Die Preise für Häuser in den USA steigen wieder, Hypotheken sind wieder günstig zu bekommen, die Nachfrage zieht wieder an. Auch amerikanische Großinvestoren und Banken kaufen wieder Häuser und werden Vermieter. Wirtschaftlich beunruhigend: Auch dieses Mal sollen wieder Finanzprodukte für Spekulanten generiert werden.

Von Miriam Braun | 07.06.2013
    Es ist heiß in Phoenix. Erik Walbot steht mit offenem Leinenhemd, ein paar Unterlagen unterm Arm vor einem Einfamilienhaus. Hier in Arizona sind die Häuserpreise allein im vergangenen Jahr um 25 bis 30 Prozent gestiegen.
    ""We started to come back again. The rise of the phoenix, we actually led the United States in appreciation last year. At about 25 to 30 percent, we have a huge demand for properties.”"

    Phoenix aus der Asche, sagt der Makler und spielt mit dem gleichlautenden Sprichwort: der altgriechische Vogel, der erst verbrennen muss, bevor er aus seiner Asche neu und prunkvoller aufersteht. Wie die Millionenstadt Phoenix, deren Immobilienmarkt in der Krise stark getroffen wurde. Heute ist die Nachfrage wieder enorm in doppelter Hinsicht: kaufen - und kaufen, um zu vermieten.

    "Inzwischen wird fast überall gemietet. Und Familien sind bereit, langfristige Verträge zu unterschreiben. Nicht nur im Stadtkern, sondern auch in den Vororten. Wer kauft und dann vermietet, macht gute Gewinne: Egal wo, er bekommt die Immobilie auf jeden Fall vermietet, kriegt dann monatlich Geld und die Wertsteigerung von 20 bis 25 Prozent. Enorm lukrativ."

    So lukrativ, dass nicht nur Privatpersonen und Gesellschaften zu Hausbesitzern werden, sondern auch die Finanzakteure der Wall Street. Laut Schätzungen der Investmentbank KBW haben Hedgefonds insgesamt rund neun Milliarden Dollar generiert, die in Mietimmobilien gesteckt werden sollen. Der Investment Gigant Blackstone allein hat bereits für rund 2,5 Milliarden US-Dollar 16.000 Häuser erworben. Die Firma wirbt im Netz mit dem Film "Invitation Homes", Einladung nach Hause für die scheinbar ehrenhafte Idee: Verwaiste Häuser werden aufgekauft, schön renoviert und dann an glückliche Familien vermietet.

    ""Buying homes, fixing them up, leasing them up. Creating affordable places for people to live. We are spending an enormous amount of capital and hiring a large amout of people to get this right!”"

    Auch Ökonom Lawrence White von der New York University hat zunächst nichts auszusetzen. Die Investoren springen nur mittelfristig ein.

    "Wenn die Preise anziehen, werden die Investoren wahrscheinlich der Meinung sein, genug Gewinn gemacht zu haben und dass es an der Zeit ist, sich zurückzuziehen und wieder zu verkaufen. Ich vermute, dann sind es echte Eigenheimbesitzer, die kaufen werden, also eigentlich eine gute Sache."

    Aber aus den Mietverträgen sollen auch Finanzprodukte generiert werden. Alle Einnahmen fließen abzüglich Verwaltungskosten an die Käufer der Wertpapiere – für die es bereits ein Kürzel gibt: "Reo to Rental – Real Estate Owned to Rental", Immobilienbesitz um zu vermieten. David Stockman im US-Fernsehen, war unter Ronald Reagon Direktor des Office of Management und Budget.

    " Riesige Mengen an Geld rollen in den Markt, Spekulationsbasis für einen schnellen Gewinn. Aber sobald die Gewinnmargen schrumpfen, sind die Investoren so schnell weg, wie sie gekommen sind. Überlegen sie mal, dass sind Einfamilienhäuser keine Wohnungskomplexe. Blackstone alleine hat 16.000 gekauft."

    Er spricht von einer neuen Immobilienblase, getrieben von den niedrigen Leitzinsen der US-Notenbank, die das Spiel nur kurzfristig lukrativ machen. Sobald diese wieder anziehen, oder die Häuserpreise nicht mehr steigen, bricht die künstliche Nachfrage weg und der Markt könnte wieder implodieren.