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Neue Kampagne
Studieren im Ausland

Der Deutsche Akademische Austauschdienst DAAD und die Bundesregierung wollen, dass 2020 die Hälfte aller Studierenden in Deutschland Auslandserfahrung hat. Mit einer Kampagne sollen die Studierenden jetzt rechtzeitig zu allen Facetten eines Studienabschnitts im Ausland informiert werden. Korrespondentinnen berichten über Leben und Studieren per Twitter, Blog und Instagram.

Von Philip Banse | 30.11.2015
    Studenten im Hörsaal
    Derzeit waren offiziell 37 Prozent einmal im Ausland, und da sind auch sehr kurze Auslandsaufenthalte mit eingerechnet. (picture alliance / dpa / Fredrik von Erichsen)
    "Ich war schon zwei Jahre im Ausland und es ist einfach die größte Erfahrung, die man machen kann. Man wird so ein bisschen süchtig danach, nach der Aufregung, nach den ganzen neuen Erfahrungen, nach neuen Freunden, dass alles einfach spannend ist. Sogar, wenn man in den Supermarkt geht und sich eine Tüte Milch kauft, alles ist spannend."
    Franziska Jahn studiert seit einigen Monaten in Bukarest Soziologie mit einem Erasmus-Plus-Stipendium. Und sie ist Teil einer neuen Kampagne, die mehr Studierende zu einem Studium im Ausland bewegen soll.
    "Es gibt viele, viele Daten, die uns zeigen, dass der Auslandsaufenthalt tatsächlich nützlich ist – nicht nur um die fachlichen Kompetenzen zu intensivieren. Sondern ein Auslandsaufenthalt nützt auch der Persönlichkeitsentwicklung."
    37 Prozent waren im Ausland
    Sagt Magret Wintermantel, Präsidentin des Deutschen Akademischen Austauschdienstes. DAAD und Bundesregierung wollen, dass 2020 die Hälfte aller Studierenden in Deutschland Auslandserfahrung hat. Derzeit waren offiziell 37 Prozent einmal im Ausland, und da sind auch sehr kurze Auslandsaufenthalte mit eingerechnet, gesteht Magret Wintermantel.
    "Die sportliche Zielmarke von 50 Prozent können wir nur erreichen, wenn wir die Studierenden rechtzeitig und zeitgemäß zu allen Facetten eines Studienabschnitts im Ausland informieren."
    Und da kommt Soziologiestudentin Franziska Jahn ins Spiel. Sie ist eine von 11 Korrespondentinnen für die Kampagne, das heißt, für die Kampagnen-Seite studieren-weltweit.de berichtet Franziska über Leben und Studieren in Bukarest, per Twitter, Blog und Instagram. Fotos vom schönen Weg zur Uni, vom Mensaessen - die klassischen Probleme hatte Franziska Jahn bisher nicht, sagt sie: Mit dem Erasmus-Geld komme sie im günstigen Bukarest gut über die Runden. Und die die Anrechnung der rumänischen Scheine bei der Uni Kiel?
    "Da ist meine Uni sehr kulant, ich bekomme alles angerechnet, es muss auch nicht das Gleiche sein."
    Andreas Hanka, studentischer Vertreter im Vorstand des Deutschen Akademischen Austauschdiensts, findet diese relativ unmittelbare Berichterstattung vom Auslandsstudium an sich gut. Aber:
    "Ich bin mal gespannt, wann der erste Blogeintrag kommt mit so einer typischen kafkaesken Geschichte, dass man dann seine Scheine hat, aber dann auf einmal kommt, nö, warum sollen wir das denn anerkennen, das ist ja was ganz anderes. Meine Physik-Vorlesung ist das doch was ganz anderes als in Malaysia. Das zu transportieren, da bin ich sehr gespannt."
    Unterstützung durch Eltern erforderlich
    Von Problemen könnte Annika Wahl berichten, eine andere Kampagnen-Korrespondentin, sie studiert gerade ein Semester Jura in Warwick in England. Annika Wahl bekommt 270 Erasmus-Euro, muss aber doppelt so viel Miete zahlen wie in Deutschland:
    "Das Erasmus-Geld reicht natürlich nicht, da ist man auf Unterstützung angewiesen durch seine Eltern, durch ein anderes Stipendium oder dass man sich was zusammen gespart hat."
    700 Euro im Monat müssen Ihre Eltern drauf legen, damit das Studium im Ausland klappt. Die Erasmus-Förderung sei eine Förderung für die Reichen, sagt Sijbolt Noorda, der zur Internationalisierung des Hochschulwesens forscht. Er ärgere sich darüber, dass die EU so wenig zahle, sagt er. Brüssel wolle vor allem hohe Zahlen von Auslandsstudierenden. Sie Vorschlag dagegen:
    "Brüssel sollte lieber weniger Studierende fördern, dafür aber mit besser dotierten Stipendien."
    Viele Hochschulen hätten Studierende aus dem Ausland auch als einträgliches Geschäftsmodell entdeckt - ein struktureller Anreiz, nicht so viel über die Risiken des Auslandsstudiums zu sprechen:
    "Auslandsmobilität hat einen guten Ruf, aber sie ist auch risikoreicher als oft gedacht. Wir hören sehr selten über diese Risiken. Diese Enttäuschungen, wo es nicht geklappt hat, wirklich, tatsächliche tiefe Enttäuschungen. Und es hat auch noch sehr viel gekostet."